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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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zu erschießen und im selben Zug von einer Brücke zu stürzen.«
    »Okay, okay«, sagte Tifton. »Dann klären Sie uns doch mal auf. Wer hat jetzt hier das Sagen?«
    Mitch fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als müsste er erst selbst darüber nachdenken. »Der Stiftungsrat. Er besteht aus zwölf Mitgliedern.«
    »Die sich um zehn Uhr zu einer Besprechung treffen«, ergänzte Dani. Das hatten sie und Tifton bei der Befragung der Angestellten erfahren.
    »Stimmt.« Er blickte auf seine Armbanduhr, was Dani dazu veranlasste, das Gleiche zu tun. Zwanzig nach neun.
    »Übernimmt der Stiftungsrat also das Tagesgeschäft?«, fragte Tift.
    »In diesem Gremium sitzen Spendengurus und Schickis, die auch mal gern eine Kamera in der Hand halten. Leute wie Marshall Kettering und seine Ehefrau. Sind Sie ihnen schon begegnet?«
    »Der distinguierte Gentleman und sein heißer Feger?«
    Dani verdrehte die Augen.
    »Ganz genau. Sie veranstalten Bälle und treten als Sponsoren für Ausstellungen auf. Russ und seine Leute haben die echte Arbeit verrichtet.«
    »Haben Sie ihn für die Stiftung hergeholt?«
    »Das ergab sich so. Russ war Fotojournalist und ein Freund der Familie. Nach dem Tod meines Vaters ist er zu meinem Mentor geworden. Ich bin losgezogen, um das Unheil der Welt zu bekämpfen, aber meine Arbeit fand zu Beginn nur bei Kunstliebhabern Anklang. Das Publikum auf meinen Ausstellungen war elitär, und die Verleger haben meine Fotografien in Hochglanz abgedruckt und Bildbände daraus gemacht. Bücher, die sich kein Mensch leisten konnte. Doch die Menschen auf diesen Fotos litten Hunger oder waren schon tot. Durch ethnische Säuberungen oder Krankheiten.« Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Ich habe auch dort das Blutvergießen nicht aufhalten können.«
    »Inwiefern?«, fragte Tifton, aber Danis Herz setzte für einen Schlag aus. Mitchs Vater war in seinen Armen verblutet.
    Deswegen war er also in die große weite Welt hinausgezogen. Er hatte Buße tun wollen.
    »Ich meine«, erwiderte Mitch, »dass ich reich und berühmt wurde, aber in der Welt nichts geändert habe. Russ hat diese Stiftung aufgebaut. Er hat dafür gesorgt, dass meine Fotos die Menschen aufrüttelten. Eine gewisse Zeit lang habe ich tatsächlich geglaubt, dass wir etwas Gutes tun.«
    »Auf der Webseite Ihrer Stiftung steht, dass Ihre Nordafghanistan-Ausstellung zwei Jahre lang durch verschiedene Museen gegangen ist. Dabei wurden zwei Millionen Dollar für Dörfer wie jenes gespendet, das Sie porträtiert haben«, sagte Tifton. »Das hört sich in meinen Ohren nach etwas sehr Gutem an.«
    »Ja, so bin ich eben, ein Scheißsuperheld.«
    Eine kleine elektronische Melodie erklang. Es war Mitchs Handy. Er lauschte ein paar Sekunden lang stirnrunzelnd seinem Gesprächspartner, dann legte er auf. »Das war Mia Kettering. Sie arbeitet heute ehrenamtlich nebenan im Stiftungsgebäude und sagt, dass mich dort eine Frau sprechen will.«
    »Wer ist es?«, fragte Dani.
    »Das weiß ich nicht. Mia sagt, ihr Name sei Janet Milano.«
    Dani erstarrte, was den beiden Männern nicht entging.
    »Nails? Wer ist Janet Milano?«, hakte Tifton nach.
    Dani schluckte. »Rosie McNamaras Schwester.«

17
    M itch war in weniger als zehn Minuten geduscht und rasiert. Er zog eine frische Jeans und ein dunkles, langärmeliges Hemd mit Streifen an, das er in einem Schrank entdeckt hatte. Er war sich recht sicher, dass es ihm gehörte und dass er es bei einem seiner seltenen Besuche in den vergangenen Jahren zurückgelassen hatte.
    Er betrachtete sich im Spiegel. Okay. Rose McNamaras Schwester hatte genug durchgemacht – da wollte er bei ihrer Begegnung nicht wie ein Rebellenführer aussehen. Er brauchte ihre Unterstützung.
    Mia Kettering kam Mitch entgegen, als er das Stiftungsgebäude betrat. Sie war wie immer sorgfältig frisiert, und ihr Haar duftete nach Kokosnuss. »Ich habe sie in Konferenzraum eins geschickt«, flüsterte sie Mitch zu. »Die Frau macht mir Angst. Sie fragt ständig nach einem Foto von Russ.«
    Stirnrunzelnd durchschritt er die Eingangshalle, nahm dort ein großes gerahmtes Foto von Russ von der Wand – ein Schild am unteren Rand wies ihn als Gründer und Geschäftsführer der JMS Foundation aus – und trug es in den Konferenzraum, wo er das Porträt auf den Tisch legte.
    Janet Milano beobachtete ihn. Sie war eine mollige junge Frau, deren Haare zu einem straffen Knoten frisiert waren. Unter ihren Augen lagen Spuren von verschmierter Wimperntusche.

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