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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Menschen, die man auf Anhieb ins Herz schloss. Sie strahlte so viel positive Energie und Herzlichkeit aus, dass ich zwangsläufig das Bedürfnis verspürte, sie näher kennenzulernen. Vielleicht waren Jette und der Typ aus dem Wald ein Paar. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen war, aber passen würde es. Denn abgesehen von seinen furchtbaren Hunden hatte Lumberjack ja nicht direkt unsympathisch gewirkt. Obwohl es mir eigentlich egal sein konnte, mit wem Jette liiert war, merkte ich, dass mir der Gedanke missfiel. Vermutlich lag das an den Hunden. Ich verspürte nicht die geringste Lust, dem Dreigestirn noch einmal zu begegnen. Aufmerksam sah ich mich im Flur um, aber ich konnte weder Männerschuhe noch eine Hundeleine oder andere Indizien, die auf zwei- oder vierbeinige Mitbewohner hingedeutet hätten, entdecken.
    »Wohnst du allein hier?«, fragte ich, um auf Nummer sicher zu gehen, und bereute die Frage sogleich. »Entschuldige bitte, ich wollte nicht indiskret sein.«
    »Kein Problem, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ist ja schließlich kein Geheimnis. Außerdem ist es auf dem Land leichter, Gülle in Gold zu verwandeln, als irgendetwas für sich zu behalten. Ja, ich wohne allein hier. Vor einem halben Jahr habe ich das Häuschen von meiner Oma geerbt. Meine Beziehung war gerade in die Brüche gegangen, und auch beruflich musste ich mich verändern, da habe ich die Gelegenheit beim Schopf gegriffen und bin aus Hamburg hierhergezogen.«
    »Das tut mir leid für dich.«
    »Oh, das braucht dir nicht leidzutun.« Jette fuhr sich lachend durch die Haare. »War ja schließlich meine eigene Entscheidung. Natürlich ist in Hasslingdorf nicht so viel los wie in Hamburg, aber ich fühl mich trotzdem sehr wohl hier.«
    »Ich meine, es tut mir leid, dass deine Oma gestorben ist«, sagte ich hastig, obwohl ich selbst nicht so genau wusste, was ich eigentlich gemeint hatte.
    Ich folgte Jette in einen großen hellen Raum, der offenbar als Wohnküche genutzt wurde. Ein frei stehender Herd mit einer Dunstabzugshaube aus Edelstahl darüber bildete das Zentrum des lichtdurchfluteten Raumes. In der Ecke unter dem Fenster stand ein langer Holztisch mit einer Eckbank und ein paar Stühlen. Alles sah so anheimelnd und gemütlich aus. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Jette hier des Öfteren Gäste bewirtete. Auch jetzt war sie allem Anschein nach gerade beim Kochen.
    Unwillkürlich lief mir das Wasser im Munde zusammen, und mein Magen begann zu knurren. »Hhmm, das riecht aber köstlich.«
    »Ratatouille à la Jette. Wenn du es für dich behältst, gebe ich dir gerne mein Geheimrezept«, bot Jette freundlich an und nahm einen Kochtopf vom Herd.
    »Das wird nicht viel nützen. Ich kann nämlich nicht kochen.«
    Jette riss überrascht die Augen auf. »Du meinst, du kannst überhaupt nicht kochen?«
    »Na ja, so krass würde ich es nicht formulieren. Es sei denn Tee, Kaffee und Mikrowellengerichte zählen nicht«, antwortete ich grinsend.
    »Dann wird’s aber höchste Zeit, dass du es lernst. Du weißt gar nicht, was dir entgeht! Kochen ist ein durch und durch sinnliches Vergnügen, Kochen ist Genuss, Kochen ist Leidenschaft. Wenn du mich fragst, ist Kochen manchmal sogar besser als Sex.« Jettes Augen blitzten vergnügt. »Aber das kommt natürlich auf den Kerl in deinem Bett an.«
    »Oh, mein Bett ist im Augenblick leer.«
    »Ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass die sinnliche Seite des Lebens nicht zu kurz kommt.« Von einem Haken an der Tür nahm Jette eine karierte Schürze und warf sie mir zu. »Du wirst sehen, so schwer ist Kochen gar nicht. Am besten fangen wir gleich mit einem kleinen Kurs an. Ich wollte sowieso gerade eine neue Kreation ausprobieren. Toskanische Fleischklößchen. Und in Gesellschaft macht das Kochen noch viel mehr Spaß.« Jette strahlte, so als würde nicht sie mir, sondern ich ihr einen Gefallen tun.
    Noch unentschlossen, was ich davon halten sollte, band ich mir die Schürze um. Aber warum eigentlich nicht? Sicher war es nicht verkehrt, wenn ich wenigstens ein paar Gerichte in petto hatte. Ich konnte mich ja nicht immer auf Hannah verlassen. Jettes Nachhilfestunde kam also wie gerufen.
    Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es wirklich schön wäre, in Zukunft mehr Zeit mit Jette zu verbringen und für die Dauer meines Aufenthalts eine Vertraute zu haben. Ich vermisste Pia ganz schrecklich. Nichts gegen Daniel und die Jungs, aber mir fehlte eine Freundin, mit der ich einfach von Frau zu Frau

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