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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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»Absolut, und das ist für mich der Grund, warum ich die Seiten wechsle. Man will schließlich nicht nur etwas fordern, sondern auch was bewirken.«
    »Richtig. Und genau das können und sollen Sie bei uns tun.«
    »Was glauben Sie, wie werden Ihre bisherigen Weggefährten von der Bürgerinitiative reagieren?«, mischte sich Schegula ein. »Sie haben dort eine prominente Rolle gespielt. Und Sie haben diesen Leuten durch Ihren Namen enorme Glaubwürdigkeit verschafft.«
    »Sie werden verärgert sein, aber das ist normal«, sagte der Gast völlig entspannt. »Nach einiger Zeit wird der Zorn verraucht sein. Dann kann ernsthafte Arbeit betrieben werden. Damit sich in Wien wirklich alle sicher fühlen.«
    Stotz lachte begeistert, er schien hochzufrieden. »Goldene Worte. Also dann bis morgen bei der Pressekonferenz. Beginn ist um elf. Am besten, wir treffen uns hier eine Viertelstunde vorher.«
    »Hervorragend«, sagte der Kriminalpsychologe Mario Promegger und trank das Glas Mineralwasser in einem Zug aus.
    *
    Der silberne Minivan parkte etwa hundert Meter entfernt vom eigentlichen Ziel. Jede Aufmerksamkeit sollte vermieden werden.
    Die Aktion balancierte am Rande zur Illegalität. Für die Beschaffung von Beweisen gab es strikte Regeln. Aber in diesem Fall waren rasche Resultate gefragt. Also blieb keine Wahl. Man musste das Risiko eingehen.
    Eine junge Frau mit kurzen, brünetten Haaren spazierte ein paar Meter und führte einen Hund an der langen Leine. Mit dem Mobiltelefon, das sie in der linken Hand trug, war sie durch ein Kabel verbunden, dessen Enden in ihre Ohren gestöpselt waren. Fröhlich plauderte sie vor sich hin. Während der Pudel interessiert und zugleich misstrauisch das Terrain erkundete, beobachteten die hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgenen Augen der Frau sorgfältig die Umgebung. Alles schien in Ordnung. Das gesuchte Objekt war vorhanden.
    »Aber natürlich, kein Problem, Schatz«, sprach die Frau in ihr Handy und spazierte weiter.
    Hundert Sekunden später schlenderte ein Mann in Joggingkleidung und mit umgehängter Sporttasche den Weg hinauf zu den rustikal gestalteten Villen. Plötzlich kniete er nieder, offenbar hatte er ein loses Schuhband entdeckt. Er erhob sich wieder und studierte die Schuhsohle. Dabei stützte er sich einen Moment lang auf dem neben ihm stehenden BMW ab. Als er genug gesehen hatte, entfernte er sich mit beschwingter Gelassenheit.
    Er machte einen Umweg, bog dreimal ab. Als er beim Minivan ankam, wurde die Schiebetür von innen geöffnet. Der Mann stieg ein, holte die Folie mit dem Material aus der Sporttasche und reichte sie sofort weiter an eine Frau, die mit einem geöffneten Metallkoffer auf der hinteren Sitzbank saß.
    Das Fahrzeug startete und beschleunigte rasch. Auf dem rechten Vordersitz saß der Pudel.
    Der Plan hatte funktioniert. Und die Fahrt zum Salzburger Landeskriminalamt nahm weniger Zeit in Anspruch, als Descho befürchtet hatte.
    *
    »Wie hat diese Sache eigentlich angefangen?«, fragte Lily und erwiderte standhaft den harten Blick von Major Belonoz.
    Seine Miene war ausdruckslos. Als er den Raum betreten hatte, war er verblüfft gewesen, hatte sich dies aber keine Sekunde lang anmerken lassen.
    Belonoz hatte die Arbeitszimmer vieler Staatsanwälte gesehen. Die meisten waren konventionell eingerichtet, von den obligaten Topfpflanzen über die unvermeidlichen Familienfotos bis hin zu Urlaubspostkarten der Kollegen und unnützem Nippes.
    Dieses Büro war anders. Die Wände waren kahl, der Schreibtisch befand sich mitten im Raum, von ihm führten die Kabel des Computers und des Telefons quer über den Boden zu den Steckdosen. Eine Batterie von Mineralwasserflaschen stand auf dem Tisch, daneben lag ein Handy. Durch die vorhanglosen Fenster strahlte die kräftige Mittagssonne, es war heiß, und Belonoz’ Stirn glänzte.
    Außer dem Bürostuhl hinter dem Schreibtisch gab es noch zwei abgewetzte Holzsessel, die verloren in einer Ecke ihrer Verwendung geharrt hatten. Lily hatte sie kurzerhand zu einer kleinen Gruppe zusammengestellt, den einen dem Major zugewiesen und auf dem anderen selbst Platz genommen.
    Lily hatte sich diesen Ermittler anders vorgestellt. Jetzt aber wunderte sie sich nicht mehr, dass dieser Mann zwei Jahre zuvor nur durch Zufall auf seinen Posten als Chef der Mordkommission gelangt war. Bis zum Polizeiskandal mitsamt den Rücktritten hoher und mittlerer Beamter hatte Belonoz in der Abteilung für internationale Kooperation Dienst

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