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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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vermochten -, aber trotzdem: Um jenem Patron ein würdiges Denkmal zu setzen, will ich die Geschichte ausführlich erzählen.
    Als wir am Hotel ankamen, muss es dreizehn oder vierzehn Uhr gewesen sein. Die Rezeptionsrollläden waren so heruntergelassen, wie ich es bereits kannte. (In allen mir bekannten Plastikhotels gibt es eine sehr lange Mittagspause (meistens von elf bis siebzehn Uhr), in der die Rezeption ebenso verschlossen ist wie in der Nacht.) Mein Peiniger schien dies eingeplant zu haben, denn er steuerte abermals direkt auf den Check-in-Automaten zu. Wie gehabt spuckte dieser einen kleinen weißen Zettel mit Zahlencode aus. Zu viert passierten wir die Schleuse zur Eingangshalle und marschierten an den Getränkeautomaten vorbei die Treppe zum ersten Stock hinauf, als hinter uns eine heisere Männerstimme ertönte: » Monsieur! Excusezmoi! Monsieur! Mais ça ne va pas .«
    Mein Peiniger und auch wir drei Mädchen drehten uns um und sahen einen schwarzhaarigen, lediglich mit beigen Shorts bekleideten Mann am Fuß der Treppe stehen. Bevor ich - von Alessia und Gabriella ganz zu schweigen - kapierte, was los war, brüllte mein Peiniger bereits zurück, dass er von dieser » putain de surveillance de merde « die Schnauze voll habe. Der halbnackte Franzose blieb gelassen und erklärte, dass er seine Zimmer maximal an drei, nicht aber an vier Leute vermieten könne. (Zumindest spielten » trois personnes « und » quatre personnes « in dem Wortgefecht eine zentrale Rolle, ebenso wie die bereits erwähnte » putain de surveillance de merde «, aus der mein Peiniger wahlweise ein » putain de Big Brother de merde « machte. (Wobei er Letzteres perfekt französisch » Bihg Brasäähr « aussprach.))
    Je heftiger sich die beiden Männer stritten, desto größer wurde meine Angst, nun sei der Augenblick für das Blutbad gekommen. Mein Peiniger begnügte sich jedoch damit, einmal heftig gegen das Treppengeländer zu treten, noch ein paar Drohungen in Richtung des Patrons auszustoßen - ich verstand lediglich » regretter « und » je vous jure « -, dann packte er mich am Oberarm und bedeutete auch Alessia und Gabriella, die nach dem ersten Schrecken schon wieder am Kichern waren, das Hotel zu verlassen.
    Kaum waren wir draußen - Alessia und Gabriella krümmten sich vor Lachen -, hörte mein Peiniger zu brüllen auf und kehrte zu seinem charmantesten »Jacques-Bourboulon«-Lächeln zurück. Immerhin besaß er die Freundlichkeit, zunächst einmal mir auf Deutsch zu erklären, was eben geschehen war.
    Die erste erstaunliche Neuigkeit für mich war, dass selbst Plastikhotels Patrons hatten. Angeblich hatte es damit zu tun, dass alle diese Ketten nach dem Franchise -Prinzip funktionieren. Außerdem erfuhr ich, dass es nicht unüblich sei, dass der Patron eines solchen Plastikhotels selbst eins der Zimmer - zumeist gleich das Erste im Erdgeschoss - bewohne. (Stellen Sie sich das vor: Tag für Tag in einer solchen Zelle hausen zu müssen! Diese Männer hätten Grund, Amok zu laufen!) Der Grund für die selbst auferlegte Folter war aber weniger, dass der Patron sich kein richtiges Zuhause leisten konnte - vielmehr hockte er in diesem Zimmer, um auch nachts und während der langen Mittagspause mitzubekommen, was sich in »seinem« Hotel tat. Und jetzt verstand ich auch, warum mein Peiniger so viel von der » merde de Big Brother « gebrüllt hatte: Im gesamten Eingangsbereich des Hotels und in allen Gängen und Treppenhäusern waren Überwachungskameras installiert, so dass der Patron in seinem Zimmer nur vor den Bildschirmen sitzen und zwischen den verschiedenen Kameras hin und her schalten musste. (Ich kann es nicht genau erklären, aber die Nachricht, dass die Plastikhotels rund um die Uhr von einem Patron überwacht werden, der in seiner Zelle vor einer Wand aus Monitoren sitzt, schockierte mich mehr als meine bisherige Annahme, dass sie sich den halben Tag und die ganze Nacht in Geisterhotels verwandeln würden.)
    Wahrscheinlich drängen sich Ihnen dieselben Fragen auf, die ich mir damals gestellt habe.
    Erstens: Werden wirklich nur die Flure und Treppen überwacht - oder nicht doch auch die Zimmer?
    Zweitens: Warum ist in jener schrecklichen Nacht im Campanile -Hotel in Montélimar kein wachsamer Patron dazwischengegangen - auch dann nicht, als mein Peiniger im Morgengrauen die leblose Geneviève vom Zimmer über die lange Galerie zum Auto getragen hat?
    Drittens: Warum besaß mein Peiniger ein so detailliertes Wissen

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