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Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Felicitas Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg.« Der Äskulap beugte sich über den Tisch und tätschelte ihr die Hand. »Nur leider fehlt dem Flickenteppich schon seit geraumer Zeit das haltende Band …«
    Die Fürstäbtissin schlug mit dem Fächer auf den Tisch. »Ich bin nach wie vor die Vorsteherin dieses Stifts, und ich möchte daher diese leidige Diskussion beendet sehen! Ich werde mich im Reichsfürstenrat erkundigen, was man dort über das Ansinnen meines Vetters denkt und wie man sich andernorts auf den Empfang vorbereitet. Schließlich wollen wir dem in nichts nachstehen. Und nun will ich zu einem weitaus bedeutsameren Thema kommen …«
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin richteten sich alle Blicke auf Helena. Ehrfürchtige und aufmerksame Blicke.
    »Sie sind bereits alle darüber informiert, und ich möchte Sie nun bitten …«
    Ein Lächeln überflog Helenas Lippen. Der Äskulap hatte das Gesicht zu einer grimmigen Fratze verzogen, und es hielt ihn kaum mehr auf seinem Stuhl. Helena bemerkte es mit Genugtuung.
    Die Fürstäbtissin schüttelte unduldsam den Kopf und besah sie durch die Lorgnette. »Helena, warum habe ich mich so in dir getäuscht? Was hast du nur angerichtet? Mir fehlen die Worte!«
    Helenas Lächeln gefror. »Ja, aber … Wieso?«

    »Regen Sie sich nicht auf, werte Fürstäbtissin.« Der Leibarzt erhob sich und zog seine rote Weste unter dem Gehrock zurecht. »Wenn Sie gestatten, werde ich das übernehmen.« Langsam, wie ein Tier auf Beutefang, schlich er um den Tisch, dabei Helena nicht aus den Augen lassend. Er brachte sich gefährlich nahe vor ihr in Stellung, so dass sie seinen fauligen Atem riechen konnte. »Du kannst es dir aussuchen, ob du gleich freiwillig ins Zuchthaus wandern willst, oder ob du eine Gerichtsverhandlung möchtest, damit dir noch ein paar Jährchen mehr aufgebrummt werden.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Seht ihr, so unschuldig hat sie ständig getan, das falsche Weib. Bei unserer verehrten Seniorin Gräfin Maria kürzlich konnte ich gerade noch Schlimmeres verhindern. Aus einem einfachen Katarrh wurde ein heftiger Frost, von dem sie sich gerade noch erholen konnte, und Gleiches gilt für das schwere Nierenleiden der Gräfin zu Nassau-Weilburg.«
    Beide Damen nickten heftig und verzogen das Gesicht, als würden sie ihre Krankheiten gerade noch einmal durchleiden.
    »Außerdem konnte ich gerade noch eine falsche Arzneianwendung bei der werten Gräfin von Hohenstein verhindern, aber für den Herrn Stiftskanzler kam meine Hilfe zu spät.« Der Äskulap zog das Arzneifläschchen unter dem Umhang hervor und stieß den Arm in die Höhe. »Mit diesem Gift hat sie ihn umgebracht!«
    Ein Aufschrei ging durch die Versammlung. Helena versagte die Stimme zur Gegenwehr angesichts des blanken Hasses, der ihr so unvermittelt entgegenschlug.
    »Damit war die Spur der Verwüstung allerdings noch nicht beendet. Sie nutzte die Abhängigkeit eines von ihr
entdeckten Deserteurs schamlos aus, indem sie ihn gefügig machte, um ihn für ihre Zwecke zu missbrauchen. Der arme Mann liegt nun von Blattern übersät in der Bibliothek. Unser Beileid gilt seinem zukünftigen Weib, der Gräfin von Hohenstein.«
    Ein Raunen ging durch die Versammlung.
    »Ganz recht, es handelt sich um den von uns allen hochgeschätzten Grafen von Herberstein. Wir müssen uns tief verneigen vor der Gräfin Aurelia, die sich entschlossen hat, ihm in seinen letzten schweren Stunden beizustehen. Sie weicht ihm nicht von der Seite und sorgt für ihn, so gut sie nur kann, obwohl sie dadurch mit ihm in den Tod gehen wird. Und dieses Weib hier …« Der Äskulap griff Helena jäh unters Kinn und präsentierte ihr Gesicht der Versammlung. »Dieses Weib hier hat es stattdessen vorgezogen, zum elenden Chirurgen auf den Münzenberg zu fliehen, um dort ihre Spielchen weiterzutreiben. Und nun bitte ich die anwesende Versammlung, über das Schicksal dieser Sünderin zu bestimmen. Ich bin am Ende mit meinem Bericht, Sie haben alles gehört, mir fehlen weitere Worte angesichts solcher Grausamkeiten.«
    Niemand wagte zu sprechen.
    Helena erwachte nur langsam aus ihrem Dämmerzustand. Sie hatte die Anklage stocksteif über sich ergehen lassen, mit niedergestreckten Waffen, bereit, sich allem zu fügen, was da kommen möge. Doch mit jedem Schritt, den der Leibarzt sich zurück zu seinem Platz begab, verwandelte sich ihre Ohnmacht mehr und mehr in einen unbändigen Zorn.
    »Moment!«, herrschte Helena ihn an. »Sie waren es

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