Maedchenjagd
mehr bei ihm wohnte. Sie hoffte so sehr, dass es stimmte, dass sie nicht zu fragen wagte. »Ich tu das nur ungern, aber dir ist klar, dass du mich zurück in die Stadt zu meinem Auto fahren musst?«
»Es macht mir nichts aus, Lily«, sagte er, und in seiner Stimme waren die ersten Anzeichen der abflauenden Euphorie zu hören. »Aber müssen wir es so schnell beenden? Können wir nicht noch eine Minute so bleiben und den Augenblick genießen?« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Das hier war weit mehr als schneller Sex unter Kollegen, das weißt du.«
Sie seufzte tief. »Ich weiß.«
Lily hob ihre Kleider vom Boden auf und zog sich an. Sie wandte sich von ihm ab, als sie ihren Büstenhalter vorn einhakte und herumdrehte und dann ihre Brüste zurechtrückte. Sie zog zuerst ihre Bluse an und dann den Slip. Es war ein einfacher, weißer und bequemer Slip, und sie genierte sich, dass es keiner mit Spitze war.
Er sah immer noch auf die Stadt hinaus, als er zu sprechen begann. »Meine Frau hat mich wegen jemand anderem verlassen. Als ich bei der Arbeit war, ist sie mit dem Umzugswagen gekommen und hat fast alle Möbel mitgenommen.«
»Das tut mir leid, Richard. Hast du sie geliebt?«
»Natürlich habe ich sie geliebt. Wir haben siebzehn Jahre lang zusammengelebt. Ich weiß noch nicht einmal, wo sie jetzt ist. Sie ist hier irgendwo in der Stadt, will aber nicht, dass ich weiß, wo. Unser Sohn ist bei ihr.«
»Kennst du den Mann?«, hakte Lily neugierig nach und fragte sich, wie es sein konnte, dass sie sich so sehr nach diesem Mann sehnte und eine andere Frau ihn nach siebzehn Jahren nicht mehr wollte.
»Es ist kein Mann, Lily. Sie hat mich wegen einer Frau verlassen.«
»Wie geht dein Sohn damit um?«
»Greg weiß es nicht, und ich würde es ihm niemals sagen. Er glaubt, sie ist einfach nur eine Mitbewohnerin.« Sein Gesicht lag im Schatten. Er hatte sich Lily zugewandt, drehte sich aber bald wieder zum Fenster um. »Zumindest glaube ich, dass er nichts weiß.«
»Du würdest staunen, Rich. Kinder wissen so viel mehr, als wir ahnen. Vielleicht weiß er es und hat sich längst damit abgefunden. Immerhin lebt er bei seiner Mutter.«
»Er ist ein merkwürdiger Junge, lebt ganz in seiner eigenen Welt.« Er sah über seine Schulter zu Lily und bemerkte, dass sie fertig angezogen war. »Greg war früher im Begabtenprogramm, jetzt ist er ein Surfer. Statt zu lernen, surft er. Wenn er Glück hat, schafft er es ins Junior College. Ich habe mir immer gewünscht, dass er Anwalt wird, wir eines Tages vielleicht sogar eine gemeinsame Kanzlei hätten. Träume … es klappt nicht immer alles so, wie du es dir ausgemalt hast.«
Sie wusste, er wollte reden, aber sie musste gehen. »Können wir im Auto weiterreden? Ich würde so gerne bleiben und mich mit dir unterhalten, aber ich bin verheiratet. Keine gute Ehe« – sie machte eine Pause – »offensichtlich, sonst wäre ich nicht hier. Sie mag bald enden, wenn’s nach mir geht, aber ich will kein böses Ende. Verstehst du das?«
»Gib mir einen kurzen Moment. Ich zieh mich nur schnell an.«
Am Verwaltungszentrum lehnte sie sich an das Auto, während er sie noch einmal küsste. »Warum parkst du hier? Weißt du nicht, dass sie dich vom Gefängnis aus sehen können?«
»Ach«, erwiderte sie, schmiegte sich an ihn und biss ihn ins Ohr. »Vielleicht werde ich ja eines Tages in der Tiefgarage parken.«
»Dort, wo die Richter parken?«
»Was meinst du?«
»Ich denke, du hast gute Chancen, wenn du das willst. Weißt du eigentlich, dass ich dich als Nachfolgerin vorgeschlagen habe?«
Sie hatte es nicht gewusst, und es freute sie. »Danke. Und das war vor heute Abend.« Sie lächelte und sperrte ihren Honda auf. Sie ließ den Wagen an, winkte und streckte noch einmal den Kopf aus dem Fenster. »Fortsetzung folgt, hoffe ich?«
»Klar«, erwiderte er. »Fortsetzung folgt.«
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2
Mittwoch, 13 . Januar
Ventura, Kalifornien
I ch dachte mir, Sie können den vielleicht gebrauchen«, sagte Lilys Assistentin und stellte eine Tasse mit schwarzem Kaffee auf das Richterpult.
»Danke, Susie, Sie sind ein Engel.« Schnell wandte Lily ihre Aufmerksamkeit wieder Clinton Silverstein zu. Es war ihr unangenehm, dass ihre Büroangestellte glaubte, sie sei am Richtertisch eingeschlafen. Wenn die Rückenschmerzen unerträglich wurden, blieb ihr nichts anderes übrig, als Schmerztabletten zu nehmen, und hielt sie sich nicht mit Kaffee fit, machten die Medikamente sie manchmal
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