Maenner in Freilandhaltung
benehmen übrigens auch nicht. Aus diesem Grund haben wir Ernie zur Hundeschule angemeldet.«
»Eine gute Entscheidung. Wenn die Hunde noch jung sind, lernen sie am schnellsten.«
»Und was willst du hier? Ich kann deine Hunde nirgendwo entdecken. Außerdem scheinen sie doch ganz gut zu hören. Zumindest hatte ich neulich im Wald den Eindruck.«
»Alles andere wäre nicht nur traurig, sondern auch ziemlich geschäftsschädigend. Ich bin nämlich der Hundetrainer.«
»Du unterrichtest hier?«, fragte ich überrascht. Plötzlich fiel mir die Visitenkarte ein, die Daniel mir gegeben hatte. Der Besitzer dieser Hundeschule war ein gewisser Jan Förster. »Oder gehört dir die Hundeschule sogar zufällig?«
»Zufällig ja.«
»Fein, dann ist Ernie ja in guten Händen. Wann kann ich ihn wieder abholen?« Ich hielt Jan Ernies Leine hin.
»Wie bitte?«
»Ich will nur wissen, wann die Stunde vorbei ist, damit ich rechtzeitig zurück bin, um Ernie abzuholen.«
Jan grinste. »Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. So läuft das hier nicht. Selbstverständlich wirst du gemeinsam mit Ernie an dem Kurs teilnehmen.«
»Ich glaube, du bist hier derjenige, der etwas falsch verstanden hat. Ich pinkle nicht in die Wohnung, außerdem zerbeiße ich auch keine Schuhe.« Mit ausgestrecktem Zeigefinger wies ich anklagend auf Ernie. »Er ist derjenige, der etwas lernen soll.«
»Siehst du, und das ist bereits die erste Lektion. Eigentlich sind es nicht die Hunde, sondern ihre Besitzer, die etwas lernen müssen. Wenn das Herrchen alles richtig macht, läuft der Rest in der Regel ganz von allein.«
Na toll, dachte ich pikiert. Wollte er mir für Ernies schlechtes Benehmen jetzt auch noch die Schuld in die Schuhe schieben?! Widerwillig folgte ich Jan und Ernie, der mich an der Leine hinter sich herschleifte, zu dem großen, eingezäunten Übungsplatz, wo sich bereits einige Hundebesitzer mit ihren Welpen versammelt hatten. In erster Linie waren es Hausfrauen, aber auch ein paar Rentner meinte ich auszumachen. Wer sollte vormittags auch sonst für so einen Humbug Zeit haben?! Allerdings galt meine Aufmerksamkeit ohnehin weniger den Herrchen und Frauchen als ihren Vierbeinern. Am liebsten hätte ich auf der Stelle Reißaus genommen.
Ich war wohl nicht mehr ganz bei Trost. Warum sagte ich Daniel nicht einfach klipp und klar, dass er sich um seine schwer erziehbare Töle gefälligst selbst kümmern sollte?! Ein Hund reichte schon, um meinen Adrenalinpegel in die Höhe zu treiben, aber hier hatte ich es gleich mit einem ganzen Dutzend zu tun. Zu allem Überfluss durften die Tiere auf dem Übungsplatz ohne Leine frei herumlaufen, was bei mir auch nicht gerade zu einer entspannten Grundstimmung beitrug. Zwar handelte es sich ausnahmslos um kleine verspielte Welpen, aber Hund blieb nun mal Hund: eine tickende Zeitbombe auf vier Pfoten. Und Jan war weit und breit der Einzige, dem ich zutraute, sie zu entschärfen. Deshalb wich ich sicherheitshalber nicht mehr von seiner Seite. Sollte mich einer der Hunde anfallen, würde er bestimmt wissen, was zu tun war, und mich beschützen.
Falls Jan merkte, wie viel Angst ich hatte, ließ er es sich netterweise nicht anmerken. Zum Glück färbte die Ruhe und Gelassenheit, die Jan im Umgang mit den Tieren und ihren Besitzern an den Tag legte, auch auf mich ab. Mein Pulsschlag normalisierte sich, und das puddingartige Gefühl in meinen Knien verschwand.
Jan schien sich unter den Kursteilnehmern großer Beliebtheit zu erfreuen. Wie gebannt hingen sie an seinen Lippen, als wäre er Moses, der gerade vom Berg Sinai hinabgestiegen war, um die Zehn Gebote zu verkünden. Du sollst dieses tun, und jenes sollst du lassen ... Offenbar war Hundeerziehung eine Wissenschaft für sich. Bereits nach kurzer Zeit schwirrte mir der Kopf. Die Vorstellung, dass ich für Ernie, wie Jan erklärte, von nun an die Rolle des Rudelführers übernehmen sollte, fand ich darüber hinaus ziemlich befremdlich.
Nach der Theorie folgte ein praktischer Übungsteil. Wir trainierten mit den Hunden den Befehl »Komm!«. Wobei Ernie sich keineswegs dumm anstellte. Er lernte schnell, was wohl hauptsächlich daran lag, dass der kleine Nimmersatt, streng nach Jans Anweisung, für jeden korrekt ausgeführten Befehl mit einem Hundeknöchelchen belohnt wurde. Bevor er vor lauter Leckerli platzen konnte, sah Jan allerdings auf seine Armbanduhr und klatschte in die Hände.
»Prima, Leute, schön, dass ihr da wart. Das war’s für
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