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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Ihr plötzlicher Stimmungsumschwung fachte mein Misstrauen noch weiter an. Sie bat mich sogar herein, ohne vorher nach dem Grund meines Besuchs zu fragen. Ich folgte Hannah ins Wohnzimmer und sah mich neugierig um. Geschmackvolle Einrichtung, alles tipptopp aufgeräumt und sauber, aber das war bei einer Perfektionistin wie Hannah auch nicht anders zu erwarten gewesen.
    »Was kann ich für dich tun, Louisa?«
    Die Finger von meinem Schwager zu lassen wäre für den Anfang schon nicht schlecht, hätte ich liebend gerne geantwortet. Aber zu so viel Direktheit fehlte mir der Mut, denn Hannah würde garantiert direkt zu Daniel laufen und petzen.
    »Ich habe die Anmeldung für das Feriencamp in Christophers Fußballtasche gefunden«, improvisierte ich aufs Geratewohl. »Und ehrlich gesagt bin ich noch ein wenig unschlüssig, ob wir Christopher erlauben sollen mitzufahren. Weißt du schon, ob Florian daran teilnehmen wird?«
    »Ich denke schon. Aber Flori und ich hatten noch keine Gelegenheit, in Ruhe darüber zu sprechen.«
    Apropos Ruhe ...
    »Wo ist Florian eigentlich?«, fragte ich aus einer plötzlichen Eingebung heraus. »Es ist so still im Haus.«
    »Flori schläft heute bei einem Freund.«
    »Hab ich’s doch gewusst«, entfuhr es mir.
    Das konnte kein Zufall sein. Die Frau war so durchschaubar wie Plexiglas! Wie hatte ich auch nur eine Sekunde daran zweifeln können, dass Hannah etwas im Schilde führte?! Unfassbar! Sie hatte sogar ihren Sohn ausquartiert, um mit Daniel ungestört zu sein.
    »Wie bitte?« Hannah zog fragend die Augenbrauen nach oben.
    »Hab ... hab ich’s doch gewusst«, mein Blick fiel auf das Bücherregal, »dass du Dostojewski liest«, beendete ich den Satz hastig.
    »Ach, die alten Schinken.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die hat mein Mann nach unserer Scheidung vergessen mitzunehmen.«
    »Warum habt ihr euch eigentlich scheiden lassen, du und dein Mann?«, fragte ich neugierig. Dostojewski war bestimmt nicht jedermanns Sache, aber noch lange kein Scheidungsgrund. »Oder ist die Frage zu indiskret?«
    »Was sollte indiskret daran sein?« Hannahs Mundwinkel wirkten leicht verkniffen. »Ist ja schließlich allgemein bekannt, dass Frank seine Sekretärin gebumst hat.«
    Von Hannahs Ausdrucksweise war ich gelinde gesagt ein wenig überrascht. Wer hätte das gedacht! Offenbar verstand sich Hannah nicht nur auf deftige Aufläufe. Für einen kurzen Moment konnte ich einen Blick hinter ihre ach so perfekte Fassade erhaschen.
    »Ausgerechnet seine Sekretärin? Das ist ja wie in einem schlechten Film. Was für ein Flittchen«, empörte ich mich. »Sich mit einem verheirateten Mann einzulassen ist nun wirklich das Letzte.«
    Hoffentlich schrieb Hannah sich das hinter die Ohren! Sie musste schließlich am besten wissen, wie sich so eine »feindliche Übernahme« anfühlte.
    »Tut mir leid, das sehe ich anders.« Hannah verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Tatsächlich?!?« Meine Kinnlade klappte nach unten.
    »Wenn so etwas passiert, hat schon vorher irgendetwas in der Ehe nicht gestimmt. Rückblickend betrachtet muss ich Franks Sekretärin sogar dankbar sein.«
    Wie bitte?! Der Therapeut, der Hannah das eingeimpft hatte, musste eine schöne Stange Geld an ihr verdient haben. Oder die Gute hatte in ihrer Kindheit zu viele Pippi-Langstrumpf-Bücher gelesen! Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt ... Womöglich war sie sogar der Ansicht, dass sie Nina einen Gefallen tat, wenn sie ihr den Ehemann ausspannte.
    Ich wünschte, ich wäre nicht hergekommen, denn nun war ich noch besorgter als vor diesem Gespräch. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend kehrte ich kurze Zeit später nach Hause zurück.
    »Papa ist gegangen, ohne uns einen Gutenachtkuss zu geben«, schmollte Lukas, der bereits seinen hellblauweiß geringelten Schlafanzug trug und darin zum Knuddeln aussah.
    »Dafür gibt er dir morgen bestimmt zwei.« Tröstend strich ich ihm über die Wange.
    »Ohne Papis Gutenachtkuss können wir aber nicht einschlafen«, bekam Lukas von seinem Zwillingsbruder, ebenfalls im Ringellook, Schützenhilfe.
    Die Arme vor der Brust verschränkt, saßen die zwei im Schneidersitz auf dem Boden des Kinderzimmers. Was sollte das werden? Ein Sitzstreik? Ich redete mit Engelszungen auf sie ein, ich drohte, ich lockte, ich bettelte, aber die beiden waren nicht dazu zu bewegen, ins Bett zu gehen. Schließlich kapitulierte ich.
    »Na schön, ihr habt gewonnen. Dann werde ich euren Papi wohl bitten

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