Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
gewesen war, zusammengeführt. Brad hatte mit einem der Mädchen aus der Poststelle eine Affäre gehabt. Mit einem Bündel Dollar, das er ihr zugesteckt hatte, war sie in Housleys Klinik gegangen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen, doch sie hatte im letzten Moment Angst vor dem Eingriff bekommen. Schließlich war es Housley gewesen, der eine Lösung vorschlug: Er würde sich des Babys annehmen und das Mädchen dafür bezahlen. Brad wusste nicht, was mit dem Baby geschehen war. Doch wer auch immer das Kind von Housley vermittelt bekommen haben mochte, musste ihn gut entlohnt haben.
Ein paar Jahre später kam Housley wieder auf ihn zu. Brad arbeitete inzwischen bei der Stiftung und war für den Aufbau einer neuen Abteilung zuständig, die sich um Adoptionsverfahren ausländischer Kinder kümmerte. Erinnern Sie sich an unser kleines Geschäft? Ich habe ein junges Ding in der Klinik – eine Prostituierte. Für eine Abtreibung ist es zu spät … Da dachte ich, dass Sie vielleicht eine Möglichkeit finden, das Baby zu vermitteln … ich meine, mit OCIN im Rücken. Ich handele etwas mit dem Mädchen aus, Sie bekommen den Löwenanteil, und das Baby findet ein neues Zuhause. So hätte jeder von uns etwas davon …
In den folgenden drei Jahren hatte Housley ihm fünf ungewollte Kinder geliefert, die Brad an sorgfältig ausgewählte Eltern übergeben hatte, nachdem sie sich bei OCIN um eine Auslandsadoption bemüht hatten. OCIN hatte die Paare auf ihre Tauglichkeit als Eltern überprüft. Und auch Brad hatte sie einer Prüfung unterzogen, allerdings um festzustellen, inwieweit sie bereit waren, die Grenzen der Legalität zu überschreiten. Wenn sie den Preis bezahlten und den Mund hielten, bekamen sie ein Baby aus den Vereinigten Staaten, hatte er ihnen gesagt. Auf diese Weise würden sie nicht nur Eltern eines neugeborenen Kindes werden, anstatt ein älteres zu adoptieren, das gesamte Verfahren wäre auch entschieden kürzer als der rechtliche Zirkus, der mit einer Auslandsadoption einherging. Außerdem fiel das Risiko von Gesundheits- oder Sozialisierungsproblemen weg, das es bei Kindern aus dem Ausland meistens gab. Alles, was sie zu tun hatten, war, die Kohle rüberwachsen zu lassen und das Alter des Kindes um etwa ein halbes Jahr nach oben zu korrigieren. Dann war das Kleine eben ein Frühchen.
»Was gibt’s?«, wollte Housley wissen.
Brad lenkte den Wagen aus der Parklücke und fuhr um den Block, während sie sich unterhielten. »Haben Sie die Nachrichten verfolgt? Die Polizei hat die Stiftung ins Visier genommen und versucht, eine Verbindung zwischen meinem Vater und Rose McNamara herzustellen.«
»Sie waren wachsam, das wird also keine Rolle spielen.«
»Ich war wachsam. Aber ich möchte, dass der Deal mit Nika Love jetzt sofort über die Bühne geht. Holen Sie das Baby, leiten Sie die Wehen ein oder was auch immer. Sie ist weit genug.«
»Das ist wahr, aber es hilft uns nicht.«
»Weshalb?«
»Sie war heute in meiner Sprechstunde.«
»Und?« Wenn mit dem Baby etwas nicht stimmte, war alles im Eimer. Hier ging es um ein weißes männliches Baby, das viel Geld einbringen würde.
»Sie hat ihre Meinung geändert und will das Kind nicht mehr verkaufen.«
Brad krallte die Finger um das Lenkrad. »Dafür ist es jetzt zu spät! Die Sache war abgemacht. Die Schlampe war mit allem einverstanden.«
Housley seufzte. »Hatten Sie jemals mit schwangeren Frauen zu tun, Harper? Es hat keinen Sinn, mit ihnen zu streiten.«
Brad stieß einen Fluch aus. Verdammt, er brauchte dieses Kind. Er konnte die Anzahlung jetzt nicht zurückgeben – schon gar nicht, wenn die Bullen überall ihre Nase reinsteckten. Und noch viel weniger konnte er akzeptieren, dass da draußen eine junge Frau und ein wohlhabendes Ehepaar herumspazierten, die von seinen Machenschaften wussten, aber nicht davon profitiert hatten. Erst wenn sie Teil des Geschäfts waren, machten sie sich strafbar und hielten die Klappe.
»Sie muss uns das Kind überlassen«, knurrte Brad. »Es ist schon viel zu viel Geld geflossen. Die Adoptiveltern warten bereits im Hotel.«
»Aber was wollen Sie machen, Brad? Wollen Sie sie einsperren, bis das Kind kommt? Mein Gott, Sie können ihr das Kind schließlich nicht einfach wegnehmen! Als Mutter muss sie uns das Baby aushändigen.«
»Wie viel will sie?«
Housley schüttelte den Kopf. »Sie will das Kind. Ich glaube nicht, dass Sie ihren Entschluss mit Geld beeinflussen können.«
Unfug. Mit Geld konnte man
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