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Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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ihnen. Aurelia umklammerte ihn schreiend, so dass sich der Leibarzt die Ohren zuhalten musste. »So bringe doch jemand dieses Weib zum Schweigen, ehe ich mich vergesse!«
    »Ihr könnt ihn mir nicht nehmen, sonst sterbe ich!« Völlig aufgelöst hielt sie Gregor umschlungen, der durch seinen erlittenen Anfall immer noch nicht ganz bei sich war.
    »Graf von Herberstein, halten Sie sich doch dieses Weib vom Leib! Das ist ja unerträglich mit anzusehen, wie das Korn den Bauern drischt.« Der Leibarzt rief den Diener herbei, der die Szene aus gehöriger Entfernung beobachtet hatte.
    »Borginino, nimm dem Herrn hier die Fesseln ab und sorge dafür, dass die Gräfin ihr Zimmer nicht verlässt.«
    Der lächelnde Diener stutzte.
    »Das ist ein ärztlicher Befehl! Bändige das Weib, sonst wird sich der Teufel ihrer Seele bemächtigen!«
    Die Drohung wirkte. Borginino drängte die kratzende und um sich schlagende Aurelia in ihr Zimmer zurück.
    Helena zitterte vor Angst und Kälte. Am liebsten würde sie sich jetzt nur noch in ihr Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen, und nicht einmal mehr an den Versuch denken. Plötzlich spürte sie Gregors Arm um ihre Schultern.

    »Helena, du hast ja ganz nasse Haare! Du musst dir sofort trockene Sachen anziehen und dich am Ofen wärmen!«
    Der Äskulap rammte seinen Stock auf den Boden. »Das Weib geht nirgendwo mehr alleine hin und bleibt zukünftig an meiner Seite!«
    »Aber sehen Sie nicht, wie Helena zittert?« Gregor rubbelte ihr fest über die Schultern.
    »Sie soll sich nicht so anstellen. Ein Weib hat genügend wärmendes Fett am Körper.«
    »Hören Sie endlich auf damit!«, schrie Helena unter Tränen. »Ich war ohnmächtig und Sie haben mich mit eiskaltem Brunnenwasser übergossen!«
    Gregor zog sie sanft an sich. »Helena muss sich jetzt aufwärmen. Eher lasse ich den Versuch nicht an mir durchführen. «
    »Dann stehen Sie hier nicht länger herum wie ein geschwätziges Weib, sondern tun Sie das, was ein richtiger Mann tut: Ziehen Sie sie aus!«
    »Das könnte Ihnen so passen, hier in Ihrer Nähe!«
    »Das Weib entfernt sich aber keine Stocklänge von mir!« Der Leibarzt überlegte einen Moment, dann machte er sich an seinem Umhang zu schaffen. Grimmig hielt er ihr das Kleidungsstück hin. »Hier, nimm.«
    Helena beschlich ein sonderbares Gefühl, als sie sich den großen Umhang um die Schultern legte und dem Äskulap den Flur entlang folgte. Gregor schritt voraus; niemand sagte etwas. So erreichte der seltsame Tross die Jagdgründe des Äskulap. Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihnen in der Höhle zu warten, bis er den Chirurgen am Stiftstor abgeholt und hergebracht hatte. Die Tür fiel zu, und der Schlüssel drehte sich im Schloss.

    Gregor fand als Erster die Sprache wieder. »Der Mantel steht dir ziemlich gut.«
    »Unsinn. Er ist viel zu groß.«
    »Ach Helena, beinahe wäre nichts aus dem Versuch geworden. Zum Glück habt ihr mich gefunden!«
    »Warum bist du einfach so verschwunden?« Sie gab sich keine Mühe, den Groll in ihrer Stimme zu verbergen. »Was hattest du überhaupt bei Aurelia zu suchen?«
    »Als ich heute Morgen in aller Herrgottsfrühe austreten war, hat mich Aurelia auf dem Rückweg vor dem Sternenzimmer abgepasst. Sie wollte unbedingt mit mir sprechen. Und da es sehr dringlich erschien, bin ich mitgegangen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass …«
    »Aber sie bedeutet dir nichts mehr?«
    »So ist es. Aber würdest du jemanden stehen lassen, der dich offenbar um Hilfe ersucht?«
    Helena senkte den Kopf. »Und was wollte sie?«
    »Aurelia erhofft sich noch immer meine Hand. Sie bat mich inständig um Verzeihung wegen des Kindes.«
    »Und warum musste das ausgerechnet heute Morgen sein?«
    »Weil ihr der Äskulap von unserem Vorhaben erzählt hat … und von deiner Verlobung mit Friedemar.«
    »Das ist doch nicht möglich!«
    »Doch, Helena. Gestern, als sie bei ihm war. Warum sie zu ihm gegangen war, wollte sie mir jedoch nicht sagen. Jedenfalls bot sie mir Wein an und bekniete mich, die Inokulation nicht durchführen zu lassen. Als ich darauf nicht einging und das Gespräch beenden wollte, sprach sie davon, mich zur Not festzubinden und sperrte mich im Zimmer ein. Vor lauter Panik überfiel mich meine Heilige Krankheit,
und dann bin ich erst wieder durch euren lautstarken Streit zu mir gekommen. Helena, bitte verzeih mir meine Naivität.«
    »Schon gut. Vielleicht sollten wir den Versuch nicht durchführen. Ich habe Angst vor dem Moment der

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