Maedchenmoerder Ein Liebesroman
und noch schlimmer: Wieso hast Du geantwortet, als ein anderer wissen wollte, wie viel er zahlen müsse, damit Du mich hinaufschickst? Warst Du an jenem Vormittag mit Deinem Latein wirklich so am Ende, dass Dir, um mich zu quälen, nichts Besseres mehr eingefallen ist, als Dich mit solchen Prolls gemein zu machen?
Vielleicht bist Du mir wenigstens im Nachhinein dankbar, dass ich Dich daran gehindert habe, die beiden besoffenen holländischen Schnepfen in Deiner Sammlung zu verewigen. Welche Herausforderung hätten diese geborenen Opfer noch dargestellt, nachdem Du mit unserer Hermana Lucía eine echte Heilige bezwungen hattest? Diese beiden Mareikes, Mariekes oder wie immer sie hießen, waren so hinüber, dass sie von dem, was Du mit ihnen getan hättest, sowieso nichts mehr mitbekommen hätten. Falls doch, hätten sie garantiert ein derart würdeloses Geflehe und Geflenne angestimmt, dass ich beim besten Willen nicht ertragen hätte, Euch zuzuschauen. Erinnere Dich an den Stierkampf, wie ich am allermeisten bei dem einen Stier gelitten habe, der offensichtlich keine Lust hatte zu kämpfen, sondern einfach nur in seinen Stall zurückwollte! Ich bin sicher, die beiden Mareikes/Mariekes wären solche Angststiere gewesen. Und wenn Du es in Ordnung findest, dass ein Publikum Angststiere auspfeift - Du weißt, dass ich es für komplett absurd halte, ein Tier auszupfeifen, aber gut... -, wenn Du es in Ordnung findest, Angststiere auszupfeifen, musst Du auch Verständnis dafür haben, dass ich mit aller Macht verhindern wollte, dass Du Dir zwei Opfer aussuchst, die Dir nie und nimmer würden die Stirn bieten können. (Wenn ich irgendetwas, das auf unserer Reise geschehen ist, bedauere, dann die Tatsache, dass es mir so selten gelungen ist, Dich von unwürdigen Opfern abzubringen.) In jenem Moment, in dem Du die Mareikes/Mariekes tatsächlich so weit hattest, dass sie bereit gewesen wären, ihre heiß umkämpften Strandplätze aufzugeben und zu » een prikkelende fotosessie « mitzukommen, musste ich also handeln. Und deshalb gestehe ich jetzt, wo Du mich nicht vermöbeln kannst wie damals in der Tiefgarage in Lloret de Mar, dass mir die Frage: »Was willst Du denn mit den fetten Kühen?« keineswegs »einfach so« herausgerutscht ist. Ich habe sie in voller Absicht gestellt und mir selbst die Daumen blau gedrückt, auf dass die Mareikes/Mariekes genug Deutsch verstehen mochten, um meinen Satz zu kapieren. Und ich gestehe weiter, dass die eingeschnappten Gesichter, mit denen sie sich angeschaut haben, bevor sie sich wieder auf ihren Handtüchern ausstreckten und uns die Rücken zudrehten, der einzige Anblick in dem ganzen verdammten Lloret de Mar gewesen sind, an den ich mich gern erinnere.
Lieber David!
Draußen ist es schon wieder dunkel. Vorhin bin ich so kaputt gewesen, dass ich mich noch einmal für ein paar Stunden ins Bett legen musste.
Tinka ist zwar etwas wacher jetzt, aber als ich eben mit ihr eine halbe Runde um den Block gedreht habe, hatte ich den Eindruck, dass sie lahmt.
Kann das sein? Können zwei kleine Schlaftabletten eine solche Wirkung haben? Ich werde die Nacht abwarten. Und beten, dass sie morgen früh wieder ganz bei sich ist.
Was hast Du in Murcia, als Du mich in dem üblen Hotel allein gelassen hast, gemacht? Bist Du wirklich nur ein paar Bier trinken gewesen? Aber warum hast Du dann die Kamera mitgenommen? Doch sicher nicht, um eine lauschige plaza oder die Kathedrale zu fotografieren …
Ich gebe es zu: Die Frage, ob Du mich in jener Nacht angelogen hast, hat mich so beschäftigt, dass ich den deutschen Kommissar, der nach meiner Rückkehr für mich zuständig gewesen ist, gefragt habe, ob die spanische Polizei Beweise hätte, dass Du auch die Studentin in Murcia getötest hast. Allerdings habe ich ihm nur die äußerst schwache Bemerkung entlocken können, dass »zumindest vieles dafür spräche«.
Wie gern würde ich Dir glauben, dass Du tatsächlich bloß in einer Tapasbar gesessen, zwei oder drei cerveza s getrunken und irgendwelche frittierten Fischchen gegessen hast. Andererseits: Warum hättest Du mich in jenem Punkt anlügen sollen? Später in der Nacht hattest Du ja auch keine Scheu, mir zu erzählen, dass Du vor vielen Jahren, als Du mit Deinem Team in Murcia Station gemacht hattest, nachts heimlich über den Balkon geklettert bist und eine Kellnerin vergewaltigt hast.
Kannst Du Dir wenigstens heute vorstellen, wie verloren ich mich gefühlt habe, als ich in dem
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