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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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gesagt als getan war.
    »Autsch, verdammt!«
    Bei dem stürmischen Versuch, mir den Lappen abzujagen, hatte der Bursche meine Hand erwischt. Zwar hatte er nicht richtig zugebissen, aber das kurze Zuschnappen seiner spitzen Beißerchen war bereits schmerzhaft genug gewesen. Anklagend hielt ich die Hand mit den roten, stecknadelkopfgroßen Blessuren in die Höhe. Doch niemand nahm auch nur im Geringsten davon Notiz. Daniel und die Kinder waren viel zu sehr damit beschäftigt, einen Namen für den Wüstling zu finden.
    Demokratisch wurde das Thema im Familienrat diskutiert. Das lief folgendermaßen ab: Alle setzten sich im Kreis auf den Boden, und jeder versuchte, die anderen von seinem Vorschlag zu überzeugen, wobei »Ich will« das beliebteste Argument zu sein schien. Nachdem weit und breit keine Einigung in Sicht war, traf Daniel eine diplomatische Entscheidung. Der Hund sollte alle drei Namen erhalten, über die Reihenfolge entschied das Los: Ernie Benjamin Luke. Nun ja, sicher gab es schönere und vor allem kürzere Hundenamen. Bis man »Ernie Benjamin Luke, komm!« gerufen hatte, war der Hund längst über alle Berge. Nicht dass mich das besonders traurig gestimmt hätte, aber die Kinder, die dieses Risiko offenbar nicht eingehen wollten, einigten sich nun erstaunlich schnell auf den Rufnamen Ernie und erprobten ihn ausgiebig. Ernie hier, Ernie da ... Mir klangen schon die Ohren.
    »Riechst du das auch? Hier stinkt’s«, stellte Daniel in den Tumult hinein plötzlich fest und rümpfte die Nase.
    »Ach, das ist doch noch gar nichts. Wart mal ab, wie es im Haus bei Regenwetter demnächst müffeln wird. Nasser Hund – pfui Teufel!« Er würde schon noch sehen, was er von seiner bescheuerten Idee, einen Hund anzuschaffen, hatte.
    »Nein, das meine ich nicht. Hier riecht’s irgendwie ... angebrannt.«
    Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Das war’s dann wohl mit den toskanischen Fleischbällchen ... und mit der Familienidylle.

Kapitel 5

    Am nächsten Tag fühlte ich mich wie gerädert. Ernie hatte die halbe Nacht winselnd vor meiner Zimmertür gelegen. Als ich einmal kurz aufgestanden war, um dem Quengeln meiner Blase nachzugeben, hatte er die Chance genutzt und war schnell wie ein Blitz in mein Zimmer geschlüpft.
    Da ich nun ohnehin schon mal auf den Beinen war, machte ich auf dem Weg zur Pipibox rasch noch einen kleinen Abstecher und presste mein Ohr gegen Daniels Schlafzimmertür. Immerhin bestand eine kleine, wenn auch sehr geringe Chance, dass Daniel des Öfteren im Schlaf sprach. Aber wenn ich gehofft hatte, dass er die Geheimzahl seiner EC-Karte oder den Namen von Ninas Nebenbuhlerin ausplaudern würde, wurde ich enttäuscht. Falls er tatsächlich »Hannah«, »Rebecca« oder »Vicky« geseufzt hatte, war das von lautem Schnarchen übertönt worden.
    Bei meiner Rückkehr ins Gästezimmer lag Ernie friedlich schlummernd am Fußende meines Bettes. Auch wenn ich mit dem Volksmund nicht immer einer Meinung war und die Weisheiten, die er bezüglich Hunden so in petto hatte, keineswegs für bare Münze nahm – »Hunde, die bellen, beißen nicht« hielt ich beispielsweise für eine faustdicke Lüge –, gab ich ihm in einem Fall uneingeschränkt recht: Schlafende Hunde soll man nicht wecken. Um Ernie nicht zu stören, rutschte ich so weit wie möglich an das Kopfende des Bettes hinauf und versuchte, eine Mütze Schlaf zu bekommen. Was mir jedoch leider Gottes nicht gelang.
    Ich dachte an meine Schwester. Während ich bei Jette gewesen war, hatte Nina sich endlich gemeldet: Viele Grüße, wir bräuchten uns um sie keine Sorgen zu machen. Das war’s. Auch wenn ich die kurze Nachricht auf dem Anrufbeantworter nicht nur ein wenig dürftig, sondern auch ziemlich merkwürdig fand, war ich froh, dass meine Schwester wohlauf war. Nina brauchte Abstand zu Daniel, schon klar. Aber hatte sie denn überhaupt keine Sehnsucht nach den Kindern? Wollte sie nicht wissen, wie es den Jungs ging, oder mal kurz mit ihnen sprechen? Von meiner Wenigkeit ganz zu schweigen ...
    Dann wanderten meine Gedanken weiter zu Simon. In den vergangenen Tagen hatten wir per SMS ein paar kurze Nachrichten ausgetauscht. Nichts Weltbewegendes, meistens war es um irgendwelche beruflichen Dinge gegangen, aber in seiner letzten SMS hatte Simon mir geschrieben, dass er unser gemeinsames Abendessen kaum erwarten könne. Wie süß! Über diesem tröstlichen Gedanken wäre ich um ein Haar eingeschlafen, wenn Ernie nicht just in dem Moment im Schlaf zu

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