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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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«Können Sie sich mit Gunther Trauss aus Miami verständigen und sehen, was er hat, damit nichts doppelt und dreifach gemacht wird?», fragte Bobby. «Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Wir brauchen die Ergeb­nisse gestern.»
    Dr. Lynch nickte. Wieder zeigte er das Pferdegrinsen, das irgendwie unangenehm war. Er schob die Hände in die Taschen seines Kittels. «Und wie lange soll ich sie hierbehalten?»
    In Broward County gab es keinen «Armenfriedhof» wie in Miami, wo Mittellose und nicht identifizierte Leichen beerdigt wurden. Die Leichen der Bedürftigen und Ungewollten wurden unter den örtlichen Beerdigungsinstituten zur Beseitigung aus­geschrieben. Der niedrigste Bieter bekam den Zuschlag, was aus wirtschaftlichen Gründen zwangsläufig Einäscherung bedeutete und das Verstreuen der Asche auf der örtlichen Müllhalde. Nicht identifizierte Mordopfer erfuhren eine Sonderbehandlung: Ihre Leichen wurden eingekocht und die Knochen in einer Kiste in einem Regal in der Gerichtsmedizin aufbewahrt, bis - falls kein Murks geschah - jemand einen Namen brachte. Dies geschah in der Hoffnung, dass zu dem Namen eine Familie gehörte, die die Knochen ausgehändigt bekäme und für eine richtige Beerdigung des unbekannten Opfers sorgen würde.
    «Lassen Sie mir Zeit. Ich besorge Ihnen den Namen», sagte Bobby ruhig, als er und Zo zum Fahrstuhl gingen. «Ganz gleich, was aus dem Fall wird, sie wird nicht versteigert, Dr. Lynch. Ich kümmere mich um sie.» Falls sie keine Familie zu dem Namen fänden, würde Bobby selbst dafür sorgen, dass sie ein richtiges Begräbnis bekam. Kein Kind sollte die Welt unbemerkt verlassen müssen. Unvermisst. Zum Abschied nickte er, dann schlossen sich die Fahrstuhltüren.
    «Die blonde Perücke, der andere Pullover. Picasso will dich fertigmachen, Bobby», bemerkte Zo leise, als die Kabine langsam, quietschend aus dem Keller nach oben fuhr.
    «Das schafft er auch. Ich bin völlig fertig», antwortete Bobby und rieb sich die Augen.
    «Du solltest nicht hier sein.»
    Bobby warf ihm einen Blick zu.
    «Ganz im Ernst. Du siehst beschissen aus. Hast du in den letz­ten Tagen überhaupt geschlafen?»
    «Ich schlafe sowieso nicht. Meinst du, ich fange ausgerechnet jetzt damit an?»
    «Wie geht es LuAnn?»
    Er schüttelte den Kopf. «Sie hat Beruhigungsmittel bekom­men. Hoffentlich wacht sie nicht auf, bevor ich den Kerl habe. Der Bericht der Ballistik zu der Kugel, die neben Ray Coons Schädel im Baum steckte, ist da. .44 Magnum, Linksdrall.»
    «Große Knarre», sagte Zo, als sie am Empfang vorbei zum Ausgang gingen. Er streckte den Kopf durch die Hintertür und sah sich auf der langen Auffahrt nach Fernsehleuten um, mit de­nen inzwischen überall zu rechnen war. Picasso dominierte nicht nur in Südflorida jeden Sender, er hatte es sogar nach Übersee geschafft und das Interesse der internationalen Medien geweckt. Ein extravaganter, perverser Serienmörder mit einer Vorliebe für ausgerissene Teenager zog genauso viel Aufmerksamkeit auf sich wie die Cupido-Morde, die Miami vor ein paar Jahren erschüttert hatten. Und schon damals hatte die Presse verrückt gespielt. Doch heute war der Parkplatz leer.
    «Eine Knarre, die sehr beliebt ist», ergänzte Bobby seufzend und setzte sich die Sonnenbrille auf, als sie die Auffahrt hinunter­gingen und die Wiese zum Parkplatz hinter dem Gebäude der Technical Services überquerten. «Vor allem bei Gangmitgliedern. Laut Obduktion war er mindestens ein paar Wochen tot.»
    «Wir waren überall auf der Straße. In Miami hat keiner Ray gesehen», sagte Zo. «Zumindest keiner, der den Mund auf­macht.»
    «Was zum Teufel hat er in Belle Glade gesucht?»
    «Wir können nur raten. Aber denk dran, Bobby, das Schwein will dich fertigmachen. Mach dich nicht verrückt mit dem Ge­danken, dass Ray auf Picassos Konto geht. Das wissen wir nicht. Und wir wissen auch nicht, ob das alles etwas mit Katy zu tun hat.»
    Bobby blieb stehen. «Er war bei mir zu Hause, Zo. Bei mir zu Hause. Er hat mit meiner Frau gesprochen. Er verschickt kranke Gemälde mit meinem Namen und stellt mir an den Tatorten Tischkarten hin. Und er will ...», er holte tief Luft. «Er will, dass ich denke, er hätte meine Tochter. Warum?»
    Zo wusste keine Antwort, also schwieg er. Als sie ihre Wagen erreichten, sagte er: «Du bist fertig für heute. Du musst nach Hause und dich um deine Frau kümmern. Ich will dich nicht mehr im Büro sehen. Wenigstens zwei Tage. Und wenn du zu­rückkommst, will ich

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