Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

schwanke, schließe ich meine Augen und stelle mir vor, wie sie die Puppe mit den hüfthohen Stiefeln, dem mikroskopisch kleinen Minirock und dem Bustier bekleidet … Nein, ich erwarte mehr! Mehr Fantasie von den Spielzeugherstellern, mehr Tiefgang von der Puppe und, ehrlich gesagt, auch mehr Stoff für mein Geld.
    Paula Joye ist Herausgeberin von www.lifestyled.com.au.
    PUPPEN
    Ãœber Puppen muss ich etwas sehr Wichtiges sagen: In der Waldorf-Pädagogik, wo Kinder nie zu etwas gedrängt und gehetzt werden und man sich viele Gedanken um Alter und Entwicklungsphasen des Kindes macht, haben die Puppen keine Gesichter. Sie sind ganz farblos, flach und schlicht gekleidet. Erstaunlicherweise lieben die Kinder sie. Das Kind verwendet beim Spielen seine ganze Fantasie darauf, sich vorzustellen, wie die Puppe aussieht, was sie fühlt und tut.
    Diese Puppen beeinflussen die Kinder nicht. Sie werden mit ins Bett genommen und zugedeckt, mit ihnen können Träume, Fantasien und Ängste ausagiert werden. Ganz anders als bei einer Barbiepuppe. Je natürlicher, ungeformter ein Spielzeug ist, je weniger man ihm die Marke ansieht, desto besser ist es für kleine Kinder, egal ob Jungen oder Mädchen.
    Ratschläge zu Spielzeug wären nicht umfassend ohne eine Bemerkung zu Lego. Mr. Lego, wenn es ihn denn gibt, war ohne Zweifel ein Genie und verdient den Nobelpreis. Es gibt keine Bauklötze, die hinsichtlich weltweiter Popularität, Zweckmäßigkeit und Anziehungskraft an Lego heranreichen. In seinen unterschiedlichen Varianten stimuliert Lego die Fantasie vom Baby bis zum technikbegeisterten Teenager. Auch Mädchen mögen es, und es ist gut für sie, wenn sie es in die Finger bekommen.
    Doch seit Kurzem haben Marketingfachleute bei Lego das Sagen, und sie haben beschlossen, dass dringend eine Mädchenversion benötigt wird. Was dabei herauskam: Lego Friends – fünf kurvige kleine Figürchen, die backen, den Haushalt machen, dekorieren, einkaufen und sich die Haare frisieren. Na, entdecken Sie da irgendwelche Geschlechtsklischees in dieser kleinen Auswahl?
    Beim Lego für Jungen dagegen gibt es Feuerwehr, Raumfahrer, Ritter in Rüstung, Gebäude, Autos, Möbel und unbegrenzte Möglichkeiten. Jungs spielen in der Legowelt, Mädchen dagegen in ihrem kleinen Getto namens Heartlake City. (Da gibt es natürlich keine Feuerwehr, die Mädchen müssen die Jungs rüberholen, wenn ihr Kosmetikstudio in Flammen aufgeht.) Als die Serie herauskam, schäumten viele Frauen vor Wut. Eine von ihnen fasste sie in einem klaren Satz zusammen: »Es GIBT bereits ein Lego für Mädchen: Es heißt Lego.«
    Lego hat sicher jahrelang Millionen verschlingende Forschung betrieben. Der Forschungsleiter erklärte einer dänischen Zeitung, dass das zentrale, alles überragende Interesse von Mädchen das Thema Schönheit sei. Darauf sei das Mädchen-Lego aufgebaut. Mädchen würden sich mit Puppen identifizieren, die schön seien oder schön gemacht würden. Ich will mit den Lego-Leuten gar nicht über diese Entdeckung streiten, aber für mich ist sie ein Zeichen dafür, wie beschädigt unsere Mädchen bereits sind. Die Antwort auf die Frage »Wie sehe ich aus?« ist ihre größte Sorge. Wenn Sie wollen, dass sich Ihre Tochter nur für dieses Thema interessiert, dann ist das Mädchen-Lego wie für Sie gemacht.
    Also besorgen Sie auf jeden Fall Lego für Ihre Tochter, aber nicht die Mädchenversion. Nicht den rosa und lila Kosmetiksalon oder das Café. Klar, vielleicht baut sie sich so etwas dann selbst, aber vielleicht mag sie ja Raketen, Burgen, Kanonen, Pferde, Bäume, Lastwagen und Bauernhöfe lieber. Und es wäre verdammt schade, wenn sie nicht die Auswahl hätte.
    SO WERDEN MÄDCHEN STARK
    Früh übt sich
    Wenn Sie Glück haben, kennen Sie einige starke Frauen, die sich für ihre eigenen Interessen und die anderer einsetzen. Die brechen unter Stress nicht zusammen. Solche möchten Sie an Ihrer Seite haben, wenn es mal hart auf hart geht. Wie wurden diese Frauen so, wie sie sind? Wurden sie so geboren? Normalerweise nicht, in der Regel wurden sie stark, weil sie es mussten.
    Manche Mädchen müssen in ihrer Kindheit mit enormen Widrigkeiten und viel Unglück fertigwerden, zum Beispiel mit der Krankheit oder dem Tod eines Elternteils, einem Unfall oder der Flucht aus ihrer Heimat aufgrund von Krieg