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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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alle umstimmen. Reiche Leute genauso wie Arme. Es ging immer nur ums Geld. »Wo ist sie?«
    »Sie wohnt im Obdachlosenheim in der Bailing Street. Ihr Zuhälter hat sie vor ein paar Monaten rausgeworfen.«
    Brad fuhr zurück auf den Parkplatz und hielt zwei Reihen von Housleys Wagen entfernt an. Kalter Regen hatte eingesetzt und fiel auf die Windschutzscheibe. Das Prasseln schien wie Dartpfeile seinen Schädel zu durchdringen und malträtierte sein Gehirn. »Ich kümmere mich darum«, sagte er, während er in die Hosentasche griff. Nichts. Verdammt, er dachte, er hätte noch eine Oxyconton gehabt, die ihm als Puffer zwischen seinem Kopf und den Pfeilen dienen konnte. Heute Nachmittag waren noch zwei in der Tasche gewesen. Hatte er sie etwa schon verbraucht?
    Vielleicht waren sie zu Hause. Möglicherweise hatte er sie im Humidor liegenlassen, wo er seine Pillen aufbewahrte.
    »Was werden Sie tun?«, wollte Housley wissen.
    »Ich werde Nika einen Besuch abstatten«, erwiderte Brad. Die Nadelstiche prasselten unentwegt auf seinen Kopf ein. »Und sie davon überzeugen, das Richtige zu tun.«

20
    M itch hatte Dani ein paar Stunden lang geholfen und verbrachte den restlichen Nachmittag damit, Sponsoren zu beschwichtigen, die Gerüchte über Russ’ Verfehlungen gehört hatten. Mit den meisten hatte er telefoniert, doch jene, die in der Nähe lebten, suchte Mitch persönlich auf. Er war kein typischer Stiftungseigner, doch er war intelligent, besaß ein einnehmendes Wesen und hatte Orte und Dinge gesehen, von denen die meisten Menschen kaum eine Ahnung hatten. Mit Ausnahme von Dani stellte niemand seine Aufrichtigkeit in Frage. Die Geldgeber waren angetan von der Idee, dass Mitch seine Ausstellung eigenhändig inszenieren und persönlich anwesend sein würde. Das garantierte eine gute Berichterstattung.
    Ob es allerdings reichte, um von der derzeitigen schlechten Presse abzulenken? Das blieb abzuwarten.
    Am Abend, als es immer noch regnete, war er wieder in Lancaster und kämpfte mit den Folgen seines Jetlags und dem fehlenden Schlaf. Er rief Dani an.
    »Wo steckst du?«, fragte er, als sie abnahm.
    »Immer noch dort, wo du dich von mir verabschiedet hast. Ich stecke knietief in Akten.«
    Mitch grinste, als er sie vor seinem inneren Auge sah – da hatte sie sich schließlich weit mehr entledigt als bloß Jackett und Schuhen – auch wenn das wahrscheinlich nicht der Realität entsprach.
    »Hast du schon etwas gegessen?«, wollte er wissen. Sie zögerte. »Essen«, wiederholte er. »Du erinnerst dich doch bestimmt, was das war?«
    »Nein. Ich meine, ja. Ich weiß, was das ist, verdammt noch mal. Und nein, ich habe noch nichts gegessen.« Sie war verwirrt – und es schien ihr nicht zu behagen, dass sich jemand um sie sorgte. Mit siebzehn Jahren, als er sie kennenlernte, hatte Dani allein den Haushalt geschmissen, und das bereits, seit sie acht Jahre alt war, obwohl Mitch das damals nicht gewusst hatte. Schließlich war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, die gleiche Rolle für seine trauernde Mutter und Schwester zu übernehmen, nachdem sein Vater gestorben war. Sein Bruder Neil war zum FBI gegangen, um anderen Leuten den Schädel einzuschlagen, und so war Mitch, der drei Jahre jünger war, zum Mann im Haus geworden. Als er sich in Dani verliebte, war es für ihn vollkommen selbstverständlich gewesen, für sie da zu sein, egal wie merkwürdig es sich für sie angefühlt haben mochte.
    Offensichtlich war es niemandem in der Zwischenzeit gelungen, sich um sie kümmern zu dürfen. Ein Umstand, der ihn gleichermaßen traurig wie hoffnungsfroh stimmte. »Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«

    Mitch hielt unterwegs bei einem Fastfood-Laden, wo er ein paar Sandwiches und Chips besorgte, und parkte schließlich vor dem Wohnhaus der Stiftung. Die Muskeln in seinem linken Oberschenkel schmerzten, als er die Eingangsstufen hinaufstieg, doch davon ließ er sich nicht aufhalten, alles drängte ihn zu Dani. Auf dem Weg nach Hause hatte er mit Tifton telefoniert und versucht, etwas aus ihm herauszubekommen. Tifton konnte nichts Neues zum Fall berichten und war nicht gewillt, etwas über Dani auszuplaudern. »Sie nimmt ein paar Tage Auszeit, das ist alles«, hatte er gesagt.
    Mitch ging durch den Eingangsbereich und hielt vor Russ’ Wohnungstür inne: Es brannte Licht. Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Das Absperrband der Polizei war entfernt worden, die Tür war angelehnt. Er stellte die Sandwich-Tüte auf dem

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