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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Rock Island Road. Er hatte den Sicherheitsdienst der Schule angewiesen, die Videos der Überwachungskameras zu überprüfen, und er hatte sogar die Polizei von Coral Springs auf die Verkehrsüberwachungskameras angesetzt, doch das ergab nichts. Überhaupt nichts.
    Bobby hatte es nicht zum ersten Mal mit einer Internet-Ent­führung zu tun - und sie gingen nie gut aus. Das Erste, was ein Detective, der frisch von der Polizeiakademie kam, lernte, war die Statistik: In mehr als siebzig Prozent der Gewaltverbrechen - Sexualstraftaten und Entführungen inbegriffen - waren Täter und Opfer einander bekannt, sei es gut oder flüchtig. Vom Opfer selbst führte die Spur gewöhnlich bald zum Täter. Wo hat sie ihre Freizeit verbracht? Welche Hobbys hatte sie? Mit wem war sie befreundet? Wer waren ihre Feinde? Doch Internet-Stalking lief nicht nach den gängigen Regeln. Meistens begann es als willkürliche Jagd in irgendwelchen unsichtbaren Chatrooms oder auf Networking-Seiten, wo niemand der war, der er zu sein vorgab, wo Zeugen nicht existierten und ganze Identitäten einfach per Mausklick ver­schwinden konnten. Die Spuren waren elektronisch, nicht phy­sisch, und wenn der Bösewicht geschickt genug war, keine Spuren zu hinterlassen, gab es keine Möglichkeit, ihn aufzuspüren. Es war, als würde sich ein maskierter Fremder mitten in der Nacht in ein willkürlich ausgewähltes fremdes Haus schleichen, ohne Fingerabdrücke oder sonstige Spuren zu hinterlassen, geschweige denn DNA. Sofern kein Vögelchen zwitscherte, war der Fall so gut wie unmöglich zu lösen.
    Bobby sah hinaus über die weiten Sportanlagen, Heimare­na der Coral Springs Colts. An den Seitenlinien kicherten und lachten Cheerleader in blaugrünen Miniröcken beim Training, ohne den Mann mit der Marke und dem Sportsakko zu beach­ten, der ihnen von der anderen Seite des Zauns zusah. Bevor sie Ray kennenlernte, war auch Katy Cheerleader gewesen. Bei der Schulauswahl der St. Thomas Aquinas Highschool. Sobald sie laufen konnte, hatte sie mit Turnen angefangen, und irgend­wann vor ihrem achten oder neunten Geburtstag war sie der Cheerleader-Mannschaft beigetreten. Der Wettkampfkalen­der war aufreibend, denn die Spiele dauerten zum Teil ganze Wochenenden lang und fanden in allen Ecken von Florida statt. Bobby und LuAnn standen Hand in Hand auf der Tribüne und sahen mit angehaltenem Atem zu, wie ihr einziges Kind an der Spitze der menschlichen Pyramide durch die Luft geschleudert wurde. Bei einem dieser Footballspiele, als er ihr beim Salto in zehn Metern Höhe zusah, war Bobby zum ersten Mal die schreckliche Realität des Elternseins klargeworden: Er hatte kei­ne Kontrolle.
     
    «Jeder, der im Besitz einer Marke ist, hält nach ihr Ausschau, Bobby. Von Key West bis Boynton. Doch es gibt keine Spur von ihr.»
    «Sie kann doch nicht einfach vom Erdboden verschwinden, Zo. Sie ist sechzehn. Sie kann nirgends hin, und sie hat - wie viel?- vielleicht ein paar hundert Dollar von ihrem Job bei Dairy Queen in der Tasche.»
    Dairy Queen. Das Fast-Food-Restaurant, wo Katy diesen Mistkerl kennengelernt hatte. Ray. Reinaldo Coon. Schon als Bobby ihn zum ersten Mal gesehen hatte - wie eine Klette hatte er an seiner Tochter geklebt und jede ihrer Bewegungen aufgesaugt, als sie die Eismaschine reinigte - wusste er, dass der Junge nichts taugte. Mit knapp achtzehn stolzierte er herum wie ein Rockstar oder ein Gangmitglied, mit dem selbstgefälligen Grinsen eines Menschen, der keinen Respekt vor anderen hatte. Doch Bobby wusste schon da, dass es zu spät war; Katy war längst in seinem Bann und würde tief fallen. Mit ihren hellblauen Augen folgte sie dem knallharten Ray und sei­nem Schrubber durch den Laden wie ein gehorsames Hündchen. Vielleicht fand sie seine Tätowierungen sexy, sein rebellisches Gehabe aufregend, sein Selbstbewusstsein attraktiv. Hätte Bobby die Zeit zurückdrehen und eine einzige Sache in seinem Leben revidieren können, dann hätte er Katy ver­boten, in dem verdammten Dairy Queen zu arbeiten.
    Zo wählte seine nächsten Worte sorgsam aus. «Vielleicht haben die bei­den es geplant, Bobby. Auch von dem Jungen fehlt jede Spur. Seine Mutter behauptet steif und fest, sie hätte seit Wochen nichts von ihm gehört. Sagt, er sei im November ausgezogen, und sie will ihn auch nicht wiederhaben.»
    «Blödsinn.» Bobby fuhr sich mit den Händen durchs Haar. «Sie lügt. Ich fahre bei ihr vorbei und rede nochmal mit ihr ...»
    «Nein. Nein, das tust du nicht.

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