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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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und Schneewittchen, konnte aber beim besten Willen keine entdecken. Seine Schwester war die Frau ganz sicher nicht! Sie hatte sich bei ihm eingehakt, und während sie so einträchtig an den Regalen vorbeischlenderten und gelegentlich stehen blieben, um etwas in ihr Einkaufswägelchen zu packen, unterhielten sie sich angeregt.
    Nichts wie weg hier! Ich beschleunigte meine Schritte. Der rettende Quergang war bereits in greifbarer Nähe, da brüllte Finn plötzlich los.
    »Halt, Lulu!«
    Erschrocken zog ich den Kopf ein und suchte hinter einem Aufsteller mit Ketchupflaschen Deckung.
    »Pssst, Finn. Nicht so laut!«
    Mit dem Zeigefinger auf den Lippen gab ich dem kleinen Schreihals zu verstehen, dass er die Schnute halten sollte. So wie Finn gebrüllt hatte, war Jan sicherlich längst auf uns aufmerksam geworden. Vorsichtig spähte ich hinter dem Aufsteller hervor. Puh, Entwarnung! Erleichtert atmete ich auf. Jan und seine Begleiterin waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Finns Schreierei überhaupt nicht bemerkt hatten. Ich wagte mich hinter meiner Deckung hervor und wollte mich gerade so unauffällig wie möglich davonstehlen, als Finn noch einmal in voller Lautstärke nachlegte.
    »Lulu, dahinten ist Jan!«
    Als Jan seinen Namen hörte, sah er in unsere Richtung – und mir geradewegs in die Augen. Oh nein! Am liebsten wäre ich in eine Ketchupflasche hineingekrochen. Die richtige Gesichtsfarbe hatte ich schon ...
    Resigniert blieb ich stehen. Auch wenn ich einen heftigen Fluchtreflex spürte, wäre es mir – und Jan vermutlich auch – reichlich albern vorgekommen davonzulaufen. Als Jan auf mich zusteuerte, stellte ich verwundert fest, dass er mich anlächelte. Hey, warum so freundlich? Bei meinem Arbeitseinsatz in der Hundeschule hatte er mir die kalte Schulter gezeigt und mich kaum mit dem Hintern angeguckt. Seinen plötzlichen Sinneswandel konnte ich mir nicht erklären. Vielleicht war Schneewittchen seine neue Freundin, und er wollte mir unter die Nase reiben, wie glücklich sie zusammen waren ...
    »Louisa – Katja«, stellte Jan uns einander vor. »Und das sind Christopher, Finn und Lukas.«
    Christopher und Lukas mussten gerochen haben, dass es etwas zu sehen gab. Wie aus dem Nichts waren sie plötzlich wieder aufgetaucht.
    »Schön, euch kennenzulernen.«
    Nachdem Schneewittchen den Jungs kurz zugewinkt hatte, reichte sie mir die Hand. Nicht nur ihre Haut, sondern auch ihre Manieren waren lupenrein.
    »Freut mich«, log ich mit glühenden Wangen.
    »Ich habe Ernie und dich heute Morgen bei der Welpenspielstunde vermisst«, sagte Jan.
    Plötzlich merkte ich, dass ich Katja die ganze Zeit anstarrte. Jan ansehen mochte ich aber auch nicht, und so fixierte ich eine Dose Ravioli knapp neben seinem linken Ohr.
    »Hast du das? Weißt du, Ernie war nicht ganz fit«, log ich schnell.
    Um nichts auf der Welt hätte ich zugegeben, dass ich ihm aus dem Weg gegangen war.
    »Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Nein, nein, alles schon wieder in Ordnung.« Ich suchte gerade nach einer passenden Abschiedsfloskel, als Christopher mir in den Rücken fiel.
    »Wann kommst du uns denn mal wieder besuchen?«, wollte er von Jan wissen. »Wir könnten zusammen Fußball spielen.«
    Jan sah mich fragend an. Als ich nicht reagierte, sondern stattdessen weiter die Raviolidose scannte, begann Jan vorsichtig: »Weißt du, Christopher, das ist so ...«
    Schnell fiel ich ihm ins Wort: »Christopher, du siehst doch, dass Jan sehr beschäftigt ist.« Dabei musterte ich vielsagend Jans Begleiterin.
    Mit einem Mal wusste keiner mehr, was er sagen sollte. Die leise musikalische Hintergrundberieselung aus den Supermarktlautsprechern, die ich vorher kaum wahrgenommen hatte, schien immer lauter zu werden. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Die Spannung zwischen Jan und mir war kaum zum Aushalten. Katja war diejenige, die schließlich das Schweigen brach.
    »Jungs, wollt ihr mir nicht dabei helfen, ein Überraschungsei auszusuchen? Irgendwie erwische ich immer den nutzlosen Plunder. Vielleicht kennt ihr ja einen Trick, wie man die Eier mit den Sammelfiguren herausfischt.«
    »Du musst sie schütteln«, erklärte Christopher mit wichtiger Miene. »Mit etwas Übung ist es ganz leicht, die Figuren zu finden. Komm mit, wir zeigen es dir.«
    Schwupp, weg waren sie.
    Jetzt fühlte Jan sich wohl verpflichtet, eine Erklärung abzugeben. »Katja ist eine alte Freundin von mir.«
    »So alt sieht sie aber gar nicht aus«, sagte ich spitz. Mist! Ich

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