Maedchenmoerder Ein Liebesroman
arme Geneviève erleiden musste. Von den Qualen, die ich am eigenen Leib erduldet habe, vermochte ich noch irgendwie zu berichten. Aber die Qualen eines fremden Mädchens liegen hinter Glas, das ich nicht durchbrechen kann. Und dennoch wünschte ich, ich könnte die Bilder loswerden, die mich mittlerweile keine einzige Nacht mehr schlafen lassen. Wo ist der Exorzist, der mich zwingt zu sprechen, so wie der Teufel mich in jener Nacht gezwungen hat hinzuschauen?! Wo?!
Es war einmal ein Mädchen. Das lebte allein mit seinemVater in einer Herberge amWegesrand. Die Herberge war nicht groß und der Vater nicht reich, deshalb musste das Mädchen in der Küche und auch sonst überall helfen. Frühjahr für Frühjahr kam eine Gruppe fahrender Ritter vorbei, um einige Wochen in der Herberge zu verweilen. Das Mädchen machte den Rittern die Betten, fegte die Zimmer, und abends, wenn die Ritter müde und erschöpft von ihren Kämpfen zurückkehrten, servierte das Mädchen das Essen. Ein Ritter aber hatte es dem Mädchen besonders angetan. Und in der Tat war er der stolzeste und prächtigste unter den Rittern.
Eines Frühjahrs machten die Ritter wieder Halt in der kleinen Herberge. Doch jener Ritter, der dem Mädchen so gut gefiel, war nicht dabei. Da fragte das Mädchen, was mit diesem geschehen war, und die anderen Ritter erzählten, dass er im Kampf verwundet worden sei und sie deshalb auf ihren Fahrten nicht länger begleiten könne. Da ging das Mädchen in seine Kammer und wurde sehr betrübt.
So verging die Zeit. Eines Nachts, die Mandelbäume hatten ihre Blüten schon lange abgeworfen, und das Mädchen hatte die Hoffnung begraben, seinen Ritter jemals wiederzusehen - da klopfte es an dem kleinen Fenster, hinter dem das Mädchen stand und schmutzige Teller wusch. Das Mädchen schaute empor - und wen durfte es dort erblicken? Jenen Ritter, von dem es so viele Nächte geträumt hatte!
Der Ritter versprach dem Mädchen, es zu einem lustigen Fest mitzunehmen, wenn es sich in dieser Nacht traute, aus der väterlichen Herberge davonzuschleichen. In Eile wusch das Mädchen die restlichen Teller ab. Dann stahl es sich, wie vom Ritter befohlen, aus dem Haus.
Und wie versprochen hatte der Ritter im nahe gelegenen Dorf auf es gewartet. Da freute sich das Mädchen sehr. Und als es mit dem Ritter in jenem Schloss ankam, in dem das Fest stattfinden sollte, war auch alles schön und heiter. Sie tranken und scherzten, doch als das Mädchen hörte, wie die große Standuhr zwei Uhr morgens schlug, da wollte es lieber wieder nach Hause zu seinem Vater gehen. Aber nun offenbarte der Ritter sein wahres Gesicht: Es war der Teufel, der die Gestalt eines prächtigen Ritters angenommen hatte.
Als das Mädchen seinen Fehler erkannte, weinte es und flehte um Gnade, doch der Teufel kennt weder Mitleid noch Erbarmen. All seine Marterwerkzeuge packte er aus, glühende Spieße, siedendes Pech und beißenden Schwefel, und alle wandte er sie an.
Nein. So geht das auch nicht. Ich dachte, es würde mir helfen, die Ereignisse auf diese Weise zu erzählen. Aber es hilft nicht. Auch wenn ich meinen Peiniger hin und wieder als »Teufel« bezeichne, weiß ich doch, dass es nicht der Teufel war, der mir und den anderen Mädchen all diese Dinge angetan hat. Sondern ein Mensch .
Und er nahm die Fernbedienung, die unangeschraubt im Zimmer herumlag, und stieß sie an einen verbotenen Ort, und er kochte Wasser im Wasserkocher, mit dem nichts als Kaffee und Tee gebrüht werden sollte, und er löste die Handschellen, doch nur, um die Gelenke, die darunter waren, besser brechen zu können, und er fasste nach der fremden Kehle, während er selbst einen langen Seufzer ausstieß, und er griff abermals nach den Handschellen und kettete das lebende Mädchen, das sich am Boden zusammengerollt hatte, an das tote, und als er all dies getan hatte, aß er ein Stück weißes Nougat, legte sich neben das tote Mädchen aufs Bett und schlief ein.
Krokodile selbst haben als erwachsene Tiere keine natürlichen Feinde.
Féria du Riz
Ich weiß nicht, ob ich die Seiten, die ich zuletzt geschrieben habe, jemals wieder lesen kann. Aber ich merke, dass es mir besser geht. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich zum ersten Mal seit Wochen das Gefühl, geschlafen und mich nicht nur gewälzt zu haben. Ich habe es sogar geschafft, mir zwei »Schrippen« zu kaufen, diese mit Johannisbeergelee zu bestreichen und tatsächlich zu essen. Tinka ist stolz auf
Weitere Kostenlose Bücher