Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
Vom Netzwerk:
Gefühl der Verbundenheit machte sich zwischen ihnen breit, dem sie mit gesenkten Blicken auszuweichen versuchten.
    Nach einer Weile hob er den Kopf. »Ich will dir das hier geben …« Er nestelte an seinem Ärmel und riss mit einem Ruck den Zinnknopf von der Manschette. »Damit du weißt, dass ein Teil von mir immer bei dir sein wird.«
    Wortlos nahm Helena den Knopf entgegen und barg ihn in ihrer Hand.
    Gregor zog seine Schuhe aus und legte sich ins Bett. »Vielleicht sollten wir jetzt versuchen zu schlafen. Wir machen einfach die Augen zu und sagen uns, dass wir morgen das Richtige tun werden.«
    Helena nickte tapfer. Sie löschte die Kerzen und legte sich neben ihn. Erst als er sie ganz vorsichtig in seine Arme zog und ihr leise gute Nacht sagte, traten ihr die Tränen in die Augen.

KAPITEL 16
    A m nächsten Morgen gelang es Helena nur mit Mühe, die verweinten Augen zu öffnen. Schon beim ersten Gedanken an den heutigen Tag flossen wieder die Tränen. Es war ihr ein Rätsel, wie sie diese Nacht überstanden hatte. Im Morgengrauen hatte sie noch mitbekommen, dass Gregor leise aufgestanden war, um auszutreten. Dann war sie vor Erschöpfung endlich eingeschlafen und im Traum durch einen Wald geirrt. Dunkle Schatten hatten den Waldboden gesäumt und sich in drohende Gestalten verwandelt. Sie war über Baumstämme gestolpert und in tiefe Abgründe gefallen, der kalte Schweiß stand ihr im Nacken. Plötzlich war sie von einer warmen Hand berührt worden. Sie war herumgewirbelt, aber niemand war hinter ihr gestanden. Trotzdem hatte sie noch immer die Hand auf der Schulter gespürt. Sie hatte all ihren Mut zusammengenommen und vorsichtig danach gegriffen. Es war die Hand einer kleinen Gestalt. Ein Wicht. Da hatte er ihr übermütig zugerufen: »Lass uns endlich weitergehen!«
    »Aber ich habe Angst, das … das geht niemals gut!«, hatte sie verzweifelt gestammelt.
    »Doch, geh nur. Ich bin dein Mut.«
    Ein gleißendes Licht erschien – und Helena war voller Verwunderung aus ihrem Traum erwacht. Sie starrte einen Moment lang an die Decke, sehnte sich nach Gregors Nähe.
Doch als sie sich umdrehte, war die Seite neben ihr leer. Erschrocken sah sie sich um.
    »Gregor?« Helena sprang aus dem Bett. »Gregor! Wo bist du?«
    Es war längst hell draußen. Er müsste längst wieder zurück sein. Hatte man ihn etwa entdeckt? Verraten? Helena stürzte zum Fenster, als könnte sie ihn dort unten irgendwo sehen. Hatte ihn doch im letzten Augenblick die Panik überfallen? Helena nahm den steinernen Engel von der Fensterbank, als könnte er ihr sagen, wo Gregor hingegangen war. Sie hielt die weißen Flügel mit beiden Händen umklammert und flüsterte seinen Namen. War Gregor vielleicht schon zum Äskulap gegangen?
    So schnell sie nur konnte, schlüpfte Helena in ihre Kleider. Noch während sie durch den Damenbau rannte, band sie sich die Schürze um und stieß dabei fast mit einem Diener zusammen. Er musste zur Seite springen und schimpfte hinter ihr her. Doch darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Völlig aufgelöst stolperte sie die Treppen zur Höhle hinunter und stürzte ohne anzuklopfen hinein.
    »Ist Gregor bei Ihnen?«
    »Guten Morgen, heißt das. Poltere gefälligst nicht so in den Tag! Der werte Graf wird sicher gleich kommen.« Er erhob sich und trat auf sie zu. »Dein Brusttuch ist verrutscht. Darf ich dir behilflich sein?«
    »Lassen Sie gefälligst die Finger von mir! Wissen Sie wirklich nicht, wo Gregor ist?«
    »Immer ruhig Blut, junges Fräulein. Kann ich etwas dafür, wenn dir dein Liebhaber mitten in der Nacht verlustig geht?«
    »Verstehen Sie nicht? Gregor ist weg! Er könnte in Gefahr schweben!«

    »Ich will , dass dieser Versuch stattfindet! Und wenn Gregor nicht aufzutauchen beliebt, dann nehmen wir eben jemand anderen aus der Stadt, das ist mir völlig gleichgültig!«
    »Aber derjenige müsste zuvor die Melkerknoten gehabt haben. Und von den Melkern würde sich niemand diesem Versuch hingeben. Es sei denn, man würde ihm viel Geld bieten …«
    Der Äskulap rammte seinen Stock auf den Boden. »Himmeldonnerwetter, wie viele Opfer soll ich eigentlich noch erbringen, damit der Versuch endlich stattfindet?«
    »Aber Gregor muss doch zu finden sein!«
    »Du gehst jetzt zum elenden Chirurgen; er wartet bereits am Stiftstor. Sag ihm, dass sich die Sache ein klein wenig verzögern wird. Und frag ihn, ob er die Blattern dabeihat. Sodann soll er sich nicht vom Fleck rühren. Du wirst dafür sorgen, dass er

Weitere Kostenlose Bücher