Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Chevy einen Block vor ihr parkte. Ein Bulle. Es war der Typ, der mit Dani Cole an dem Fall gearbeitet hatte.
Großer Gott.
Sie griff rasch auf den Beifahrersitz und schob sich die Waffe unter den Oberschenkel. Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis der Detective in dem Wohnhaus neben dem Hauptgebäude verschwunden war. Dann sah sie sich von ihrem Sitz aus um. Niemand. Er war allein gekommen.
Allerdings saß sie mit einer geladenen Waffe im Auto einer Toten.
Mia war nicht dämlich. Sobald der Bulle verschwunden war, drehte sie den Zündschlüssel um und fuhr los. Sie wagte erst wieder durchzuatmen, als sie sich einen Kilometer entfernt hatte.
Himmel, das war knapp gewesen.
Sergeant Cole musste noch warten.
Dani konnte nicht fassen, was Tifton ihnen berichtete. Laut FBI-Bericht war Jill Donnelly eine siebzehnjährige Ausreißerin, die aus einer Kleinstadt in Nord-Michigan stammte. Sie war schwanger gewesen und hatte ihr Baby vor drei Jahren zur Adoption freigegeben. Die Mädchen, die sie kannten, hatten berichtet, ein Sugar Daddy habe sie ausgehalten, bis das Kind auf der Welt war. Sie wussten aber nicht, wer er war.
»Vor drei Monaten begann Donnelly durchzudrehen«, fuhr Tifton fort. »Ihre Freundinnen sagen, sie sei ängstlich gewesen, habe Alpträume gehabt. Bei ihren Habseligkeiten wurden Babysachen gefunden.«
»Babysachen?«
»Ein Schnuller, ein Lätzchen, Plüschtiere, solche Sachen.«
Danis Gedanken überschlugen sich: wie in Rosies Wohnung.
»Donnelly brach schließlich zusammen und rief bei ihrer Schwester in Michigan an. Sie hatte sich seit Jahren nicht mehr bei ihrer Familie gemeldet, und nach diesem einen Anruf hörten sie auch nie wieder von ihr. Die Mädchen hingegen, die mit ihr anschafften, gingen davon aus, dass sie nach Hause gegangen sei. Und die Polizei nahm an, sie sei erneut abgehauen. Es gab keine Hinweise auf ein Verbrechen – sie war einfach verschwunden.«
»Und dieses Mädchen von gestern – ein ähnlicher Fall?«, wollte Mitch wissen.
Tifton lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Wir wissen noch nicht alles. Ihr Name auf der Straße lautete Nika Love.«
»Also gibt es keine Möglichkeit, herauszufinden, wie sie wirklich heißt«, folgerte Dani. »Warum nimmt das FBI an, dass ihr etwas zugestoßen ist? Vielleicht ist sie ja wirklich nur abgetaucht?«
»Ein paar von Tys Mädchen haben sich gemeldet. Nika schlug sich auf eigene Faust durch, seit sie nicht mehr arbeiten konnte. Sie bekam Hilfe von einigen Freunden. Ihr war eine Stange Geld für das Baby angeboten worden, doch sie hatte sich noch nicht endgültig entschieden, es zu verkaufen. Und dann, gestern Abend, tauchte sie nicht bei ihren Freundinnen auf, von denen sie sich Geld leihen wollte. Als die sich auf den Weg in das Heim machten, in dem Nika untergekommen war, sahen sie, wie ein riesiger Kerl sie in einen Van schubste. Sie schrie und wehrte sich.«
»Ein riesiger Kerl«, sagte Mitch. »Größer als Brad Harper?«
»Deutlich«, antwortete Tifton.
»Habt ihr das Autokennzeichen?«, wollte Dani wissen.
»Leider nicht. Die beiden Mädchen wussten nur, dass es sich um einen dunklen Van handelte.«
»Und weshalb sprichst du von Nika Love als drittem Mädchen?«, hakte Dani nach. »Ich zähle bislang nur zwei: Jill Donnelly und sie.«
»Die Jungs vom FBI haben Dampf gemacht und sind auf einen dritten Namen gestoßen: Alicia Woodruff. Eine Hure, drogenabhängig. Hat vor acht Monaten ein Kind zur Welt gebracht. Lebt in Reading. Doch als die Kollegen sie heute Nachmittag aufsuchen wollten, stellten sie fest, dass sie verschwunden war.«
»O Gott.«
»Arbeitet sie für Craig?«, fragte Mitch.
»Nein. Doch ihr Name taucht bei keiner der legalen Adoptionsagenturen auf. Das FBI hat Zeugen von hier bis zum Mond befragt, aber von ihrem Kind fehlt jede Spur.«
»Habt ihr die Krankenhäuser und Kliniken gecheckt?«
Tift nickte, sein Blick war hart. »Ich sage dir doch: kein verdammtes Baby.«
»Okay.« Danis Hirn fühlte sich löchrig an wie ein Sieb. Ständig entwischten ihr alle möglichen Gedankenansätze. Doch dann blieb eine Überlegung hängen. »Hat eines dieser Mädchen Narben?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Tifton.
Aha.
»Sie sagten, Nika sei Geld für das Baby angeboten worden. Von wem?«, fragte Mitch.
»Das wissen wir nicht.« Tifton hielt Mitchs Blick stand. »Sie vielleicht?«
Mitch schluckte und spannte die Muskeln im Unterkiefer an. »Nein.«
Dani stand
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