Maenner in Freilandhaltung
gegenüber widerstrebend zu, nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte und sah, wie glücklich Lukas und seine Geschwister waren. »Und wann bringst du das Tier wieder zurück?«
Daniel warf mir einen überraschten Blick zu. »Wie kommst du darauf, dass ich den Hund zurückbringe?! Er bleibt hier. Die Jungs wünschen sich schon so lange ein Haustier.«
Ein Haustier – gut und schön! Aber warum hatte Daniel seinen Kindern nicht wie andere Eltern auch einfach einen Hasen, einen Wellensittich oder eine Schildkröte gekauft? Oder besser noch: Mehlwürmer. Die hatten nicht so eine hohe Lebenserwartung und auch keine spitzen Zähne!
Panisch verschanzte ich mich hinter einem Stuhl, als das Energiebündel in halsbrecherischer Geschwindigkeit geradewegs auf mich zugeschossen kam. In letzter Sekunde drehte er ab und nahm Kurs auf die Zwillinge.
»Und wer soll sich vormittags, wenn die Kinder nicht da sind, um das Tier kümmern?«, fragte ich, nachdem sich mein Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hatte.
Daniel sah mich an, als ob ich unterbelichtet sei. »Na du natürlich.«
»Natürlich«, echote ich matt. Was konnten Frauen doch für unsagbar dämliche Fragen stellen ...
»Komm mal her ... Hund!« Daniel stutzte, dann kratzte er sich nachdenklich am Kopf und sagte zu seinen Jungs: »Wir müssen uns noch einen Namen für euren neuen Freund überlegen. Irgendwelche Vorschläge?«
Christopher legte sich auf den Boden und versuchte, einen Blick unter den Bauch des Hundes zu erhaschen. Was gar nicht so einfach war. Entweder unser neuer Mitbewohner war schamhaft und wollte sich nicht einfach so auf seine Geschlechtsorgane spinksen lassen, oder jemand hatte ihm Aufputschmittel in sein Futter gemischt. Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass es sich um Aufputschmittel handelte. Nicht auszudenken, dass der Kerl immer so aufgekratzt war. Er blieb nicht eine Minute ruhig.
»Ich kann’s nicht erkennen«, sagte Christopher. »Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«
»Es ist ein Rüde, so nennt man männliche Hunde«, erklärte Daniel ganz fachmännisch.
Unwillkürlich seufzte ich auf. Oh mein Gott, noch mehr Testosteron in diesem Haus!
»Also, wie wollen wir ihn nennen?« Daniel sah seine Kinder abwartend an.
»Ernie«, Lukas strahlte über das ganze Gesicht. »Wenn wir noch einen zweiten Hund bekommen, können wir ihn Bert nennen.«
Alles, bloß das nicht! Dann würde ich mich freiwillig mit der Hundeleine strangulieren.
Finn wollte den neuen Mitbewohner Benjamin taufen. Da er jeden Abend vor dem Einschlafen stundenlang Benjamin-Blümchen-Geschichten vorgelesen bekam, konnte ich mir an fünf Fingern abzählen, wo die Begeisterung für diesen Namen herrührte. Bei Christopher war das schon schwieriger zu erraten. Er schlug vor, den Welpen Luke zu nennen.
»Luke, hübscher Name«, kommentierte ich, zugegebenermaßen nicht besonders überzeugend. Natürlich mussten nicht alle Hunde Fiffi, Bello oder Lumpi heißen. Aber Luke? Allerdings fand ich Ernie oder Benjamin mindestens genauso gewöhnungsbedürftig.
»Sag bloß, du kennst Star Wars nicht!« Fassungslos über so viel Unwissenheit schüttelte Christopher den Kopf. »Luke Skywalker!«
»Hat dein Luke Skywalker etwa auch eine schwache Blase?«
Entsetzt wies ich auf eine kleine Pfütze neben dem Tischbein. Der Übeltäter besaß nicht einmal den Anstand, schuldbewusst auszusehen. Mit wedelndem Schwanz machte er nun den hinteren Bereich des Wohnzimmers unsicher.
»Unser neuer Mitbewohner ist offenbar nicht ganz stubenrein«, witzelte Daniel, ohne sich von der Stelle zu rühren. Wie die meisten Männer schien auch er der Ansicht zu sein, dass es sich bei einem Putzlappen, ähnlich wie bei einem Lippenstift oder Damenbinden, um reinen Weiberkram handelte. Apropos Damenbinden, schoss es mir durch den Kopf, gibt es eigentlich Windeln für Hundebabys? Falls nicht, ist das eindeutig eine Marktlücke!
Mit Eimer und Lappen bewaffnet, machte ich mich zähneknirschend daran, die Schweinerei zu beseitigen. Der Welpe, der wohl glaubte, dass es sich dabei um ein neues Spiel handelte, kam sofort angeflitzt und verfolgte bellend den Putzlappen. Ich versuchte, mir den Kindern gegenüber nicht anmerken zu lassen, wie viel Angst ich vor dem vierbeinigen Familienzuwachs hatte. Ohne den Hund, der aufgeregt kläffend um mich herumsprang, zu beachten, wischte ich mit klopfendem Herzen den Parkettboden. Einfach ignorieren, einfach ignorieren, schärfte ich mir ein. Was leichter
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