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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Spülen zu helfen und dabei Small Talk zu machen. War Margots Bruder tatsächlich interessiert an mir? Unmöglich , war mein erster Gedanke. Andy mochte freundlich und ein bisschen verrückt sein, aber er war immer noch Margots sehr attraktiver, sehr erfolgreicher großer Bruder, und deshalb spielte er in meinen Augen außerhalb meiner Liga. Zumindest hatte ich die Finger von ihm zu lassen. Also schob ich meine romantischen Gedanken beiseite, als wir weiterspülten und abtrockneten. Und dann waren wir fertig, und zu meiner Überraschung bedauerte ich das.
    «Das wär’s dann wohl», sagte Andy. Er trocknete sich die Hände ab, band seine Schürze los und legte sie säuberlich zusammengefaltet auf die Theke. Ich zog den Stöpsel aus dem Abfluss und sah zu, wie das Wasser ablief, langsam erst, aber dann mit lautem Blubbern. Ich trocknete mir die Hände ab und wischte mit einem Küchentuch, das ein G als Monogramm trug, über die Arbeitsplatte. Ich hatte das Gefühl, er hatte noch etwas auf dem Herzen, aber was?
    Da sah Andy mich an und sagte: «Tja … Ellen?»
    Ein bisschen nervös wich ich seinem Blick aus und sagte: «Ja?»
    Andy räusperte sich, fummelte mit einer Streichholzschachtel auf der Theke herum und sagte schließlich: «Wenn wir wieder in New York sind … was hältst du davon, wenn wir mal ausgehen? Irgendwo essen oder so was? Nur wir beide?»
    Kein Zweifel: Andy wollte ein Date mit mir. Meine Gedanken überschlugen sich, und ich fragte mich, was es bedeutete, wenn ich mit dem Bruder meiner besten Freundin ausginge. War das nicht riskant? Was wäre, wenn etwas Ernstes daraus würde und wenn es am Ende schiefginge? Würde Margot dann nicht Partei ergreifen? Würde unsere Freundschaft das überleben? Auf jeden Fall wäre es mir dann peinlich, mit ihr an Thanksgiving nach Hause zu fahren. Und so dachte ich in diesem Augenblick, ich sollte nein sagen oder irgendeine Ausrede erfinden, um jedem möglichen Interessenkonflikt aus dem Weg zu gehen. Es gab Tausende von annehmbaren Männern in Manhattan. Warum sollte ich mich ausgerechnet auf dieses dünne Eis begeben?
    Stattdessen schaute ich in seine blauen Augen. Ein kühles Blau, aber sie blickten wärmer als alle braunen Augen, in die ich je geblickt hatte. Schüchtern und vorsichtig sagte ich: «Ich glaube, das wäre eine gute Idee.»
    Andy verschränkte die Arme, lehnte sich an die Kochinsel und lächelte. Ich lächelte zurück. Dann hörten wir, dass Margot die Treppen herunterkam, und er zwinkerte mir zu und flüsterte: «Überleg mal. Wenn alles gutgeht … dann hast du die Familie schon kennengelernt.»
    Im Laufe des Wochenendes wurde ich immer nervöser. Andy und ich wechselten zahllose wissende Blicke, besonders am folgenden Abend, als Stella anfing, sich nach den Dates ihrer Söhne zu erkundigen.
    «Gibt’s denn irgendjemanden Spezielles?», fragte sie, als wir an dem lederbespannten Tisch im Spielzimmer beim Scrabble saßen.
    James lachte. «Ja, Mom. Es gibt jede Menge von speziellen Mädels, wenn du weißt, was ich meine.»
    «James.» Stella schüttelte den stets professionell frisierten goldglänzenden Kopf und tat, als verzweifle sie an ihrem mittleren Kind, während sie mit ihren letzten Buchstaben das Wort «Gnome» legte.
    «Gut gemacht, Mom», sagte Andy bewundernd. Dann sah er mich an. «Weißt du, dass Mom dieses Spiel nie verliert?»
    Ich lächelte. «Das habe ich schon gehört», sagte ich. Ich war beeindruckt und immer ein bisschen eingeschüchtert von der Matriarchin der Familie Graham. In Wahrheit war ihre Meisterschaft bei allen Brettspielen nur eine ihrer zahlreichen Fähigkeiten, die zu ihrer fast kulthaften Beliebtheit in der Familie beigetragen hatten. Die gescheite, schöne, starke Stella, bezaubernd und verzaubert: Sie würde sicher nicht an Krebs sterben – da war ich sicher –, sondern schlafend in ihrem eigenen Bett im reifen Alter von vierundneunzig Jahren, mit einem Lächeln auf dem Gesicht und mit dem makellos frisierten Kopf auf einem seidenen Kissen.
    «Weil sie nämlich mogelt», ergänzte James in seinem bedächtig knautschigen Tonfall. Sein Südstaatenakzent war so viel ausgeprägter als der der anderen des Clans, was wahrscheinlich an seiner allgemeinen Trägheit lag. Er zwinkerte mir zu. «Du musst sie gut im Auge behalten, Ellen. Sie ist ziemlich gerissen.»
    Wir alle lachten über die absurde Vorstellung, die stets korrekte Stella Graham könnte mogeln, und sie schüttelte wieder den Kopf, wobei ihr langer

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