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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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vertraute Hohngelächter abwarten, um zu wissen, wer der »Polizist« war.
    Sehen Sie jetzt, was für ein infames Spiel dieser Bastard mit mir getrieben hat? Er knipste meine Hoffnungen und meinen Lebenswillen an und aus wie andere Leute ihre Nachttischlampe.
    Nachdem er genügend geschimpft hatte, was für eine »dreckige, stinkende F… ich sei«, ließ er mich fürs Erste in Ruhe. (In Wahrheit schien ihn mein Gestank nicht weiter zu stören. Andernfalls hätte er mir ja gleich erlauben können zu duschen.)
    Ihren nächsten Höhepunkt erreichte seine Spiellaune, als er daranging, sich etwas zu essen zu machen. Ich hörte ihn mit Wasser und Töpfen und an irgendwelchen Schränken oder Regalen herumhantieren. (Vermutlich muss ich nicht eigens erwähnen, dass er mir natürlich weder den Knebel aus dem Mund noch die Binde von den Augen genommen noch meine Körperfesseln gelockert hatte.) Er pfiff eine alberne Melodie vor sich hin, lachte immer wieder über den tollen Scherz, den er sich eben geleistet hatte, und schien insgesamt mit sich und der Welt höchstzufrieden zu sein. Aus der Tatsache, dass ich kein Fett brutzeln hörte und auch keine Zwiebeln oder sonst etwas in der Art riechen konnte, schloss ich, dass er lediglich etwas ins Wasser warf, um es zu kochen. Eier vielleicht. Oder Reis. Oder Kartoffeln. Kurze Zeit später fing er hörbar zu essen an. (Ich sollte genügend Gelegenheit bekommen, mich davon zu überzeugen, dass er ohnehin keine besonders ausgefeilten Tischmanieren besaß. Dennoch bin ich sicher, dass er damals vor allem deshalb so laut geschmatzt hat, weil er sich genau vorstellen konnte, wie sehr mich ausgehungertes Wesen dies quälen musste.) Merkwürdigerweise roch, was immer er aß, nach nichts. Oder zumindest nicht so intensiv, dass ich es durch meine und die Ausdünstungen des Bettes hindurch hätte riechen können.
    Im Ton einer besorgten Herbergsmutter erkundigte er sich, ob ich armes »F... lein« nicht schrecklich hungrig sei. Da ich nicht antworten konnte, blieb mir die Demütigung, »Ja« gesagt zu haben, erspart. Wieder senkte sich die Matratze neben mir, und - ich wagte es kaum zu glauben - offensichtlich machte er sich daran, zumindest einige meiner Fesseln zu lösen. Während er mit den Knoten kämpfte, die er selbst einige Stunden zuvor gebunden hatte, fragte er mich, ob ich die Absicht hätte, heute Nacht ein »braves, leises F... lein« zu sein. Nur dann könne er mir den Knebel aus dem Mund nehmen. Wenn ich für den Knebel sei, bräuchte ich bloß den Kopf zu schütteln. Andernfalls sollte ich nicken. Ich nickte. (Und ich schwöre Ihnen: Sie hätten es ebenfalls getan!)
    Nach über zwölf Stunden nahm er mir also endlich den verdammten Lappen aus dem Mund. Im ersten Augenblick glaubte ich, ein Stück vom Lappen sei abgerissen, denn auch nachdem er den Stoff herausgezogen hatte, steckte noch etwas Pelziges in meinem Mund. Dann begriff ich, dass der Klumpen meine Zunge war. Ich brauchte mehrere Anläufe, bis es mir gelang, ein einziges Wort hervorzustoßen: »Durst.«
    Hätte ich die Sekunden, in denen er mit irgendeinem Kanister herumhantierte - atemlos lauschte ich, wie eine Flüssigkeit in einem Behälter schwappte, bevor sie in ein kleineres Gefäß gluckerte -, hätte ich diese Sekunden, in denen mein Peiniger seine Hände nicht in unmittelbarer Nähe meiner Kehle hatte - hätte ich in diesen Sekunden wenigstens versuchen sollen, nach Hilfe zu schreien? Jetzt, wo ich hier in meiner zwar kargen, aber dennoch mit allem Wasser der Welt versorgten Berliner Wohnung sitze, erscheint es mir ganz natürlich, dass ich mir diese Frage stellen (lassen) muss. Damals im Wohnwagen kam sie mir nicht einmal entfernt in den Sinn. Alles in mir fieberte so sehr der Flüssigkeit entgegen - war so ausschließlich darauf gerichtet, endlich etwas zu trinken zu bekommen , dass in meinem Kopf für nichts anderes mehr Platz war.
    Und nun tat mein Peiniger das womöglich Perfideste, was er bislang getan hatte: Er setzte sich abermals zu mir aufs Bett, drehte mich auf den Rücken, richtete mich ein bisschen auf, mit einer Hand stützte er sogar meinen Nacken und mit der anderen hielt er mir ein Glas an die Lippen, so dass ich trinken konnte. Das Wasser war weder frisch noch kühl, und dennoch war es das Beste, das ich je getrunken habe. Ich flehte ihn an, mir noch ein Glas zu bringen. (» Noch! Bitte! Noch! «) Er tat es. In diesem Moment hätte ich ihn vor Dankbarkeit umarmen mögen.
     
     
    Ich sehe,

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