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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Kofferraum herumhantierte, versuchte ich abzuhauen. Ohne Erfolg. Weder gelang es mir, mit meinen tauben, nutzlos im Rücken herumzuckenden Fingern die Beifahrertür zu öffnen, noch hatte ich mich schnell genug auf die Fahrerseite manövrieren können, um von dort durch die geöffnete Tür zu fliehen.
    Mein Peiniger zerrte mich in den Straßengraben, und nachdem er meine Extremitäten mit zwei Stricken vollends verschnürt hatte, stopfte er mir einen stinkenden Lappen in den Mund, den er mit einem speckigen Baumwollschal fixierte. Ich bin sicher, er hätte dies nicht getan, hätte ich nicht die ganze Zeit geschrieen. Doch offensichtlich wollte an jenem frühen Septembermorgen kein Milchmann und kein Zeitungsverkäufer und auch sonst niemand die kleine Landstraße zwischen Oudenaarde und Petegem-aan-de-Schelde benutzen.
    Zum Schluss verband mir mein Peiniger die Augen. Das Letzte, was ich sah, war die weiße Plastiktüte, die im Baum über mir hing. Und dass es in der Richtung, in der Brüssel liegen musste, zu dämmern begann.

Gefesselt
    Ich weiß nicht, ob ich einem Menschen, der solche Qualen selbst nicht erlebt hat - und bei Gott, ich wünsche sie keinem! -, ich weiß nicht, ob ich imstande bin, das, was während der nächsten Stunden in mir vorging, so zu schildern, dass Sie es nachempfinden können.
    Stellen Sie sich vor, Sie liegen in einem Raum, von dem Sie keinerlei Vorstellung haben, weil Ihnen die Augen fest verbunden sind. Ihre Hände (inzwischen komplett abgestorben) sind immer noch in Ihrem Rücken gefesselt, Ihre Beine sind zusammengeschnürt, und damit Sie sich auch ja nicht regen können, sind Sie als ganzes Paket bäuchlings auf etwas verzurrt, das ein Bett sein muss. Falls es Ihnen nämlich doch gelingen sollte, ein wenig zu ruckeln, hören Sie Bettfedern quietschen. Außerdem lässt der muffig-ranzige Geruch in Ihrer Nase keinen anderen Schluss zu als den, dass Sie (wieder einmal) auf einer speckigen Matratze liegen. Und sollten Sie in dieser Lage nun das natürlichste Bedürfnis der Welt verspüren, nämlich jenes, laut zu schreien, muss ich Sie enttäuschen. Nicht nur, dass die Matratze Sie ohnehin fast erstickt - Ihre Nackenmuskeln sind ganz steif von den Versuchen, wenigstens ein bisschen Abstand zwischen diese und Ihr Gesicht zu bringen - Sie haben außerdem ein dreckiges Tuch im Mund, an dem Sie von Minute zu Minute mehr würgen.
    Leider kann ich Ihnen nicht ersparen mitzuteilen, worin Ihr erstes Erlebnis in diesem neuerlichen Gefängnis bestanden hat: Ihr Peiniger hatte sich damit abgemüht, Ihnen trotz der Fesselstricke die Hosen so weit herunterzuziehen, dass er Zugang zu jener Region erhielt, die ihn an einem weiblichen Wesen offenbar als einzige interessiert. (Den Rest, muss ich Sie bitten, sich selbst auszumalen. Immerhin kann ich Ihnen die Hoffnung mit auf den Weg geben, dass auch Ihr Peiniger das eine oder andere Problem mit seiner Männlichkeit hat. Wenn es das Schicksal nur ein ganz klein wenig gut mit Ihnen meint, wird er sein Vorhaben nach mehreren vergeblichen Versuchen abbrechen.)
    Danach sind Sie erst mal allein. Und zwar nicht wie in Samstagsabends-allein-zu - Haus-und-alle-Freunde/Bekannte /Eltern-feiern-irgendwo-ohne-Sie . Sondern allein wie in Gottverdammt-dreitausend-Meter-unter-dem-Meeresspiegel-allein . Wobei diese Beschreibung nicht ganz zutreffend ist, denn es ist mitnichten so, dass Sie nichts hören. Ganz im Gegenteil. Sie hören alle möglichen Geräusche, an denen Sie sich festklammern, als ginge es um Ihr Leben. (Was es gewissermaßen ja auch tut.)
    Zuerst fällt Ihnen ein merkwürdiges Naturgeräusch auf, das Sie nach und nach als Quaken identifizieren werden, sofern Sie nicht als reine Großstadtpflanze aufgewachsen sind. Sind Sie es doch, haben Sie Pech gehabt. Andernfalls können Sie aus der Anwesenheit von Fröschen immerhin schließen, dass Sie sich in der Nähe eines Gewässers wie zum Beispiel eines Teichs oder Tümpels befinden müssen.
    Als Nächstes beginnen die Vögel Radau zu machen. Alle möglichen Arten von Zwitschern, Pfeifen und Tirilieren. (Falls Sie sich mit Vogelstimmen auskennen, haben Sie die nächsten Stunden immerhin etwas, womit Sie sich beschäftigen können. Bei mir war nach der Amsel allerdings ziemlich schnell Schluss. Vielleicht noch eine Goldammer, aber da bin ich mir nicht sicher. ( Ti-ti-ti-ti-ti-ti-tüüüüüüh . So macht doch die Goldammer? Wie-wie-wie-hab-ich-dichliiiiiieb . Oder war das der Zeisig? Nein, ich glaube, der

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