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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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bleibt in den Bergen!«
     
     
    Vermutlich ist es mir gestern wieder nicht gelungen, Dir klarzumachen, wie ich mir unser Leben in der Serra de Cadí , jenem schönen Wald zwischen Andorra und Gerona, vorgestellt hätte. Und ich weiß nicht, ob ich heute die Kraft habe, es noch einmal zu versuchen. Mit irgendwelchem Kitsch à la Tarzan und Jane hätte es jedenfalls nicht das Geringste zu tun gehabt.
    Warum hattest Du bloß solche Angst, ich würde einen auf »Beziehung« machen wollen? Ich habe Dir doch mehr als einmal versichert, dass ich noch nie mit jemandem »zusammen« gewesen bin (ich hasse diese Sprache) und auch nicht die geringste Absicht habe, es je zu sein. Hast Du mir nicht geglaubt? Dabei hätte, so wie es aussieht, eher ich Grund gehabt, daran zu zweifeln, dass Du tatsächlich der Beziehungsverächter bist, als der Du Dich immer gebärdet hast. Oder was hatte der Auftritt dieser Billigblondine, die im Oktober allen Zeitungen erzählt hat, sie sei in der Realschule mit Dir »gegangen«, sonst zu bedeuten?
    Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, diesen Quatsch gar nicht anzusprechen. Denn ich kann unmöglich glauben, dass Du mit einer solchen Schlampe tatsächlich Händchen haltend übers Dorffest gezogen bist oder in der Eisdiele gesessen hast. Wahrscheinlich hat sie einfach das große Geld gewittert und deshalb irgendwelche Schulhofmätzchen zu »Ich war die Freundin des Monsters« aufgepeppt. Oder, was ich für noch wahrscheinlicher halte: Sie hat insgesamt ein Realitätsproblem, sprich: Sie hat sich die Chose von vorn bis hinten ausgedacht. Spätestens die Geschichte, dass Du einmal eine Rose für sie geschossen haben sollst, zeigt doch, dass sie unter Wahnvorstellungen leiden muss.
    Bekommst Du dort, wo Du bist, eigentlich mit, wie viele Verehrerinnen Du neuerdings hast? Klar, Du hattest schon immer mehr als genug, aber jetzt, wo Du das »Monster« bist, sind es sicher zehnmal so viele. (Du brauchst auf Dutroux und seine vielen Heiratsanträge also nicht mehr neidisch zu sein.) Ich frag mich nur, was sich diese Frauen einbilden. Dass Du Dich, sobald sie Dich anschmachten, in einen »liebevollen Schmusekater« verwandeln würdest? Oder ist ihnen tatsächlich so langweilig, dass sie leiden und sterben wollen? Dann wären sie bei Dir allerdings an der richtigen Adresse.
    Ich fürchte nur, Du würdest Dich ziemlich bald langweilen. Schließlich bist Du ein Raubtier. Und wie schlecht es denen bekommt, wenn sie ihr Futter täglich vor die Füße gelegt bekommen, das konnten wir ja zusammen studieren - nicht wahr, mein liebes Krokodil? So gesehen hat es vielleicht doch ein Gutes, dass Du »aus dem Rennen« bist...
     
     
    Ich hoffe, Du glaubst mir wenigstens jetzt, dass es mir nie um dieses alberne Beziehungsgetue gegangen ist, um das überall so ein Bohai gemacht wird. Und außerdem: Wer war es denn, der mich nach unserer langen Fahrt abends in Gerona seinem alten Kumpel, dem Hotelpatron, als » mi novia Julia « vorgestellt hat?
    Ich habe es im Lexikon nachgeschlagen, und jetzt weiß ich, dass » novia « nicht nur »Freundin« heißt, sondern eigentlich »Verlobte«, »Braut« …
     
     
    (Es tut so weh. Ich darf nicht weiter daran denken...)
     
     
    Ich begreife nicht, was mit Dir in Gerona los gewesen ist. Warum bist Du mit mir dorthin gefahren, wenn Du plötzlich doch nur schlechte Laune hattest? Habe ich irgendetwas Falsches gesagt? Habe ich die Altstadt nicht genug gelobt? (Dabei hat sie mir wirklich ganz gut gefallen. (Allerdings könnte ich mich nach wie vor darüber kaputtlachen, dass ein Radfahrer ausgerechnet in einer Mittelalterstadt wohnt, deren »Straßen« im Grunde allesamt Treppen sind...)) Hat Dir diese komisch Pampe, die Du Dir zum Abendessen bestellt hast - wie hieß sie gleich wieder: » Ollada «? - nicht geschmeckt? Bist Du beleidigt gewesen, weil Dein Kumpel in seinem Hotel kein Foto oder altes Trikot von Dir ausgestellt hat, sondern überall bloß dieser Amerikaner hing? Ist es Dir plötzlich peinlich gewesen, dass Du mich ihm als Deine » novia « vorgestellt hast? Hast Du mich deshalb in jener Nacht zurückgestoßen, kaum dass ich den kleinen Zeh nach Dir ausgestreckt habe?

Lieber David!
    Kannst Du mir verzeihen? Ich bin ja so dumm. Es ist fünf Uhr morgens, und vor einer Stunde habe ich endlich begriffen, was Dich in Gerona so gequält hat.
    Es ist beim Abendessen passiert, nicht wahr? Aber nicht die » Ollada « war schuld, wie ich Idiotin geglaubt habe. Sondern das

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