Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mädchen und der Leibarzt

Mädchen und der Leibarzt

Titel: Mädchen und der Leibarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
Vom Netzwerk:
doch, der dem Versuch zugestimmt hat! Sie hatten es sogar ausgesprochen
eilig damit und haben mir sogar das Geld dafür gegeben!«
    Der Leibarzt setzte sich. »Jawohl, ich hielt es für besser, meine eigene Meinung zurückzuhalten und deinem Ziel nicht mehr im Weg zu stehen. Wer weiß, wie viele Leichen ihn sonst noch gesäumt hätten.«
    Die Fürstäbtissin fächelte sich Luft zu. »Das war klug von Ihnen, werter Monsieur Dottore Tobler. Sehr klug. Ich hätte schon viel eher reagieren sollen, aber wir haben uns alle blenden lassen, immer und immer wieder. Im Nachhinein kommt mir auch mein Unfall mit der Kutsche sehr verdächtig vor. Wer weiß, ob sie ihn nicht in einem Gebüsch lauernd mit Absicht herbeigeführt hat, um sich in ihrer zwielichtigen Art Zugang zum Stift zu verschaffen?«
    »Damit hätte sie auch noch den Kutscher auf dem Gewissen! «, ereiferte sich der Leibarzt. »Wir sollten schleunigst darüber befinden, wie mit dieser Mörderin weiter verfahren werden soll!«
    »Ich bin keine Mörderin!«, schrie Helena mit letzter Kraft.
    »Äskulap, das geht jetzt hingegen doch zu weit.« Die Fürstäbtissin klappte ihren Fächer zusammen. »Wir befinden uns nicht mehr im Mittelalter. Jeder, und sei er noch so eindeutig schuldig, bekommt eine anständige Gerichtsverhandlung. Ich werde sogleich einen Termin festsetzen.«
    »Und wann soll das sein?« Der Äskulap schlug mit der Faust auf den Tisch. »Am Sankt Nimmerleinstag?«
    »Es wird der Tag sein, der über Leben und Tod des Grafen von Herberstein und der Gräfin von Hohenstein entscheidet. Sodann kennen wir alle Umstände der Verhandlung. Einstweilen bringen Sie das Mädchen bitte in den
Gewölbekeller. Dort soll sie sich unter Bewachung von Borginino bis zur Verhandlung aufhalten. Ich erkläre die Versammlung hiermit für beendet.«
    »Ich … ich möchte …« Helena versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten und ihrer Stimme Kraft zu verleihen. »Bitte, ich möchte zu Gregor. Nur kurz. Ich will meine Schuld mit eigenen Augen sehen.«
    Die Fürstäbtissin überlegte, nickte dann aber bedächtig. »Deinem Wunsch wird stattgegeben. Dottore, bringen Sie das Mädchen zuvor noch in der Bibliothek vorbei.«
    »Mit Vergnügen. Sein Anblick soll ihr nicht erspart bleiben.«
    Helena blieb mit zitternden Beinen vor dem Äskulap stehen. Es gab noch etwas zu klären. Eine Merkwürdigkeit, die ihr unterbewusst seit der Rede des Äskulap keine Ruhe gelassen hatte. »Dürfte ich bitte noch einmal das Fläschchen sehen, das bei Sebastian auf dem Nachtkasten gefunden wurde?«
    Der Äskulap lächelte. »Weiß die Mörderin schon nicht mehr, welches Gift sie bei wem verwendet hat?«
    Unbeirrt richtete sie eine Gegenfrage an ihn: »Diese Fläschchen gibt es nur in der Stiftsapotheke, nicht wahr?«
    Sie bekam ein knappes Nicken zur Antwort.
    »Und Sie haben fast alle Medizin vorrätig. Nur selten muss sich der Diener an die Stiftsapotheke wenden, richtig?«
    »Ganz recht.«
    »So wie im Falle der Seniorin Gräfin Maria, bei der es immer ganz besondere Mittel sein müssen, die nicht einmal der Apotheker kennt?«
    »Willst du damit sagen, ich hätte das Gift in Auftrag gegeben? «, höhnte der Leibarzt.

    »Nein. Sie hatten niemals Grund dazu, eine schwere Schuld auf mich zu lenken. Schließlich brauchten Sie mich als Vorreiterin für den Blatternversuch. Die Gräfin von Hohenstein hingegen hatte allen Grund, mir Böses zu wollen. Sie verfolgte mich zu den Patienten und versuchte meine Behandlungen zu durchkreuzen.« Helena wandte sich an die Seniorin, die ihr ausdruckslos wie eine Schildkröte entgegensah. »Ich vermute, dass Aurelia Ihnen einen Krankenbesuch abgestattet hat, nachdem ich wegen des Katarrhs bei Ihnen gewesen war?«
    »Ja, ganz recht. Sie hat sich sogar anstelle des Dieners um das Feuer gekümmert.«
    »Und wie war das bei Ihnen, Gräfin zu Nassau-Weilburg? Der Tee gegen die Blasenentzündung wurde Ihnen von Aurelia und nicht von einem Diener gebracht, nicht wahr?«
    »Ja, das ist richtig …«
    Die Fürstäbtissin erhob sich. »Helena, wohin soll das führen?«
    »Das Mädchen ist schlau«, erwiderte die Seniorin und ihr runzeliger Mund wurde schmal. »Die Gräfin von Hohenstein hatte ein Motiv, unseren seligen Stiftskanzler umzubringen. Seinetwegen ist Ihre Bemäntelung gescheitert.«
    Helena schüttelte den Kopf. »Sodann hätte Aurelia eher der Fürstäbtissin etwas antun müssen. Aber die Gräfin wäre niemals dazu in der Lage, jemanden umzubringen. Eher würde

Weitere Kostenlose Bücher