Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
auf und versuchte, die Fakten zusammenzufassen. »Also, vor drei Jahren verkauft Jill Donnelly ihr Baby. Vor acht Monaten macht Alicia Woodruff genau das Gleiche. Beide sind in den letzten drei Monaten verschwunden. Und jetzt gibt es ein weiteres Mädchen, das ins Schema passt. Nika Love. Und ihre Freundinnen glauben, dass ihr etwas zugestoßen ist. Der einzige Unterschied ist, dass sie ihr Kind noch nicht bekommen hat.« Dani sah Tifton an. »Und du denkst, dass Rosie auch dazugehört?«
»Aber sie passt nicht dazu«, warf Mitch ein. »Sie ist nicht nur verschwunden. Sie wurde ermordet und verstümmelt.«
»Vielleicht ist den anderen Mädchen das ja auch zugestoßen«, erwiderte Dani. »Wir haben ihre Leichen nur noch nicht gefunden.«
Tifton sah Mitch an. »Wir versuchen gerade, eine Verbindung zwischen den Mädchen und Russ Sanders herzustellen.«
Mitchs Stimme klang wie splitterndes Glas. »Vielleicht ist Ihnen entgangen, Detective, dass Russell gestern Abend kein Mädchen gekidnappt haben kann.«
»Mann, das ist mir klar. Aber OCIN spielt in dieser Geschichte eine Rolle. Was ich eben über Rosie und die Kinneys gehört habe, bestätigt das nur. Ich werde die Angestellten der Stiftung erneut befragen müssen. Und diesmal wird das FBI dabei sein.«
»Gut«, entgegnete Mitch ein wenig gereizt. »Und Sie glauben, das macht einen Unterschied?«
»Fragt nach den verschreibungspflichtigen Betäubungsmitteln«, erinnerte Dani Tifton. »Vielleicht gibt es jemanden bei OCIN, der so etwas nimmt.«
»Das machen wir. Allerdings braucht man dafür nicht unbedingt ein Rezept, man kann sich den Dreck überall beschaffen.«
Dani wandte sich an Mitch. »Gestern Abend hast du mir erzählt, dass Brad vollkommen erledigt war. Vielleicht war mehr als nur Alkohol im Spiel?«
»Das würde mich nicht wundern.«
»Finde heraus, was er nimmt, Tift. Wenn er einem Bluttest zustimmt, wäre er, zusammen mit der Reise nach Philadelphia, vermutlich aus dem Rennen.«
»Dani, er ist Anwalt. Er kennt jeden Winkelzug und weiß, dass er bereits jetzt nicht mehr unter Verdacht steht. Er wird sich nicht auf einen Bluttest einlassen.«
»Frag ihn trotzdem. Ich möchte wissen, wie er reagiert.«
»Na gut. Aber zuerst würde ich gern einen Blick in die Adoptionsakte der Kinneys bei OCIN werfen. Wenn das, was ihr beide annehmt, stimmt und das Kind von Rosie ist, wäre sie höchstwahrscheinlich Nummer vier.«
»Ich will einen richterlichen Beschluss sehen«, forderte Mitch. »Sonst kann ich die Akte nicht herausgeben.«
»Hören Sie, Mann, bis ich den bekomme –«
»Ich habe bereits ein Treffen mit den Kinneys für morgen früh vereinbart, Tift«, schaltete sich Dani ein. »Um neun Uhr. Das ist alles schon geregelt.«
Er dachte darüber nach. Dani wusste, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde, etwas zu veranlassen. Und ihm war klar, dass Mitch ihm die Adoptionsakte ohne richterlichen Beschluss nicht aushändigen würde.
»Also gut«, willigte Tift schließlich ein, »dann werden wir morgen früh mal wieder einen Richter aus dem Bett klingeln müssen. Dani, ruf mich an, sobald du mit den Kinneys gesprochen hast, in Ordnung?«
»Hach«, erwiderte Dani spitz, »es fühlt sich fast so an, als arbeitete ich wieder an dem Fall.«
Tifton fluchte, während er aufstand und den dicken FBI-Ordner wieder an sich nahm.
An der Tür hielt Dani ihn auf. »Tift«, sagte sie, »warum bist du hergekommen und hattest es so eilig, mehr über Rosie zu erfahren? Heute Nachmittag hattest du noch keine Ahnung, dass sie mit Nika Love in Verbindung stehen könnte.«
Tifton hielt den Ordner hoch. »Du hast doch sicher Alicia Woodruffs Foto gesehen?«
»Nein.«
Tifton ließ die Schultern hängen. »Sie ist neunzehn Jahre alt, weiß, einen Meter achtundsechzig groß, hat grüne Augen.« Als er kurz innehielt, stockte Dani das Blut in den Adern. »Und blonde Locken.«
33
D ani schloss die Tür hinter Tifton und blickte zu Mitch hinüber. Ihr Gesicht war leichenblass, und als sie die Augen schloss, wusste Mitch, dass sie sich eine Frau mit blonden Locken vorstellte.
»Alicia Woodruff«, murmelte sie. »Das also ist ihr Name. Sie wird nicht vermisst, sie ist tot. Wie Rosie.«
»Das wissen wir nicht sicher, Dani.«
»Blödsinn. Du klingst schon wie Gibson. Wir wissen es. Wir wissen nur nicht, wo wir sie finden«, blaffte sie. Dann ging sie ins Arbeitszimmer und holte ihren Blazer, schnappte sich ihre Handtasche und begann, darin zu wühlen.
»Moment,
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