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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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Ajax gefüttert wurde. Der Gerichtsmediziner hat sogar Arsenspuren im Gewebe gefunden. Unzweifelhaft hat das Monster, das hier vor Ihnen sitzt, mit verschiedenen Mordmethoden an ihrem Kind herumexperimentiert.«
    Ein hörbares Keuchen ertönte von den Zuschauerrängen, und einige Medienvertreter machten sich auf den Weg zur Tür. Zwar hatte Fowler von den vorgetragenen Befunden gewusst, doch der Polizei und der Staatsanwaltschaft war es gelungen, die Details über die Ajax- und Arsenvergiftungen der Presse vorzuenthalten, und nun beeilten sich die Reporter, die Story als Erste zu verbreiten.
    Ein guter Staatsanwalt legte selten schon im Eröffnungsplädoyer seine Strategie offen, sondern hob sich meist die erdrückendsten Beweise für einen späteren Zeitpunkt der Verhandlung auf, an dem seine Argumentation zu schwächeln begann. Doch Silverstein war fest entschlossen, die Geschworenen von Noelle Reynolds’ Schuld zu überzeugen und hatte alle Karten ausgespielt, noch bevor er den ersten Zeugen aufgerufen hatte.
    Im hinteren Teil des Gerichtssaals entstand Tumult, als jeder von den Reportern versuchte, seinen Kollegen zuvorzukommen. Eines führte zum anderen, und schließlich wurde eine Frau zu Boden gestoßen. Ein Mann neben ihr packte einen anderen am Hals, und es kam zu einer ausgewachsenen Prügelei.
    Lily ließ den Hammer heruntersausen. »Ruhe«, rief sie aufgebracht. Der Gerichtsdiener lief ans andere Ende des Saals, und ihre Assistentin rief nach den Ordnern. »Ich rufe Sie umgehend zur Ordnung! Wer nicht sofort auf seinem Platz sitzt oder den Gerichtssaal verlässt, wird die kommende Nacht in Haft zubringen.«
     
    Quantico, Virginia
     
    Special Agent Mary Stevens saß an ihrem Schreibtisch, als ihr Vorgesetzter SAC John Adams anrief und sie zu sich ins Büro bestellte.
    Die FBI -Einheit zur Unterstützung bei Ermittlungen, ISU , hatte ihren Sitz an der Akademie in Quantico, Virginia. Mary war Mordermittlerin in Ventura gewesen und vom FBI abgeworben worden, als sie ein zwölfwöchiges, internationales Training für Polizisten im gehobenen Dienst absolviert hatte. Nach einem Jahr im FBI -Hauptquartier in Washington hatte John Adams sie angeheuert. Special Agent in Charge Adams, kurz SAC , war ein enger Freund ihres verstorbenen Vaters gewesen und Chef der Eliteeinheit für operative Fallanalyse und Täterprofiling.
    Mary hielt die Verwendung von Abkürzungen innerhalb des FBI für unnötig und übertrieben. Die meisten Polizeibehörden hatten die Zahlencodes abgeschafft, um größere Sicherheit und Eindeutigkeit zu gewährleisten. Wenn ein Polizist angeschossen worden war, unter Beschuss stand oder womöglich einen bewaffneten Verdächtigen zu Fuß verfolgte, konnten ein paar Sekunden über Leben und Tod entscheiden. Es war zu gefährlich, Zeit damit zu vergeuden, sich an den richtigen Code zu erinnern. Wenn der Polizist sich irrte, stand er am Ende mit einem Abschleppwagen statt eines Krankenwagens da.
    Die Zahlencodes waren 1937 entwickelt und 1974 erweitert worden, weil man glaubte, dass sie den Funkverkehr beschleunigen und standardisieren konnten. Mary vermutete, dass auch der übermäßige Gebrauch von Abkürzungen beim FBI der paranoiden Geheimniskrämerei von John Edgar Hoover zuzuschreiben war. Kleine Jungs liebten eben ihre Spielchen mit Geheimcodes.
    Sie nahm eine große Akte vom Schreibtisch und machte sich auf den Weg den Korridor hinunter zu Adams Büro; ihre Absätze klackerten auf dem Linoleumboden. Eine ihrer gegenwärtigen Aufgaben betraf ein relativ neues Phänomen: die Entstehung von Selbstmordforen in Amerika. Derartige Organisationen existierten seit Jahren in Europa und Asien, besonders in Japan, wo Selbstmorde traditionell einen Teil der Kultur darstellten. In Japan nannten sie sich Suizidzirkel. Einer der Klubs in Russland hatte mehr als zwanzigtausend Mitglieder.
    Mary erhaschte einen Hauch von Parfüm, als ihre Kollegin Genna Weir neben ihr auf den Gang trat. Weir und Mary waren die einzigen weiblichen Agenten in der Einheit und hatten sich schnell angefreundet. Weir war zweiundvierzig Jahre alt, eins siebzig groß und körperlich in Bestform. Die Falten in ihrem Gesicht und die tiefen Schatten unter den Augen ließen sie eher wie fünfzig aussehen. Es hatte seinen Preis, sich mit den verkommensten und brutalsten Verbrechern der Welt herumzuschlagen. Die Brünette mit dem stählernen Blick und dem messerscharfen Verstand war in der Einheit und dem FBI hochangesehen.
    »Was wird

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