Maedchenmoerder Ein Liebesroman
Eltern leider furchtbare » crétins «. Er sei auf der Reise zu seinem neuen italienischen Radsportteam, und seine »Nichte« habe er nur deshalb mitgenommen, damit sie unterwegs ein bisschen Kultur zu sehen bekäme. Die Tatsache, dass ich mitten in der Nacht mit Sonnenbrille herumsaß, veranlasste ihn zu der Bemerkung, ich sei » gravement pubertaire «. Irgendwann fuhr ich ihn auf Deutsch an, was der Quatsch solle, doch da lachte er nur und meinte auf Französisch, seine » nièce « sei nicht nur » une petite brute «, sondern » terriblement jalouse «. Was die arme Geneviève dazu brachte, vor Lachen fast ihren Strohhalm zu verschlucken. (Wie gesagt: Ich selbst trinke keinen Alkohol, dennoch erschien es mir merkwürdig, dass ein immerhin erwachsenes Mädchen bereits von diesem einen milchgrünen Cocktail so betrunken sein sollte. (Von Carina war ich andere Mengen gewohnt.) Andererseits glaube ich nicht, dass mein Peiniger der armen Geneviève K.O.-Tropfen oder sonst etwas in den Drink gekippt hat. So aufmerksam, wie ich alles, was am Tisch geschah, verfolgt habe, hätte ich das mitbekommen müssen.)
Nachdem der Kellner die Rechnung gebracht und mein Peiniger einen Zwanzig-Euro-Schein aus der Hosentasche gezogen hatte, fragte er - vor allem in Richtung Geneviève -, was wir mit dieser » belle nuit « noch anfangen sollten. Sie wollte tanzen gehen, aber er meinte lachend, dass der » vieil homme « aus diesem Alter raus sei. Stattdessen schlug er vor, eine kleine » pyjama party « zu feiern.
Als ich dieses Wort hörte, wurde mir kalt. Und selbst Geneviève runzelte zum ersten Mal an diesem Abend die Stirn. Zunächst hatte ich befürchtet, es läge lediglich daran, dass dieses unschuldige Provinzmädchen - oder vielleicht die Franzosen insgesamt - nicht wusste(n), was eine Pyjamaparty ist. Doch im Prinzip schien sie verstanden zu haben, denn plötzlich sagte sie, dass sie vielleicht doch lieber nach Hause fahren solle. Ihr Vater habe mittlerweile sicher gemerkt, dass sie mit seinem Citroën abgehauen sei. Ich nickte heftig, doch meinem Peiniger gelang es, Genevièves Bedenken zu zerstreuen, indem er ihr ausmalte, wie viel fun (sprich: » fönn «) es sein würde, in einem Hotel gemeinsam auf dem Bett zu sitzen, etwas zu trinken und Canal Plus oder NRJ12 zu gucken. Und schließlich sei seine » nièce « dabei, und sie - also Geneviève - würde ihn doch nicht etwa für so » pervers « halten, (manche Dinge heißen in allen Sprachen gleich,) dass er in Gegenwart seiner Nichte » une chose indécente « versuchen würde.
Muss ich sagen, dass ich in diesem Moment am liebsten in den südfranzösischen Nachthimmel geschrieen hätte? Aus Angst vor dem, was geschehen würde. Und aus Wut darüber, dass dieser Unmensch mich nach allem, was er mir angetan hatte, nun auch noch als Deckmantel benutzte, um seine Absichten zu kaschieren.
Geneviève saß bereits hinten im Fond - mein Peiniger hatte ihr geraten, den Citroën ihres Vaters lieber stehen zu lassen, schließlich sei sie » un peu pompette «. Er selbst werde morgen früh zusammen mit ihr zum Patron fahren und alles erklären. ( Wie grausam kann ein Mensch lügen und dabei so unschuldig lächeln! ) Mich wies er an, vorn, auf meiner üblichen Beifahrerseite, einzusteigen, aber ich weigerte mich. Da packte er mich am Oberarm, zog mich einige Meter vom Auto weg und lüftete seine Jacke. Anschließend wollte er wissen, ob ich noch Fragen hätte. Ich spuckte vor ihm in den Staub.
Ich habe gerade noch einmal durchgelesen, was ich bislang über Geneviève geschrieben habe. Und ich fürchte, es könnte der Eindruck entstanden sein, ich wolle Geneviève selbst in irgendeiner Weise Schuld - oder zumindest Mitschuld - an ihrem Schicksal geben. Hiermit erkläre ich ausdrücklich, dass dies nicht der Fall ist. (Bald sollte mein Peiniger auf Mädchen treffen, die ihr Schicksal tatsächlich herausgefordert haben.) Die arme Geneviève jedoch war keins dieser » Porno Paparazzi Girls «, bei denen der letzte Funken Verstand erlischt, sobald ein Mann ihnen verspricht, sie »groß rauszubringen«. Allenfalls könnte man ihr vorwerfen, dass sie zu gutgläubig war. Dennoch: Die Verantwortung für alles, was in dieser Nacht geschehen ist, trägt einzig und allein jener Mann, der auf ewig in der Hölle schmoren möge.
Immer wieder haben mich Journalisten gefragt, ob wir Mädchen keine Chance gehabt hätten, meinen Peiniger zu überwältigen, als wir zu zweit (oder
Weitere Kostenlose Bücher