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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Zauns gerade ein Sonnenbad. Das größte Hautareal, das verdeckt wurde, befand sich hinter ihrer dunklen Sonnenbrille. Vermutlich hätte Vicky sich noch geschmeichelt gefühlt, wenn sie gewusst hätte, dass die Jungs ihr Taschengeld opferten, um ihre Möpse zu begaffen.
    »Schluss für heute«, erklärte ich energisch. »Rote Karte und Platzverweis für alle!« Ohne das unwillige Gemurmel weiter zu beachten, wandte ich mich an Christopher. »Und du, mein Lieber, gibst deinen Freunden sofort ihr Geld zurück.«
    Mit roten Ohren und schuldbewusst gesenktem Blick kramte Christopher in seinen Hosentaschen herum, fischte ein paar Geldmünzen hervor und verteilte sie unter den Jungs. Er tat mir fast schon wieder leid. Was für ein rabenschwarzer Tag. Nicht genug, dass ich ihn vor seinen Freunden blamiert hatte, nun war auch noch mit einem Schlag seine lukrative Geldeinnahmequelle versiegt. Das Leben konnte wirklich grausam sein.
    »Das hat ein Nachspiel. Wir sprechen uns noch«, drohte ich streng, bevor ich die Jungs nach Hause und Christopher auf sein Zimmer schickte.
    Wie nicht anders zu erwarten, reagierte Daniel wesentlich verständnisvoller als ich. Und so fiel Christophers Strafe für meinen Geschmack viel zu milde aus: eine Woche Fernsehverbot, die er auch noch auf vier Tage runterhandelte.
    Allem Anschein nach war Daniel von dem Geschäftssinn seines Sohnes sogar noch beeindruckt. Nach unserem Gespräch mit Christopher sagte er zu mir: »Glaub mir, aus dem Jungen wird noch mal was.«
    »Hoffentlich kein Zuhälter«, murmelte ich verstimmt.

Kapitel 19

    Es war schon eine ganze Weile her, dass ich Shakespeares Macbeth in der Schule gelesen hatte. Jedoch erinnerte ich mich dunkel, dass Gewissen und Schuld in dem Stück eine zentrale Rolle spielten. Zwar ging es mir nicht wie Lady Macbeth, die ihre Taten erst um den Schlaf und dann um den Verstand gebracht hatten, aber ein etwas schlechtes Gewissen hatte ich schon. Rebecca musste am Vorabend ziemlich schräg geguckt haben, als plötzlich Rudi anstelle von Daniel neben ihr im Theater gesessen hatte. Und sicher war ihr dabei zu Ohren gekommen, wer Rudi die Karte geschenkt hatte. Als ich die Zwillinge vom Kindergarten abholte, machte ich mich deshalb auf eine unschöne Szene gefasst.
    Bei meiner Ankunft spielten Lukas und Finn gerade im Sandkasten. Wie die Maulwürfe buddelten sie um die Wette. Der Sand stob nur so in alle Richtungen, und der Tunnel, den sie bereits gegraben hatten, konnte sich sehen lassen. Gottlob gingen Lukas und Finn gerne in den Kindergarten, sonst hätte ich befürchtet, dass sie an einem unterirdischen Fluchtweg arbeiteten. Vermutlich wäre ein solcher Ausbruchsversuch sogar geglückt, denn Rebecca, die auf dem Außengelände Aufsicht führte, schien mir nicht recht bei der Sache zu sein. Mit abwesender Miene schaute sie in den Himmel. Erst als ich mich mit einem lauten Räuspern bemerkbar machte, entdeckte sie mich.
    »Hallo, Rebecca«, grüßte ich.
    Abwartend sah sie mich an. Hey, was erwartete sie von mir? Eine plausible Ausrede für die verschenkte Theaterkarte, eine tränenreiche Beichte oder gar eine Entschuldigung?! Aber da konnte sie warten, bis die Jungs sich mit ihren Sandschäufelchen bis nach China durchgegraben hatten.
    »Grüß dich, Louisa.«
    Immerhin – sie redete noch mit mir. Wieder dieser erwartungsvolle Blick. Als ich nichts sagte, merkte sie wohl, dass sie den Anfang machen musste.
    »Hast du an Lukas’ Gummistiefel gedacht?«
    Ach, herrje. Klar hatte ich an die Stiefelchen gedacht – heute Vormittag zu Hause. Sie standen ordentlich unter der Garderobe im Flur und warteten darauf, mit in den Kindergarten genommen zu werden.
    »Oh Mist«, ich schlug mir vor die Stirn. »Das ist mir in der Hektik vorhin total durchgegangen.«
    »Macht ja nichts. Dann denk aber bitte morgen daran, ja?«
    Wie bitte? Ich musste mich wohl verhört haben. Normalerweise kannte Rebecca bei Unterlassungssünden dieser Art keine Gnade. Eine öffentliche Rüge war das Mindeste. Vielleicht versuchte sie es mit einer neuen Taktik, um mich in Sicherheit zu wiegen. Und irgendwann, wenn ich die blöden Theaterkarten längst vergessen hatte, würde sie aus dem Hinterhalt zuschlagen. Mir war es lieber, die Sache gleich hier und jetzt auszutragen. Das hatte darüber hinaus den Vorteil, dass Rebecca sich vor den Kindern ein wenig bremsen musste.
    »Und? Wie war’s gestern im Theater?«, fragte ich und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    Ich sah, wie

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