Maenner in Freilandhaltung
genommen.«
Daniel hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin dir ja auch wirklich sehr dankbar, dass du uns unterstützen willst. Schön, wenn die Familie in schwierigen Zeiten zusammenhält. Vielleicht sollten wir einfach mal probieren, wie wir miteinander klarkommen. Was haltet ihr von so einer Art Probezeit?«, schlug Daniel, der selbst alles andere als glücklich über diese Lösung zu sein schien, verhalten vor.
Aber Rebecca war noch nicht bereit, klein beizugeben. Ohne auf Daniels Vorschlag einzugehen, versuchte sie mich weiter in die Enge und aus dem Haus zu treiben. »Hast du Erfahrungen mit Kindern?«
Genau der richtige Zeitpunkt, um meine langjährige Praxis als Babysitter und meine fundierten Kenntnisse in Sachen Kindererziehung ins Spiel zu bringen – sofern ich welche gehabt hätte.
Ich stellte meine Tasse so energisch auf den Tisch zurück, dass der Kaffee um ein Haar übergeschwappt wäre. »Was soll das werden? Ein Verhör? Wenn du möchtest, kann ich dir auch gerne mein polizeiliches Führungszeugnis zeigen.«
Rebecca zögerte einen Moment, so als zöge sie diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung. »Ein Gesundheitsattest würde für den Anfang völlig ausreichen. Wir wollen ja schließlich nicht, dass du irgendwelche ansteckenden Krankheiten hier einschleppst.«
Daniel lachte, als hätte Rebecca einen guten Witz gemacht. Ich war mir jedoch sicher, dass sie die Sache mit dem Attest todernst gemeint hatte.
»Ein bisschen Unterstützung im Haushalt werde ich bestimmt gut brauchen können«, überlegte Daniel laut. »Als Hausmann bin ich nämlich eine absolute Niete. Bei mir würden die Jungs innerhalb kürzester Zeit verhungern.« Wie zum Beweis, dass eine Hungersnot drohte, stopfte er sich zwei Kekse auf einmal in den Mund. »Ich hoffe, du kannst kochen«, nuschelte er mit vollen Hamsterbacken.
»Na hör mal!« Ich tat, als würde ich mich königlich amüsieren. »Jede Frau kann kochen, oder etwa nicht?« Falls es genetisch vorprogrammiert war, dass Frauen am Herd eine gute Figur machten, so musste bei meinem Erbgut irgendetwas schiefgelaufen sein. Aber das brauchte ich Rebecca und Daniel ja nicht gleich auf die Nase binden. Ich würde einfach ein bisschen improvisieren.
Daniel verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay, dann probieren wir doch einfach, wie es so läuft.«
Endlich schien Rebecca zu begreifen, dass sie für den Moment nichts gegen mich ausrichten konnte. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie würde sich erst einmal mit meiner Anwesenheit arrangieren müssen wie mit schlechtem Wetter oder einer lästigen Erkältung.
Als sie das Feld räumte, beobachtete ich argwöhnisch, wie sie sich von den Kindern und von Daniel verabschiedete. Christopher, Lukas und Finn bekamen nacheinander ein Küsschen auf die Wange gedrückt, dann war Daniel an der Reihe. Ihm wurde die gleiche Behandlung zuteil wie seinen Jungs. Hatte ich mir das nur eingebildet, oder war Rebecca dabei Daniels Mund gefährlich nahe gekommen? Eins war jedenfalls sicher: Die »Freundin des Hauses« würde ich im Auge behalten müssen.
Kapitel 3
Der Wecker klingelte um kurz vor sechs. Ungläubig starrte ich auf das Ziffernblatt. Das musste ein Irrtum sein, es war ja noch mitten in der Nacht. Erleichtert ließ ich mich in die Kissen zurücksinken und kuschelte mich wieder in mein Bett. Mein Bett? Nach und nach kehrte die Erinnerung an den vergangenen Tag und meine Ankunft im Sauerland zurück.
In der Hoffnung auf eine Nachricht von Nina hatte ich vor dem Einschlafen noch das gesamte Gästezimmer auf den Kopf gestellt. Ich hatte unter dem Kopfkissen und unter der Matratze nachgeschaut, ja selbst die hübsch eingerahmten Landschaftsaufnahmen an den Wänden hatte ich umgedreht. Doch da war nichts. Keine Nachricht, kein Willkommensgruß, nichts dergleichen. Auch wenn es am Vortag ganz danach ausgesehen hatte, dass Rebecca die Konkurrentin war, von der Nina am Telefon gesprochen hatte – verlassen wollte ich mich darauf lieber nicht. Ein kleiner Hinweis wäre also ganz nett gewesen.
Widerstrebend rollte ich mich aus dem Bett und schlich wie ein Schlafwandler mit halb geschlossenen Augen schräg über den Flur ins Badezimmer. Nach einer erfrischenden Dusche würde die Welt – hoffentlich! – schon wieder ganz anders aussehen. Im Geiste hörte ich bereits das Wasser herabprasseln. Ich wollte mir gerade das Nachthemd über den Kopf streifen, als mir klar wurde, dass die Duschgeräusche verdammt real klangen.
Jemand war
Weitere Kostenlose Bücher