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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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drei junge Frauen zum Opfer gefallen seien. Vor wenigen Stunden habe die deutsche Polizei den Verdacht der französischen Behörden bestätigt, dass es sich bei dem Täter mit größer Wahrscheinlichkeit um einen 32-jährigen ehemaligen Radprofi aus Aachen handele, der in den vergangenen Monaten bereits zwei junge Frauen in Deutschland und Belgien missbraucht und ermordet habe. Die Polizei gehe außerdem davon aus, dass sich eine seit zehn Tagen in Köln vermisste Abiturientin in seiner Gewalt befinde.
    Es ist mir ein Rätsel, wie Du damals so ruhig bleiben konntest, vor allem als der eigentliche Beitrag mit einer Aufnahme der Auberge de la Tête Noire begann und dann kurz hintereinander ein Foto von Geneviève und das schlechte Passbild von Dir eingeblendet wurden. (Hast Du Dir nichts anmerken lassen, um mich zu beeindrucken? Oder bist Du wirklich so cool gewesen?)
    Dass meine Eltern Dich für einen kurzen Moment dann doch aus der Fassung gebracht haben und Du herumgebrüllt hast, muss Dir nicht peinlich sein. Beim ersten Mal hatte ich gar nicht gemerkt, wie absurd die Aufforderung meines Vaters war, Du sollest daran denken, »dass Julia ein Mensch ist«. (Was zum Teufel hätte ich sonst sein sollen? Ein Meerschweinchen? Ein Rennrad? Eine Mülltonne?) Und die Hinterhältigkeit meiner Mutter, aus »unserer Tochter« flugs »mein Kind« zu machen, war mir beim ersten Mal ebenfalls entgangen.
    Leider kann ich Dir immer noch nicht verraten, ob meine Eltern damals wirklich geglaubt haben, ihr jämmerlicher Auftritt würde Dich dazu bewegen, mich »frei zu lassen«? (Woher hat meine Mutter eigentlich die Dreistigkeit genommen, ausgerechnet diese Worte zu verwenden? Soll sie erst mal selbst versuchen, mich »frei zu lassen«!)
    Ich bringe es einfach nicht über mich, dieses Thema anzusprechen. (Nur einmal, als meine Eltern mir ausreden wollten, zu Beckmann zu gehen, habe ich sie angefahren, dass sie ganz still sein sollten, schließlich hätten sie mit ihrem unsäglichen Auftritt nicht nur sich selbst, sondern in erster Linie mich so blamiert, dass ich ja gar keine andere Chance hätte, als mich nun selbst im Fernsehen zu zeigen.)
     
     
    Nachdem Dein allzu verständlicher Zorn über meine Eltern verflogen war, hast Du Dich wieder ganz wunderbar benommen. Ich hätte mich geekelt, wenn Du in jener Nacht das Waschbecken so vollgekotzt hättest, wie ich es getan habe, und dann auch noch der Wasserhahn versagt hätte. Dass Du mir einfach nur ein Handtuch zugeworfen und geblödelt hast, Wasserknappheit sei um diese Jahreszeit in Murcia ganz normal, war sensationell. (Und wie oft habe ich in den vergangenen Monaten, wann immer mich eine meiner Kotzattacken heimgesucht hat, eine solche Geste vermisst...) Deshalb habe ich Dir auch längst verziehen, dass Du mir mit dem Handy dann doch noch einen Schrecken einjagen musstest. Gut, vielleicht wäre es nicht unbedingt nötig gewesen, es aus der Sporttasche zu holen, so zu tun, als ob Du es einschalten würdest, und mir grinsend zu verkünden, dass die Polizei nur eingeschaltete Handys orten könne - und so viel sportliche »Fairness« doch gewiss meine Zustimmung finde. (Natürlich hätte ich mir denken können, dass Dein Akku zu diesem Zeitpunkt längst leer war...) Andererseits hätten wir dann nicht die Rangelei gehabt, als ich versuchte, Dir das Handy zu entreißen. Und ich hätte nicht erlebt, wie Du die SIM-Karte herausnimmst, mit einem Lächeln zerbeißt, in den vollgekotzten Waschbeckenabfluss fallen lässt und meinst, jetzt könne ich ganz sicher sein, dass dieses Handy niemand mehr orten würde …
    Jene Momente sind großes Kino gewesen. Und mit diesen Bildern im Kopf gehe ich jetzt ins Bett.

Lieber David!
    Hilf mir! Es ist etwas so Entsetzliches passiert, dass ich mich kaum traue, die Worte in die Tasten zu tippen …
    Tinka hat einen Tumor …
     
     
    Heute Morgen bin ich mit ihr beim Tierarzt gewesen, weil ihr Lahmen schlimmer geworden ist. Er hat sie geröntgt, und als er mir auf diesen Phantombildern das Geschwür gezeigt hat, das auf ihre Wirbelsäule drückt, musste ich anfangen zu heulen. Ich habe ihm gestanden, dass ich Tinka an Silvester zwei Schlaftabletten zur Beruhigung gegeben habe, aber er hat mir versichert, die Schlaftabletten könnten unmöglich der Grund für ihr Geschwür sein. Wahrscheinlich sei mir ihr veränderter Gang erst in dem Moment aufgefallen, in dem ich angefangen hätte, sie genauer zu beobachten als sonst. Morgen will er eine Gewebeprobe

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