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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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wenigstens nicht die Macke zu haben, alles, was auf dieser Welt geschieht, immer nur auf sich beziehen zu müssen...)
    Um den Kreis zu schließen: Die französische Polizei hat den Zeugen, die uns mit Alessia und Gabriella am Pont du Gard gesehen hatten, Fotos sowohl von Dir als auch von mir vorgelegt, und diese Zeugen haben uns als diejenigen identifiziert, die mit dem braunen belgischen Ford unterwegs gewesen seien.
    Kein Wunder also, dass zu diesem Zeitpunkt nicht nur die französischen, sondern auch die deutschen Medien ausgeflippt sind und selbst die spanischen Zeitungen angefangen haben zu spekulieren, ob » el monstruo alemán « nicht längst die Grenzen zu ihrem schönen Land überschritten habe …
     
     
    Eins hätte mich an jenem Morgen, an dem wir in Murcia aufgebrochen sind, stutzig machen müssen: dass Du Dich so auffällig vernünftig benommen hast. Denn bei Lichte besehen hat der Plan, am Cabo de Gata ein Wohnmobil zu knacken, um auf diese Weise gleich zwei Probleme zu lösen - den Ford loszuwerden und künftig nicht mehr in Hotels übernachten zu müssen -, bei Lichte besehen hat dieser Plan so gar nicht nach Dir geklungen.
    Vermutlich habe ich einfach keine Lust gehabt, schon wieder Unheil zu wittern. Ich war nämlich gerade dabei gewesen, mich mit der Landschaft anzufreunden. (Und es hat mich genug Anstrengung gekostet, mir die Laune nicht von diesen endlosen Plastikgewächshäusern verderben zu lassen, die rechts und links der Straße standen.) Ich liebe nun mal nicht nur Gebirge, sondern auch Wüsten, und deshalb ist jene Halbinsel mit ihren zerklüfteten Felsen und Buchten, die wir schließlich erreicht haben, die erste Gegend seit dem schönen Wald hinter Andorra gewesen, in der ich mich wohlgefühlt habe.
    Ich sehe die Geisterwälder aus abgestorbenen Agaven vor mir. Und höre Dein Lachen, wie ich Dir erkläre, dass die armen Pflanzen ihr ganzes Leben darauf warten zu blühen, und wenn es endlich so weit ist, vor Scham sterben, weil sie erkennen, dass ihre Blüten leider ziemlich gewöhnlich und ziemlich hässlich sind …
    Ein paar Mal habe ich wirklich gedacht, unser Ford würde auseinanderbrechen, als Du ihn mit viel zu hohem Tempo über die staubigen, ungeteerten Wege gejagt hast. Aber ich kann verstehen, dass es Dir Spaß gemacht hat, den Wagen noch einmal zu schinden, bevor wir ihn endgültig stehen lassen mussten.
     
     
    Letzte Woche habe ich Dir ja geschrieben, dass ich meine Haare im November nachgefärbt habe. Aber was ist dieses Nachfärben für eine lästige, trostlose Angelegenheit gewesen im Vergleich zu dem Spaß, den wir an jenem Mittag am »Katzenkap« gehabt haben. Du weißt, dass ich wahrlich kein Spanisch-Fan bin, aber allein schon » Castaño oscuro « hat viel aufregender geklungen als »Dunkelbraun«. Und auch wenn der Schnitt, den Du mir in der kleinen grauen Sandbucht verpasst hast, in den Augen der meisten Menschen keine Frisur, sondern eine »Verstümmelung« gewesen ist - was wissen diese Spießer schon darüber, wie befreit ich mich gefühlt habe, als Du Dein Messer aufgeklappt und tatsächlich angefangen hast, meine Haare abzuschneiden. (Sind den öden Zotteln tatsächlich ein paar Möwen hinterhergeflogen, oder bilde ich mir das bloß ein?) Und als wir uns gegenseitig die braune Färbepampe im Haar verteilten und der Wind uns einzelne, frisch gefärbte Strähnen ins Gesicht geschlagen hat, ist es noch einmal fast so schön gewesen wie in Luchon. (Und gut, dass Du auf die Idee gekommen bist, die braunen Flecken mit Sand fortzurubbeln, bevor sie sich endgültig in unsere Haut gefressen hatten - Lepralook wäre sicher die falsche Strategie gewesen, um uns zu tarnen...) Dass das Mittelmeerwasser trotz seiner üblichen Plörretemperatur nicht ganz so » lukewarm « gewesen ist, wie es die Gebrauchsanweisung empfohlen hatte, und wir zum Ausspülen auch kein richtiges Shampoo dabeihatten, hat mich nicht gestört.
    Das Einzige, was mir unser Friseurvergnügen im » Salon Nature « (Du erinnerst Dich?) ein wenig getrübt hat, war die Tatsache, dass ich am Morgen in diesem riesigen Shoppingcenter bei Murcia so stur gewesen bin und mir von Dir keine Unterwäsche habe kaufen lassen. (Ich war halt sauer gewesen, dass Du Dir so eine schicke neue Lederjacke und Jeans gekauft hattest und ich weiterhin in dem Andorrakleidchen herumlaufen sollte. Aber natürlich hast Du Recht gehabt: Die Zeugen vom Pont du Gard hatten mich in einer »hellgrünen Bluse« und »dunklen Hosen«

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