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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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einem Dutzend Decken nicht aufhören konnte zu schlottern. Ihre Mom hatte sie den ganzen Tag im Bett Zeichentrickfilme sehen lassen und ihr vom Chinesen Wantan-Suppe mitgebracht.
    Mommy, Mommy, ich bin brav, ich schwöre es. Ich stelle nie wieder was an. Nie. Ich passe besser auf Bradley auf. Ich motze nicht mehr. Ich kriege wieder bessere Noten. Ich höre auf dich. Aber bitte mach, dass es aufhört. Mach, dass das alles nicht passiert. Mommy, bitte, bitte, bitte ... ... bitte, mach, dass ich aufwache.
    Sie spürte, dass er vor ihr stand, vielleicht nur Zentimeter ent­fernt, höchstens einen halben Meter, und sie beobachtete. Dann setzte er sich neben sie, und die Matratze oder das Polster, auf dem sie lag, gab unter seinem Gewicht ein wenig nach. Der Geruch seines Aftershaves war ekelhaft. Paco Rabanne. War es Zach? Die Gedanken rasten durch ihren Kopf. War es der Mann aus dem Wagen? Oder waren es mehr als einer? Waren noch mehr Personen im Zimmer, die sie beobachteten? Wer hatte die Fotos gemacht? Sie konnte sein keuchendes Schnaufen hören, das er zu unterdrücken versuchte, spürte seinen warmen Atem im Gesicht. Sein Atem roch nach ... Dosenspaghetti? Sie wollte ihre Sinne abstellen, nichts hören, nichts riechen, nichts spüren. Sie wünschte, alles wäre wieder schwarz. Sie wünschte, sie könnte weinen.
    Der Fernseher begann zu kreischen: Denk daran! Wir sehen dich! Bist du rein in Wort und Tat?
    Dann streckte er die Hand aus und strich ihr das Haar aus der Stirn. Seine zitternden Finger waren feucht und warm.
    «Ganz ruhig, hübsches Mädchen», sagte der Teufel in einem widerlichen Singsang. «Du bist jetzt zu Hause. Da, wo du hin­gehörst.»

 

16
     
    Sein Bauchgefühl sagte Bobby, dass etwas Schlimmeres passiert war. Dass nicht nur ein Teenager nicht zu seiner kaputten Familie zurück nach Hause kommen wollte.
    Niemand kannte die Statistiken besser als er. In den Vereinig­ten Staaten wurde alle vierzig Sekunden ein Kind als vermisst gemeldet. 800000 Kinder im Jahr, 2185 jeden Tag. Die meisten von ihnen - 92 Prozent - waren Ausreißer. Zweifellos alarmieren­de Zahlen. Allerdings musste man sich klarmachen, dass dies nur die Kinder waren, die das Glück hatten, überhaupt als vermisst gemeldet zu werden. Das National Runaway Switchboard, eine lan­desweite Hilfsorganisation für jugendliche Ausreißer und «Weg­werfkinder», auf deren Rückkehr niemand Wert legte, schätzte die tatsächliche Zahl auf zwischen 1,6 und 2,8 Millionen pro Jahr.
    In Anbetracht solch überwältigender Statistiken konnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass auch Elaine Emerson von zu Hause fortgelaufen war. Sie passte ins klassische Profil: kaputte Familie, ein älteres Geschwister, das bereits ausgerissen war und die Schule schwänzte, Alkohol- und Drogenmissbrauch inner­halb der Familie, Verschlechterung der schulischen Leistungen, ein Umzug fort von den Freunden und eine schwierige Bezie­hung zu den Eltern, von denen einer ein Stiefelternteil war. Selbst ihre eigene Mutter machte sich erst nach fast zwei Tagen genug Sorgen, um die Polizei zu rufen, was in Polizistensprache über­setzt hieß, dass Lainey wahrscheinlich nicht zum ersten Mal die Nacht woanders verbrachte. Dazu die sexy Fotos und ein Web-Profil, in dem sie ihren Stiefvater als «Arschloch» und ihre Mom als «blöde Ziege» bezeichnete und schrieb, sie wolle nichts lieber als «raus aus der ganzen Scheiße». Die Klassifizierung als typische «Ausreißerin» im NCIC wäre durchaus gerechtfertigt. Statistisch gesprochen müsste die kleine Elaine in den nächsten zwölf bis vierundzwanzig Stunden wieder durch die Haustür hereinspazie­ren.
    Doch es gab eben noch die anderen acht Prozent. Und die bereiteten Bobby Sorgen.
    Er rieb sich die Schläfen. Die Skateboard-Artisten auf der Straße waren näher gerückt und zogen ihre Stunts jetzt direkt vor Elaines Fenster ab. Angesichts der Gegend war anzunehmen, das einer oder mehrere der Jugendlichen den Ford Crown, den Taurus und den Pontiac Grand Am als Undercover-Wagen der Polizei erkannt hatten und sehen wollten, was los war. Vielleicht kannten sie Liza Emersons Ruf. Vielleicht wussten sie sogar etwas über Lainey. Er nahm sich vor, mit ihnen zu sprechen, sobald er mit dem Computer fertig war.
    Von den 800 000 als vermisst gemeldeten Kindern wurden fast 69 000 - oder acht Prozent - als «Entführungsfälle» gehandelt. In 82 Prozent davon war ein Familienmitglied beteiligt, insbesonde­re ein Elternteil,

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