Maedchenmoerder Ein Liebesroman
hinüberging und sie fragte, ob sie Zeit und Lust hätten, bei einem Shooting dabei zu sein. Sie seien perfekt für das, was er vorhabe. ( Oh, hätten sie nur geahnt, was er in Wahrheit damit meinte! ) Um ihre letzten Reste von Skrupel und Verstand zu beseitigen, muss er ihnen vorgesülzt haben, wie » bellissima « sie seien - den Rest kann ich leider nicht wiedergeben, da ich, wie gesagt, kein Italienisch verstehe. Aber dem reinen Klang seines Wortschwalls (und Alessias und Gabriellas Gekicher) nach muss er ihnen einigen Sülz erzählt haben. (Ohne das Italienische beleidigen zu wollen, fürchte ich, dass es sich zum Sülzen besonders gut eignet.)
Ich war nicht überrascht, als die beiden ein paar letzte unsichere Blicke zu ihrer Gruppe warfen, die sich mittlerweile am anderen Ende der Brücke versammelt hatte, und uns in ihren Babyfarben-Crocs hinterherschlappten.
Um diese armen Mädchen jetzt aber doch ein bisschen zu verteidigen, will ich Ihnen schildern, wie perfide der Plan meines Peinigers tatsächlich war.
Auch wenn ich von dem, was die drei miteinander redeten, nur das Wenigste verstand, wurde mir schnell klar, dass er sich als ebenjener Jacques Bourboulon ausgab, dessen Fotoband er am Morgen gekauft hatte. (Ich bedaure, dass der echte Jacques Bourboulon auf diese Weise erfahren muss, wie schlimm sein Name missbraucht worden ist.) Am Auto angekommen, holte er das Buch aus dem Kofferraum und präsentierte es den Mädchen, die von Sekunde zu Sekunde aufgekratzter wurden. Ich hörte das Wort » nudo «, woraus ich schloss, dass zumindest Alessia Bedenken hatte, sich nackt fotografieren zu lassen. Vom anschließenden Schwall meines Peinigers schnappte ich lediglich ein » molto estetico « auf. (Einen Moment fragte ich mich, ob dieser Bastard tatsächlich als Fotograf gearbeitet hatte. Dann hielt ich es für wahrscheinlicher, dass er einfach den Heidi-Klum-Quatsch im Fernsehen verfolgt hatte. Dort war ja hinlänglich zu studieren gewesen, welch flaue Argumente genügten, damit » Stupid Girls« vor der Kamera nicht nur ihre Kleidung, sondern auch jeglichen Selbstrespekt ablegten...)
Hoffnung flackerte auf, als Alessia - die insgesamt die Hellere der beiden zu sein schien - offensichtlich wissen wollte, wieso ein erfolgreicher französischer Fotograf mit einem abgewrackten braunen Ford, der noch dazu ein belgisches Kennzeichen hatte, in der Gegend herumfuhr. (Zumindest deutete ich die Szene so, in der Alessia erst auf das Auto und dann auf das Nummernschild zeigte und irgendwas von » belga « und » francese « plapperte. Wie sich mein Peiniger aus dieser Schlinge herausgezogen hat, kann ich Ihnen leider nicht sagen.)
Ein weiteres Detail, das Anlass geboten hätte, Lunte zu riechen, bemerkte dagegen nicht einmal Alessia. Erinnern Sie sich an das Seventies -mäßige »Oben Ohne«-Foto mit der Klapperschlange, von dem ich erzählt habe? Fällt Ihnen etwas auf? Richtig! Selbst wenn man nicht exakt wusste, in welchem Jahr mein Peiniger geboren ist - Sie wissen es aus den Medien: 1974 -, hätte einem auffallen müssen , dass dieser Mann in den Siebzigern unmöglich schon Fotos geschossen haben konnte. (Zumindest nicht solche...) Aber vielleicht bin ich an dieser Stelle ungerecht. Man kann nicht von jedem Menschen verlangen, einen IQ von 130, 140 oder gar 150 zu haben.
Allerdings denke ich, dass es auch von einem weniger bemittelten Wesen nicht zu viel verlangt gewesen wäre, stutzig zu werden, als »Jacques Bourboulon« mit drei Mädchen im belgischen Ford vor dem Etap -Hotel in Nîmes-Marguerittes hielt, um ausgerechnet dort Fotos zu machen. (Lassen Sie sich von dem klingenden Namen »Nîmes-Marguerittes« nicht in die Irre führen. Wenn dort irgendetwas nicht wuchs, waren es Margeriten.) Bei unseren beiden » Porno Paparazzi Girls «, die sich insgeheim wohl schon auf irgendeiner Magazintitelseite sahen: Fehlanzeige. (Später, da waren wir längst wieder zu zweit und auf dem Weg in die Pyrenäen, behauptete mein Peiniger, Alessia habe ihn gefragt, wieso er sie in einem so armseligen Hotel fotografieren wolle, doch er habe ihr erklärt, dass er auf der Suche nach einem neuen Stil sei und sich gerade den Gegensatz von schäbigem Zimmer und » ragazze belle « als reizvoll vorstelle.)
Der Erste, der roch, dass etwas nicht stimmte, war der Patron ebenjenes Etap -Hotels in Nîmes-Marguerittes. Und um jenem wachsamen und klugen Patron - dessen Wachsamkeit und Klugheit das Unheil leider auch nicht abzuwenden
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