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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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dafür, dass ich mich den Begierden meines Peinigers nicht willfähriger unterworfen hatte. Wäre ich nicht so widerspenstig gewesen, wer weiß, vielleicht hätte er mich weder ans Bett gefesselt noch geknebelt. Vielleicht würde ich jetzt sogar neben ihm im Porsche sitzen und über irgendeine Autobahn rasen. Und, bitte, ich flehe Sie an, verstehen Sie mich nicht so falsch, wie mich die Medien in diesem Punkt immer falsch verstanden haben: Neben diesem Schwein im Auto zu sitzen, muss Ihnen als die verlockendste Aussicht der Welt erscheinen, wenn Sie in Wirklichkeit dabei sind, in einem schmutzigen Wohnwagen zu verrecken.
    In jenen Stunden empfand ich einen solchen Ekel vor mir selbst wie nie zuvor. Auch wenn der Mensch nichts zu trinken und zu essen bekommt, scheidet er hin und wieder gewisse Körperflüssigkeiten aus. Die Wahrheit ist: Ich stank . Und offensichtlich roch nicht nur ich dies, sondern auch die Fliegen, die mit mir im Container eingesperrt waren. Ich hörte sie in meinem Rücken brummen. Und spürte, wie sie auf meinem entblößten Hintern Platz nahmen, um ihn mit ihren winzigen Füßen und Rüsseln zu erkunden. ( Hips don’t lie! ) Alle Versuche, sie abzuschütteln, waren so mühsam und von so lächerlich kurzen Erfolgen gekrönt, dass ich irgendwann aufgab. Und einsah, dass ich nur noch zu einem einzigen Zweck auf der Welt war: eine Handvoll Fliegen von Stunde zu Stunde glücklicher zu machen.
     
     
    Ich hoffe, Sie können jetzt nachvollziehen, in welchem seelischen und körperlichen Zustand ich mich befand, als ich in der folgenden Nacht - meine schwächer werdenden Sinne waren gerade noch imstande gewesen wahrzunehmen, wie draußen erst das Geschirrklappern verstummte, dann die Stimmen und zuletzt auch noch der Fernseher, in dem ein Film oder eine Show mit vielen Lachsalven gelaufen war, und wie nach und nach die Frösche die Herrschaft über die Geräusche wieder an sich rissen -, ich hoffe, sie können begreifen, was in mir vorging, als ich plötzlich hörte, wie sich ein Auto meinem Gefängnis näherte. Mit den letzten Resten Aufmerksamkeit, die ich meinem Bewusstsein abtrotzen konnte, lauschte ich. Die Reifen knirschten auf dem Kies. Das Motorgeräusch erstarb. Und obwohl meine Sinne wirklich nicht mehr die schärfsten waren, war ich sicher, dass das Auto, das offenbar direkt neben meinem Gefängnis geparkt hatte, nicht der Porsche meines Peinigers war. Mein Puls schnellte noch einmal in die Höhe. Erst recht, als ich hörte, wie eine Autotür geöffnet und kurz darauf wieder zugeschlagen wurde. Schritte. Im Kies. Dann auf den Stufen. Ich hörte, wie an der Tür herumgenestelt wurde.
    War es möglich? Sollte doch noch jemand gekommen sein, um mich zu retten? Die Polizei? Meine Mutter! Was würde sie sagen, wenn sie mich in diesem Zustand sah! Wahrscheinlich würde sie mich als Erstes fragen, wo ich meine Schuhe gelassen habe. Und den Rucksack. Und das Handy. Ich musste versuchen, wenigstens meine Hosen wieder über den Hintern zu bekommen. Eigentlich würde ich lieber zuerst meinen Vater anrufen und dann meine Mutter. Oder saßen sie gar beide neben demselben Telefon? Wenn ja: In der Wohnung meiner Mutter? Oder in der Villa meines Vaters? Aber was machte dann die Architektin? Meine Mutter würde ihre Anwesenheit unmöglich tolerieren. Und meine Tinka! Bestimmt schnappte sie über vor Freude!
    Als ich spürte, dass jemand im Raum stand, begann ich an meinem Bett zu rütteln. Die Angst, dass mein Besucher mich übersehen und einfach wieder gehen könnte - schließlich stank es hier so entsetzlich, dass sich kein normaler Mensch länger als nötig aufhalten würde -, diese Angst verlieh mir noch einmal Kraft. Und dann hörte ich eine hohe, sonderbar gedämpfte Stimme rufen: » Politie! Alles in orde! «
    Sekunden verstrichen, in denen nichts passierte. Keine Schüsse. Kein hektisches Herumrennen. Kein Gebell von Polizeihunden - oder was immer ich erwartet hatte. Denn ich hatte doch richtig gehört, dass der Mann mit der hohen Stimme von der Polizei war. Ich spürte ihn näher kommen. An dem plötzlichen Gewicht, das meine Matratze in eine Richtung nach unten zog, merkte ich, dass er sich zu mir gesetzt hatte. Ungeduldig rüttelte ich noch heftiger. Warum band mich der Polizist nicht endlich los! Oder nahm mir wenigstens den verdammten Knebel aus dem Mund oder die Binde von den Augen. Und dann spürte ich eine Hand, die langsam über meinen entblößten Hintern fuhr. Ich musste nicht das

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