Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Geschichte sie kalt erwischt.«
    Zwei Minuten später hatten beide aufgelegt. »Die Kinneys sind einverstanden, mich morgen früh zu treffen«, sagte Dani nicht ohne ein flaues Gefühl im Magen. Sie hatte sich als ermittelnde Beamtin ausgegeben, um sie zu einem Treffen zu drängen. »Und bei dir?«
    »Robin sieht gerade Don Giovanni in Baltimore. Ich habe ihrer Tochter eine Nachricht für sie hinterlassen.«
    Dani sah auf die Uhr. Viertel nach acht. Es war noch zu früh, um die Sorte Leute aufzusuchen, mit denen sie sich unterhalten wollte, aber –
    Es klingelte an der Tür. Dani folgte Mitch und spähte durch den Türspion.
    »Tifton«, sagte Mitch und öffnete die Tür. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen trat er einen Schritt zur Seite. »Liebling, es ist für dich.«
    Dani verdrehte die Augen, als Tifton eintrat. Er hatte einen fünf Zentimeter dicken Ordner dabei. Sein Gesicht wirkte angespannt.
    »Du musst mir sagen, was du herausgefunden hast, Dani«, sagte er, und seine Stimme klang beunruhigt. »Du musst mir von Rosies Baby erzählen.«

32
    D ani trat zur Seite, damit Tifton hereinkommen konnte. Er ließ den schweren Ordner auf den Tisch im Wohnzimmer fallen. Nie zuvor hatte sie ihn so fertig gesehen. Er wirkte, als sei er vollgepumpt mit Koffein und Adrenalin. »Was ist los?«
    »Gib mir nur die wichtigsten Fakten, Dani. Es ist dringend.«
    Und das tat sie: über Rosies Baby, die Geschenke, die Fotos. Über die Kinneys und ihr »Frühchen« und die Theorie, dass Rosies Baby unter dem Deckmantel von OCIN illegal vermittelt worden war. Als sie fertig war, sagte sie: »Okay, Tift. Jetzt bist du dran.«
    Er warf einen Blick zu Mitch hinüber, der die Arme vor der Brust verschränkt hielt, was so viel hieß wie: Ich bleibe. Tifton dachte kurz nach, dann schob er Dani den Ordner über den Tisch. »Ich habe dir doch erzählt, dass seit gestern ein Mädchen vermisst wird. Eine Prostituierte, gerade achtzehn geworden, schwanger. Also, richtig schwanger.«
    »Die Sache, in der du mit dem FBI-Sonderkommando ermittelst?«, fragte Dani.
    »Genau.« Er schluckte. »Sie ist eines von Ty Craigs Mädchen.«
    Dani zuckte zusammen.
    »Wer ist Ty Craig?«, wollte Mitch wissen.
    »Er war Rosies Zuhälter, bis ich ihr geholfen habe, auszusteigen«, erklärte Dani.
    »Und Sie haben ihn zu Rosie befragt?«, hakte Mitch nach.
    Tifton schüttelte den Kopf. »Er ist untergetaucht. Wenn wir ihn bis morgen nicht zu fassen bekommen haben, räuchern wir den Kerl aus. Entweder er taucht dann auf, oder er verliert die Hälfte seiner Clubs.« Tift deutete auf den Ordner, den Dani nun in Händen hielt. »Das ist die Akte über das vermisste Mädchen.«
    Dani legte die Stirn in Falten. »Ein so dicker Ordner über ein Mädchen, das erst gestern verschwunden ist?«
    »Genau darum geht es. Das FBI denkt, sie ist Nummer drei.«
    Dani stockte das Blut in den Adern. »Das kann nicht sein.«
    »Die Sache begann vor drei Monaten mit Jill Donnelly. Plötzlich verschwanden Huren. Die ersten beiden waren vor Jahren mal schwanger geworden und hatten ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Und das Mädchen hier …« – Tifton verzog bekümmert das Gesicht – »… ist noch schwanger, steht aber kurz vor der Geburt. Ihre Freundinnen sagen, sie hätte darüber nachgedacht, das Kind illegal zur Adoption freizugeben. Es kann jeden Moment zur Welt kommen.«
    »Jill Donnelly. Ich erinnere mich an den Fall«, sagte Dani. »Sie hatte den Kontakt zu ihrer Familie wieder aufgenommen und war dann plötzlich verschwunden. Sie hatte ein Kind?«
    »Ja, vor ein paar Jahren. Ihre Familie wusste nichts.«
    »Was ist aus dem Baby geworden?«, wollte Mitch wissen, und Dani sah die Furcht in seinen Augen. Seine Stiftung. Sein bester Freund.
    »Das weiß keiner«, antwortete Tift.
    »O Gott.« Mitch wandte sich ab. Er wirkte, als lastete das Gewicht der Welt auf seinen Schultern.
    »Aber sie arbeitete nicht für Ty Craig«, sagte Dani.
    »Nein«, erwiderte Tift. »Sie arbeitete für einen Zuhälter in Baltimore. Das FBI hatte den Kerl bereits in die Mangel genommen, aber bislang hatte er nichts Brauchbares ausgespuckt. Heute haben sie ihn wegen Drogenbesitz festgenommen und hoffen, ihn so unter Druck zu setzen. Im Moment ist er in Haft, aber sein Anwalt hat ihm einen Maulkorb verpasst.«
    Dani warf einen Blick auf den dicken Ordner. Dann schob sie ihn beiseite. »Erzähl mir die wichtigsten Fakten«, bat sie.

    Mias Herz tat einen Satz, als ein Kerl in einem