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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ganz offiziell im Bouley, einem unserer Lieblingsrestaurants in der Stadt. Abgesehen von dem vorzüglichen Essen und der angenehmen Atmosphäre hat das Bouley auch eine sentimentale Bedeutung für uns, denn dort haben wir an dem Abend gegessen, an dem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben – zufällig genau einen Monat nach unserem ersten Date. Am nächsten Morgen zog ich Andy damit auf, dass offenbar die Nouvelle Cuisine Française des Küchenchefs David Bouley nötig gewesen sei, um bei ihm den Wunsch zu wecken, mit mir zu schlafen.
    «Da hast du recht», gab er zurück. «Das war der Hirsch. Diesen Hirsch werde ich nie vergessen. Mit Abstand der beste, den ich je gegessen habe.»
    Ich lachte, denn ich kannte die Wahrheit: Der einzige Grund, warum Andy gewartet hatte, war der, dass er ein respektvoller, romantischer Mann ist. Meine Freundschaft mit Margot hatte einen hohen Wert, aber darüber hinaus lag Andy so viel an mir, dass er alles richtig machen wollte, statt mich nach einem Glas zu viel ins Bett zu zerren – die von den meisten Männern der New Yorker Szene bevorzugte Methode (zumindest von den beiden, mit denen ich nach Leo geschlafen hatte). Und auch wenn manche kritisch einwenden könnten, dass es bei unserem ersten Mal an Spontaneität fehlte, hätte ich nichts daran ändern wollen. Und ich will es immer noch nicht.
    Deshalb ist es eine noch nettere Überraschung, als wir wieder an demselben intimen Ecktisch unter der gewölbten Decke des Restaurants sitzen. Ich ziehe die Brauen hoch. «Zufall?»
    Andy lächelt schief und zuckt die Achseln.
    Natürlich ist es kein Zufall. Ich muss lächeln über die Aufmerksamkeit meines Ehemanns. Manchmal ist es mit ihm wirklich zu schön, um wahr zu sein.
    Ein paar Minuten lang studieren wir ausgiebig die Wein- und die Speisekarte und entscheiden uns dann für die Vorspeise – Foie gras und ein Frikassee von Cremini für mich und die Auberginen-Terrine für Andy –, und dazu bestellen wir eine Flasche von Bouleys bestem Champagner. Bei Letzterem stolpert Andy über die Aussprache, obwohl er früher mal mindestens zehn Jahre Französischunterricht hatte. Unser Kellner äußert murmelnd seine tiefempfundene Zustimmung – vielleicht nicht zu Andys Akzent, aber doch zu unserer Auswahl.
    Ein paar Minuten später kommen die Vorspeisen und der Champagner, und Andy erhebt das Glas auf seine «schöne und kluge Frau». Dann kommt er sofort auf das Shooting zu sprechen und will Einzelheiten wissen. «In welchen Posen wirst du ihn aufnehmen?», fragt er.
    Ich lächle über das Wort «Posen», denn dabei denke ich kaum an eine gestylte Fotostrecke in einem Hochglanzmagazin, sondern eher an eine Porträtfotositzung im Kaufhaus, wie Suzanne und ich sie als Kinder zu erdulden hatten: neben einem weißen Lattenzaun, mit falschen Wolken im Hintergrund oder auf einem borstigen braunen Teppich, der unsere Ellenbogen aufscheuerte.
    Aber ich weiß, was Andy meint – und die Frage, fachmännischer formuliert, ist mir in den letzten paar Tagen die ganze Zeit durch den Kopf gegangen. Ich müsse noch mit dem Artdirector oder dem Fotoredakteur sprechen, sage ich, um zu wissen, was sie haben wollen, aber ich hätte schon ein paar klare Ideen zur Atmosphäre. «Ich denke an etwas Melancholisches, fast Düsteres», sage ich. «Zumal wegen seiner Aids-Arbeit.»
    «Wirst du ihn drinnen oder draußen fotografieren?», fragt Andy.
    «Du weißt, natürliches Licht ist mir lieber. Entweder mit vielen Fenstern in der Nähe oder im Freien. Vielleicht überbelichtet.»
    «Was ist überbelichtet?», fragt Andy, wie ich ihm häufig Fragen nach vermutlich grundlegenden juristischen Vorgängen stelle.
    «Das ist eine Technik, bei der das Objekt gut ausgeleuchtet ist, normalerweise am helllichten Tag, während aber der Hintergrund sozusagen im Schwarzen verschwindet», erkläre ich ihm. «Eine ziemlich gebräuchliche Art von Außenaufnahmen. Wenn du es siehst, weißt du gleich, was ich meine.»
    Andy nickt. «Na, vielleicht hat das Hotel eine Terrasse. Das wäre cool. Oder du könntest mit ihm an den Pool gehen. Oder, zum Teufel, in den Pool! Du weißt schon – wie er einen Wasserball herumwirft und solche Sachen.»
    Ich lache, als ich mir Drake in Badehose vorstelle. So aufgeregt ich bin, Andy ist anscheinend noch aufgeregter. Zum Teil liegt es vermutlich daran, dass er im Laufe der Jahre ein glühender und sehr viel treuerer Drake-Fan geblieben ist. Aber vor allem ist es wahrscheinlich

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