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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Hafen von Miami unter die Lupe. Doch beide Mann­schaften standen mit leeren Händen da.
    «Ich hab den ganzen Tag drüber nachgedacht, wo ich die Szene schon mal gesehen habe», fuhr Larry fort. «Nervt mich gewaltig, weil, irgendwie kommt es mir bekannt vor. Vielleicht hat Kelly sogar recht - vielleicht macht der Typ neuerdings auf tiefgründig, verstehst du? Vielleicht sind die Flammen symbolisch gemeint und sollen keine Ortsangabe, sondern eine Botschaft sein?»
    «Ich höre ...», antwortete Bobby leise, den Blick weiter aus dem Fenster gerichtet. Der Verkehr sah genauso aus wie vor fünf Minuten. Wie heute Morgen. Wie gestern. Abgesehen von den Weihnachtsbäumen auf manchen Autodächern sah alles genauso aus wie jeden Tag. Straßenbauarbeiter in T-Shirts und Berber­mützen packten ihre Kühltaschen zusammen, rauchten Ziga­retten und alberten herum, an demselben Teilstück der Schnell­straße, an dem sie seit mindestens ein paar Jahren arbeiteten. Auf den Fluren des MROC lästerten dieselben Sekretärinnen über dieselben Leute, und dieselben Beamten bearbeiteten an densel­ben Schreibtischen dieselben Fälle. Alles war genauso wie gestern oder letzten Monat oder letztes Jahr, und doch hatte sich mit dem Auseinanderfalten einer Leinwand - dem Geruch der beißenden Ölfarbe - Bobbys Welt, wie er sie kannte, wieder einmal auf den Kopf gestellt. Er konnte sich nicht mehr mit der Vorstellung trös­ten, seiner Tochter ginge es gut und sie trotze jeder kalten, harten Statistik. Nein. Jetzt war sein einziges Kind vielleicht tot - Opfer eines sadistischen Serienmörders, der sie möglicherweise ent­führt, vergewaltigt und gefoltert hatte, all die Tage und Wochen und Monate, während da draußen vor dem Fenster das Leben der anderen normal weiterging. Während er hinaus auf Miami sah und sich fragte, wo zum Teufel Katy war, konnte er den rasenden Zorn, der in ihm aufstieg, nicht mehr unterdrücken. Zorn auf den Mädchenfänger, Zorn auf sich selbst, Zorn auf jeden einzelnen Menschen da draußen vor dem Fenster. Und heimlich wünschte er sich - wie seit 365 Tagen -, er wäre einer dieser hirnlosen, gesichtslosen Fahrer dort unten, die im Verkehr feststeckten und frustriert auf das Lenkrad trommelten, weil sie zu spät zur Auf­führung ihres Kindes oder zum Abendessen kamen. Er wünschte, er müsste diesen unglaublichen Schmerz nicht ertragen - diesen sengenden Schmerz in jeder Faser seines Wesens, der an allen Nähten riss, die ihn als Mensch zusammenhielten. Es war ein unbeschreiblicher Schmerz, schien durch nichts auf der Welt zu übertreffen und würde doch schlimmer werden, wenn oder falls seine schrecklichste Angst sich bestätigte - wenn das Telefon klingelte und die furchtbare Nachricht kam: «Sie ist es.» Wie ein Verurteilter in der Todeszelle, der bereits in der Hölle lebte und schwor, lieber zu sterben, als weiter in seiner zwei mal zwei Meter fünfzig kleinen Zelle dahinzuvegetieren, wartete Bobby, während die Uhr ihre Runden tickte, mit der quälenden Hoffnung, dass man ihm in letzter Sekunde doch noch eine unwahrscheinliche Chance gewährte. Seit Katys Verschwinden hatte er sich einge­bildet, dass die Ungewissheit um ihr Schicksal das Schlimmste war, doch jetzt wusste er, dass er falschgelegen hatte. Während er lauschte, ob sich die Schritte des Wärters mit schlechten Nach­richten näherten, wurde ihm klar, dass ein Leben in der Hölle besser war als die Alternative.
    «... und dann kam es mir endlich! Ich habe ein Paket Stoff, das ich abgeben muss, von einem Fall, der Vorjahren geschlossen wurde, als ich noch beim Drogendezernat war», sagte Larry aus dem Telefon. «Der Typ hat zwanzig Jahre gekriegt, und die zwei Kilo liegen da mm und warten darauf, entsorgt zu werden, ja? Ich habe den Gerichtsbeschluss und alles, und das Zeug liegt seit Ewig­keiten in der Asservatenkammer, und ich muss mich endlich mal drum kümmern. Na ja, jedenfalls fahr ich über den MacArthur Causeway, und da fällt mir das Dope ein, und ich denke, dass ich das Zeug in Broward abgeben muss, weil das der zuständige Bezirk war, und ich weiß nicht, wann ich überhaupt mal wieder da vorbeikomme. Das letzte Mal, dass ich Stoff abgeben musste, musste ich ihn zur Entsorgungsstelle auf der Müllkippe bringen. Hast du schon mal Drogen abgeliefert, Bobby?»
    «Nein.»
    Zo kam ins Büro, die Stirn in Falten. «Du siehst scheiße aus. Was machst du?»
    «Danke», sagte Bobby und rieb sich die Schläfen. «Ich warte, dass Larry

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