Maedchenmoerder Ein Liebesroman
macht Di-di-didl-didl-dä . Ist ja auch egal.))
Im Hintergrund vernehmen Sie Zivilisationsgeräusche wie das Rauschen einer Autostraße, das Ihnen verwirrend laut erscheint. Oder Züge, die immer wieder und scheinbar in nicht allzu großer Entfernung vorbeifahren. Wenn Sie über ein Hirn verfügen, das trotz Todesangst weiter funktioniert, werden Sie aus diesen Geräuscheindrücken - kombiniert mit dem Wissen, dass Sie eine glücklicherweise kurze Strecke in dem tatsächlich unerträglich winzigen Kofferraum Ihres Peinigers zurücklegen mussten - Folgendes ableiten: Sie befinden sich im flämischen Teil von Belgien, die nächste größere Ortschaft heißt Oudenaarde. Offensichtlich sind Sie ziemlich in der Natur, aber auch nicht ganz jwd, sonst würden Sie keine Autos und keine Eisenbahn hören.
Schwieriger wird es, die Art der Behausung zu erraten, in der Sie eingesperrt sind. Um hier weiterzukommen, müssen Sie Sinneseindrücke wie Gerüche und die Luftbewegungen dazunehmen, die Sie auf Ihren unbedeckten Körperteilen (Füße, Po, Hände, Wangen) spüren. Die Scheune eines Bauernhofs scheint Ihnen keine schlechte Vermutung zu sein. Allerdings riecht es nicht unbedingt nach Landwirtschaft. Einen starken Heugeruch können Sie ebenfalls nicht ausmachen, wobei es mit den Gerüchen nicht so einfach ist, da die Ausdünstungen der Matratze alles andere überlagern. Trotzdem beginnen Sie sich zu fragen, ob es nicht staubiger und vor allem holziger riechen müsste, befänden Sie sich tatsächlich in einer Scheune oder einem Schuppen. Der Bauernhof erscheint Ihnen also plötzlich nicht mehr als Ihr wahrscheinlichster Aufenthaltsort.
Sie überlegen, ob es ein ganz normales Haus sein könnte, in dem Sie liegen. Diesen Gedanken verwerfen Sie schnell wieder, denn hinter gemauerten Wänden würden Sie die Natur, die Sie offensichtlich umgibt, nicht so direkt spüren.
Damit Sie eine Chance haben, das Rätsel doch noch zu lösen, werde ich Ihnen ein wenig die Einzelgeräusche schildern: Zwei- oder dreimal wird ganz in der Nähe ein Auto gestartet beziehungsweise geparkt. Das Wegfahren/ Näherkommen geschieht langsam, und die Reifen knirschen so, dass es kein asphaltierter Weg sein kann. Dann hören Sie immer wieder Stimmen, mal näher, mal weiter entfernt. Es ist nicht ganz einfach auszumachen, aber die allermeisten scheinen Holländisch zu sprechen. Auffällig sind die vielen Kinder, die lachen, kreischen, Ball spielen und vermutlich auch mit Fahrrädern hin und her sausen. Eine Mutter schreit ständig nach »Jeroen« und »Lieke«. Auch hören Sie einen oder zwei Hunde bellen, die allerdings nicht nach Wachhunden, sondern eher nach Dackeln oder anderen Kleinhunden klingen. (Sollten Sie wie ich einen Hund besitzen, müssen Sie Acht geben, dass dieses Gebell Sie nicht verrückt macht. Mir hat die Sehnsucht nach meiner Tinka fast das Herz zerrissen.)
Das Allerschlimmste, was Ihnen in Sachen Geräusche zugemutet wird - in der Tat ist es so schlimm, dass Sie irgendwann Ihren Peiniger verdächtigen, sich diese Art der Folter ausgedacht zu haben -, das Allerschlimmste ist der aktuelle Sommerhit von Shakira und Wyclef Jean. (Bereits bei der WM hatte er meine Nerven angefressen. Zuletzt hatte ich Carina gebeten, auf ihrer Party alles bloß nicht dieses Lied zu spielen. Zwecklos. Hips don’t lie .) Immer und immer wieder müssen Sie sich die scheppernden Fanfaren anhören und das Bin-ich-nicht-cool-Reggae - und Oh-jaich-bin-so-sexy-Latina -Gesinge. (In meinem Fall vermute ich, dass sich irgendeine fette belgische Kuh direkt neben meinem Gefängnis in ein bauchfreies Top gezwängt hatte und versuchte, genauso mit den Hüften zu wackeln wie die Tante aus Kolumbien. Und obwohl ich Shakira nichts Böses wünsche, frage ich mich, was sie zum Thema Hüften singen würde, müsste sie nur eine Viertelstunde in der Lage zubringen, in der ich mich damals befunden habe...)
Ich gebe Ihnen noch einen Tipp, und dann sollten Sie erraten, wo Sie sind: Sie hören zweierlei Arten von Türschlagen. Das eine sind offensichtlich die Autotüren. Das andere ist ein weniger sattes, klappriges, bisweilen sogar fast blechernes Geräusch. Und es scheint mehrere solcher Türen in Ihrer Nachbarschaft zu geben. (Na? Bei Wetten, dass ...? würden die Buchstaben jetzt nach unten purzeln. Oder haben Sie es doch erraten?)
Jawohl: Sie befinden sich auf einem Campingplatz ! Und die Türen, die Sie außer den Autotüren schlagen hören, sind Wohnwagentüren.
Ich will
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