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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Christie prüfte Gewicht und Griffigkeit, hob den Spaten über die Schulter und schwang ihn einige Male probeweise. Magrath weinte jetzt mit zusammengekniffenen Augen. Seine Knie gaben nach, und er landete im Schmutz, sein Kinn hing am Rand der Grube.
    »Schhhhh«, machte Christie wie ein Vater zu einem Kind. Dann streckte er sich, holte mit dem Spaten aus und stach ihn direkt vor Magrath in den Boden. Der riss die Augen auf, starrte die glänzende, scharfe Kante des Spatens an. Christie zog ihn aus dem Boden, hockte sich hin und hielt dem verheulten, rotnasigen Magrath den Spaten vor die Nase.
    »Du hast doch nicht geglaubt, dass es so schnell geht, oder?«, fragte er. »Vorher musst du noch einiges aushalten. So vielen Menschen hast du das Leben genommen. Nur so zum Spaß, oder? Ohne wirklichen Grund. Unerklärlich. Du kommst nicht ins Gefängnis, sondern in die Klapse. Tagsüber Brettspiele und Fernsehen, Spaziergänge im Garten und ein freundlicher Psychiater. Findest du das fair, hm? So viele Leben hast du zerstört, die der Lebenden ebenso wie die der Toten. Jetzt ist es Zeit für Vergeltung. Zeit, dass du leidest …« Er stand wieder auf und hob den Spaten, dieses Mal aber nur hüfthoch, machte sich bereit, ihn Kenny Magrath über den Schädel zu ziehen.
    »Das reicht!«
    Christie wirbelte herum. Rebus hatte die Fäuste geballt, als suche er Streit.
    » Was wollen Sie hier?«, rief Christie.
    »Sie verhaften«, sagte Siobhan Clarke, die auf die Lichtung trat und ihren Dienstausweis hochhielt. Christies Männer blickten ihren Chef ratsuchend an. Christie zeigte auf Rebus.
    »Sie wollten es doch so haben!«, beschwerte er sich.
    Clarke ignorierte ihn und erklärte ihm, er sei festgenommen. Christie hatte einzig Augen für Rebus, sein Blick loderte.
    »Zwei gegen drei?«, rief er. »Seht euch um – hier ist noch genug Platz für ein paar Gräber mehr.«
    »Kann sein, dass Rebus ein bisschen bescheuert ist, aber ich bin’s nicht«, fiel ihm Clarke ins Wort. »In fünf Minuten kommt Verstärkung.«
    » Was machen wir?«, fragte einer von Christies Männern seinen Chef. Rebus erkannte ihn: Marcus, der Türsteher und Fahrer. Christie brauchte einen Augenblick, um die Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen.
    » Wir gehen«, sagte er. Dann an Magrath gewandt: »Es ist noch nicht vorbei. Wir sehen uns wieder.« Dann trat er zu, traf Magrath seitlich im Gesicht und marschierte anschließend zum Mercedes. Clarke sah Rebus an, aber Rebus rührte sich nicht. Die beiden Männer folgten ihrem Chef, Marcus preschte voraus, damit er die Beifahrertür aufhalten konnte. Christie warf Rebus einen hasserfüllten Blick zu, warf den Spaten zu Boden und stieg ein. Als sich alle Türen geschlossen hatten, trat Clarke einen Schritt nach vorn.
    »Lassen wir sie fahren?«
    » Willst du’s drauf ankommen lassen?«, fragte Rebus, ging zu Magrath und nahm ihm das Klebeband ab.
    »Aber die entkommen!«, stotterte der, rosa gefärbte Speicheltröpfchen spritzten aus seinem Mund. Der Motor des Mercedes war laut röhrend angesprungen, und der Wagen fuhr nun im Rückwärtsgang den Weg entlang, den er gekommen war.
    »Ja«, sagte Rebus und lockerte die Fesseln um Magraths Handgelenke.
    »Die wollten mich töten.«
    »Haben wir mitbekommen.«
    Magrath wirkte verstört. Er blickte von Rebus zu Clarke und wieder zurück. »Aber Sie werden die doch fassen? Die Verstärkung …«
    »Es gibt keine Verstärkung«, erklärte Rebus. » DI Clarke hat uns damit nur die Haut gerettet.«
    »Die wollten mich töten«, wiederholte Magrath mehr zu sich selbst als zu sonst jemandem.
    »Ein Wort des Dankes wäre vielleicht angebracht.«
    » Was?«
    »Vergessen Sie’s.« Rebus packte Magrath am Arm und zog ihn aus der Grube.
    »Die haben meinen Transporter.«
    »Den werden Sie nicht wiedersehen.«
    »Die wollten mich …«
    »Das haben Sie bereits erwähnt.«
    » Wahrscheinlich steht er unter Schock«, meinte Clarke.
    Magrath merkte, dass er von der Lichtung geführt wurde. » Wohin gehen wir?«
    » Wir bringen Sie nach Hause – unser Wagen steht da drüben.«
    »Aber die sind auch hier entlanggefahren!«
    »Dann beeilen wir uns lieber, bevor sie kapieren, dass keine Verstärkung anrückt.«
    »Moment mal«, sagte Magrath. »Haben Sie gesagt, Sie bringen mich nach Hause ?«
    » Wohin denn sonst?«
    Magrath blieb stehen. »Ich kann nicht nach Hause. Die wissen, wo ich wohne… wo Maggie wohnt …«
    »Vielleicht lassen sie Ihre Frau ja in Ruhe. Die haben’s

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