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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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mich bemühte, das Atmen auf ein Minimum zu reduzieren – seine Bierfahne haute mich fast um. Doch anstatt mir etwas ins Ohr zu flüstern, drehte Daniel den Kopf ein kleines bisschen zur Seite. Ehe ich wusste, wie mir geschah, spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen.
    Verdammt, hatte der Kerl sie nicht mehr alle?! Als ich meinen Schwager gerade erzürnt von mir stoßen und ihm ordentlich die Leviten lesen wollte, hörte ich hinter mir ein leises Räuspern.
    »Entschuldigung, ich wollte nicht stören.« Als ich mich umwandte, sah ich gerade noch, wie Jan im Festzelt verschwand.
    »Verdammt, Daniel, spinnst du?!«, herrschte ich meinen Schwager an. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    Anstelle einer Antwort hörte ich nur ein leises Gurgeln. Es gelang mir gerade noch, rechtzeitig zur Seite zu springen, damit Daniel nicht auf meine Schuhe spucken konnte. Eins der wenigen Paare, die Ernie nicht ruiniert hatte. Warum hatten es bloß alle in dieser Familie auf meine Schuhe abgesehen?
    Am liebsten wäre ich hinter Jan hergerannt, um ihm die Situation zu erklären. Aber ich konnte Daniel in diesem Zustand unmöglich allein lassen. Der arme Kerl kotzte sich fast die Seele aus dem Leib! Jedes Mal, wenn ich dachte, es sei endlich vorbei, kam der nächste Schwall. Ich spürte, wie mir selbst ganz flau wurde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht nur das unappetitliche Schauspiel war, das mir auf den Magen schlug. Mein Gott, was würde Jan nur von mir denken? Am besten stellte ich die ganze Sache sofort richtig. Aber dafür musste ich erst einmal Daniel loswerden, der zweifelsohne schnellstmöglich nach Hause ins Bett gehörte.
    »Ich rufe dir jetzt ein ...«
    Ein Taxi hatte ich eigentlich sagen wollen, bis mir einfiel, dass es so etwas hier ja gar nicht gab. Ich selbst konnte Daniel nicht nach Hause bringen. Zumindest nicht, bevor ich mit Jan geredet hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als Daniel zurück ins Festzelt zu schleifen.
    »Rühr dich nicht von der Stelle, verstanden?!«, befahl ich meinem Schwager, nachdem ich ihn mit einer Tasse Kaffee und einem trockenen Brötchen an einen Tisch bugsiert hatte. »Meinst du, ich kann dich ein paar Minuten allein lassen?«
    »Klar, ich brauche keinen Babysitter«, brummte Daniel. Ich war da entschieden anderer Meinung und meine Schwester auch. Zu Recht, wie sich heute herausgestellt hatte. »Geh nur«, drängte Daniel. »Mir geht’s gut, ehrlich.«
    Auf der Suche nach Jan durchstreifte ich das Festzelt. Aber obwohl es sich bereits ein wenig geleert hatte und ich jeden Winkel durchkämmte, konnte ich ihn nirgendwo entdecken.
    »Hast du vielleicht Jan gesehen?«, fragte ich Gaby, deren Frisur sogar jetzt, zu fortgeschrittener Stunde, noch wie festbetoniert saß.
    »Jan? Der ist, glaube ich, vor ein paar Minuten nach Hause gegangen.«
    Mist! Aber ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er stinkig war. Ich an seiner Stelle hätte vermutlich genauso reagiert. Dank Ernie hatten wir uns in letzter Zeit ziemlich häufig gesehen. Auf den gemeinsamen Spaziergängen hatten wir nicht nur viel miteinander gelacht und gequatscht, sondern, wie ich der Ehrlichkeit halber zugeben musste, auch ein bisschen geflirtet. Schlimm genug, dass ich Jan noch nichts von Simon erzählt hatte. Aber dass es ausgerechnet mein Schwager gewesen war, mit dem er mich – von seiner Warte betrachtet – beim Herumknutschen erwischt hatte, verlieh der Sache noch zusätzlich Brisanz.
    Der Tisch, an dem ich Daniel zurückgelassen hatte, war abgesehen von der Tasse Kaffee und dem Brötchen – beides unberührt – leer. Ich fand Daniel schließlich an der Theke, wo er bereits wieder kräftig dem Alkohol zusprach. Zwischen Ärger und Sorge hin- und hergerissen, warf ich einen bedeutungsvollen Blick auf das Bierglas in seiner Hand.
    »Meinst du wirklich, das ist gut?«
    »Keine Sorge, Louisa. Das Bier ist nicht schlecht«, versicherte er mir treuherzig. »Ich habe einfach nur zu viel davon getrunken. Aber nachdem das ganze Zeug raus ist, geht’s mir schon wieder viel besser.«
    »Das ist schön. Solltest du dich jetzt nicht trotzdem lieber etwas zurückhalten? Alkohol löst keine Probleme.«
    »Stimmt. Aber er hilft dabei, sie für eine Weile zu vergessen«, konterte Daniel für seinen Zustand erstaunlich schlagfertig.
    Offenbar war er nicht der einzige Dorfbewohner mit Problemen, der auf eine partielle Amnesie hinarbeitete. An der Theke entdeckte ich noch etliche andere Schnapsleichen,

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