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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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wie auf dem Foto, oder hatte sie sich bloß verkleidet? Würde sie freiwillig ein­steigen oder im letzten Moment zurückschrecken?
    Das war ihm allerdings noch nie passiert - bis jetzt hatte er kein Problem gehabt, sie in den Wagen zu kriegen. Die Sorge bestand natürlich trotzdem. Es gibt immer ein erstes Mal, pflegte seine Mutter zu sagen. Du musst immer mit allem rechnen. Und das tat er. Er warf einen Blick auf den Rücksitz, wo seine besondere schwarze Tasche lag. Darin war alles, was er brauchte. Er musste die Kleine nur in den Wagen kriegen. Sobald sie drin war, ge­hörte sie ihm.
    Seine Hände troffen vor Schweiß. Natürlich konnte es sein, dass sie nicht auftauchte. Das war schon passiert. Und er war richtig, richtig böse geworden. Die ganze Mühe, die er sich ge­geben hatte, um das Haus für die Neue herzurichten. Wenn ihm das passierte - wenn alles umsonst gewesen war, wenn er zum Narren gehalten wurde -, dann brauchte er sehr, sehr lange, bis er wieder einem Mädchen vertrauen konnte.
    Er starrte die Glastür des überfüllten McDonald's an. Ein ständiges Kommen und Gehen. Faule Mütter mit schreienden Kindern rannten hinein, um den Gören wieder mal ein ausgewo­genes Mahl aus Chickennuggets und Pommes vorzusetzen. Fett­säcke starrten die Bilder auf der Speisekarte an, als hätten sie noch nie im Leben einen Big Mac gesehen. War sie dort drin? Sah sie durch die Tür heraus, auf der Suche nach ihm, und fragte sich, wie er aussah? War sie ebenso aufgeregt, ihn zu sehen, wie er sie? Hatte sie sich etwas Besonderes angezogen, wie sie versprochen hatte? War sie nervös? Hatte sie Angst? Seine verschwitzten Hän­de zitterten wie verrückt. Er zündete sich eine Zigarette an, um seine Nerven zu beruhigen. Sie würde Angst bekommen, wenn sie merkte, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte. Dass er zit­terte wie ein Parkinson-Patient, wenn er sie sah, und dann lief sie vielleicht davon. Nicht vielleicht, bestimmt sogar. Und das wäre schlimm. Wirklich schlimm.
    Er fragte sich, ob und wann man das Verschwinden der kleinen Janizz bemerken würde. Jetzt, wo er überall in den Nachrichten war und Schlagzeilen machte, selbst in Ländern, deren Namen er nie gehört hatte. Er fragte sich, wie lange es dauerte, bis jemand den Quantensprung machte und Janizz' Verschwinden mit ihm in Verbindung brachte. Wie lange es dauerte, bis sie als Picassos jüngstes Opfer bekannt wurde. Er lächelte. Wie lange dauerte es, bis die Leute seinetwegen nachts ihre Häuser verbarrikadierten? Oder sich zu Bürgerwehren zusammenschlossen?
    Er leckte sich über die trockenen Lippen, die Augen an die Glastür geheftet, und hob witternd die Nase, um den ersten ech­ten Hauch von ihr zu erschnüffeln. Sein verlorenes Lamm.
    Die Tür ging auf. Ein winziges Ding - kaum einen Meter fünfzig, wie es aussah - kam heraus und setzte sich auf die Bank vor dem Schnellimbiss. Ein glitzerndes Tuch hielt das lange, kas­tanienbraune Haar aus ihrem Gesicht. Seitlich hatte sie eine lila gefärbte Strähne, genau wie auf dem MySpace-Foto. In dem Jeansminirock und dem engen schwarzen T-Shirt hatte sie die muskulöse Figur einer Turnerin, und ihre wohlgeformten Beine steckten in einem Paar Keilabsatz-Sandalen. Sie sah sich auf dem Parkplatz um, als würde sie auf jemanden warten, doch sie wirkte kein bisschen nervös. Nach einer Minute zündete sie sich eine Zigarette an und begann auf ihr Handy einzutippen, allem An­schein nach völlig sorgenfrei. Es war eindeutig Janizz. Und ihrem Auftreten nach zu urteilen, glaubte er nicht, dass er der erste Jun­ge war, mit dem sie sich über das Internet traf, auch wenn er ziemlich sicher der letzte sein würde.
    Bei ihrem Anblick spielten seine Hände verrückt. Er wischte sie ein letztes Mal an seiner Jeans ab, dann benutzte er ein Deo.
    Es würde schwierig sein, sie festzuhalten, wenn seine Hände so rutschig waren.
    Wie das kleine Lamm, das sich zu weit von der Herde ent­fernt hatte und mutterseelenallein auf der Weide stand, nahm die süße kleine Janizz anscheinend überhaupt nicht wahr, dass nur wenige Meter entfernt der böse Wolf in seinem Versteck lag und auf sie lauerte.
    Er warf die Zigarette aus dem Fenster und lächelte. Die Jagd hatte begonnen.
    Es wurde Zeit, sich vorzustellen.

 

77
     
    «Was zum Teufel machen Sie hier?», fragte Bobby und klopfte gegen das Fahrerfenster.
    Die Scheibe glitt herunter. «Offensichtlich das Gleiche wie Sie», antwortete ein rotgesichtiger Mark Feiding mit einem

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