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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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ließ sich hinter dem Schreibtisch in den Ledersessel fallen. Die Nachrichten, die ihn erreicht hatten, verlangten eine Reaktion. Umgehend.
    Der Bürgermeister führte zwei Telefongespräche. Wenig später traf der Gast ein, den er zu sich bestellt hatte. In knappen Worten schilderte ihm Stotz die Lage.
    »Ist das jetzt gut oder schlecht für unsere Ziele?«, fragte Michael Schegula, als Stotz geendet hatte.
    »Gut oder schlecht, solche Kategorien gibt es nicht in der Politik«, erwiderte der Bürgermeister. »Das wirst du erkennen, wenn du einmal so lange im Geschäft bist wie ich. Es kommt nur darauf an, was man aus einer Sache macht. Wie man sie interpretiert und den Leuten verkauft. Dann wird das Schlechte gut, oder das Gute schlecht. Am besten ist es allerdings, man wartet nicht darauf, dass etwas passiert, sondern sorgt selbst dafür.«
    Schegula begriff nicht, worauf Stotz hinauswollte. Zumindest dessen Worte klangen analytisch klar. Offenbar hatte der Bürgermeister noch nicht allzu viel getrunken.
    »Was planst du also konkret?«, wollte er von Stotz wissen.
    »Meinen Wissensvorsprung auszunützen. Zum Glück habe ich vorgesorgt. Anders geht es in Wien nicht. Wenn du den Wienern in die Augen schaust, lächeln sie dich an. Kaum drehst du dich um, stechen sie dir ein Messer in den Rücken. Glaubst du, ich habe Marina Lohner jemals vertraut? Ich habe immer gewusst, dass ich für sie interessant bin, solange sie durch mich aufsteigen kann. Jetzt wittert sie Morgenluft.«
    »Du wirst sie ja morgen abservieren.«
    »Das wäre Machiavelli. Nämlich Grausamkeiten rasch hinter sich zu bringen. Aber kennst du zufällig Baltasar Gracián? Ein alter Spanier. Der hat empfohlen, nie das zu tun, von dem die Feinde erwarten, dass man es tut.«
    Schegula war weiter ratlos. »Ja … und? Du willst sie eh kalt erwischen.«
    »Das geht nicht mehr.«
    »Wieso?«
    »Sie hat davon erfahren.«
    »Wovon? Dass du sie ausbooten willst?«
    Stotz nickte. »Genau.«
    »Wie hat sie denn bitte das geschafft?«
    »Momentan egal. Ausschlaggebend ist lediglich, dass sie weiß, was ich vorhatte.«
    »Und was machst du jetzt?«
    »Alles schon erledigt. Die morgige Pressekonferenz habe ich gerade abgesagt. Jedenfalls in der geplanten Form. Stattdessen wird unser lieber Stadtrat für Infrastruktur neue Architekturprojekte für Wien präsentieren.«
    Schegula war sichtlich aufgeregt. »Das heißt, es bleibt …?«
    »Leider ja. Lohner bleibt Vizebürgermeisterin. Und ihr Lieblingsprojekt Unser Wien. Sicheres Wien kann sie gerne weiterführen. Moment … da fällt mir ein …«
    Stotz nahm sein Handy und wählte eine Nummer.
    »Ja, lieber Doktor Promegger, entschuldigen Sie die Störung, etwas ganz Dringendes. Das mit morgen klappt leider nicht, wir müssen das verschieben, es ist etwas dazwischengekommen … Wäre schön gewesen, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben … Beste Grüße, und Sie hören so bald wie möglich von mir.«
    Das Handy landete auf dem Schreibtisch.
    »So, das ist erledigt. Unser Star-Kriminalpsychologe wird natürlich böse sein, ich hab ihm ja viel versprochen … egal, geht nicht anders.«
    »Aber«, wandte Schegula ein, »das alles nur, weil Marina eventuell eine Vorahnung hat …?«
    »Keine Vorahnung, lieber Michael. Sondern sie weiß , was ich machen wollte. Aber das ist nicht der einzige Grund. Sondern diese Mordserie.«
    »Was hat die damit zu tun?«
    »Offenbar tut sich da was Entscheidendes. Kaum ist diese Lily Horn da, geschehen Zeichen und Wunder. Manche Leute haben wirklich unfassbares Glück. Ich hätte gewettet, dass sie scheitern wird. Natürlich spielt auch Belonoz eine Rolle. Der ist zwar eine Krätze, aber recht tüchtig. Wie auch immer, es gibt einen Verdächtigen.«
    »Du meinst … der Mörder ist gefasst? Das ist ja sensationell.«
    »Jedenfalls haben sie einen, der unter dringendem Verdacht steht. Stell dir vor, die haben also womöglich den Fall in vier Wochen geklärt. Da kann ich Marina nicht absetzen. Jetzt passt ihre Kampagne wieder hervorragend ins Konzept. Nein, jetzt darf sie nicht bleiben. Sondern sie muss .«
    »Warum denn?«
    »Weil ich bei unseren Frauen sonst einen Aufstand riskiere … in der Partei, aber auch bei den Wählerinnen. Bei denen ist Marina Lohner sehr beliebt. Dass mir jetzt nachgesagt wird, ich würde eine erfolgreiche Frau abservieren, kann ich nicht brauchen. Weißt du, in der Politik kannst du vieles machen. Nur mit den Frauen darfst du dir es nie verscherzen. Ich hab

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