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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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verkniff ich mir lieber.
    Kopfschüttelnd ging ich nach unten ins Wohnzimmer. Was tun mit dem angebrochenen Abend? Ich stellte den Fernseher an, zappte lustlos durch die Programme und blieb schließlich bei einem Krimi hängen. Aber ich war nicht richtig bei der Sache. Während auf der Mattscheibe ein Serienmörder sein Unwesen trieb und in seinem Keller Frauenleichen hortete wie andere Leute alte Zeitungen, rutschte ich unruhig auf dem Sofa herum. Schuld an dem beklemmenden Gefühl in meiner Brust waren jedoch nicht die vielen unappetitlichen Leichen, sondern der Gedanke an meine Schwester. Sie hatte mir nicht nur ihre Kinder, sondern auch ihren Ehemann anvertraut, und langsam, aber sicher fragte ich mich, ob ich dieses Vertrauen wirklich verdient hatte.
    Okay, mit den Jungs kam ich gut zurecht, von kleineren Zusammenstößen einmal abgesehen. So war ich am Vortag beispielsweise mit Christopher aneinandergerasselt, weil ich beim Putzen in seinem Zimmer Geld gefunden hatte. Zu viel Geld für einen Neunjährigen, wie ich fand. Nachdem er sich geweigert hatte, mir zu verraten, wo er die knapp hundert Euro herhatte, war mir nichts anderes übrig geblieben, als Daniel einzuschalten. Ihm gegenüber hatte Christopher schließlich zugegeben, dass er das Geld von seiner Großmutter geschenkt bekommen hatte. Klar, die schon wieder! Wie kam sie bloß dazu, dem Jungen so viel Geld zuzustecken? Noch dazu, ohne das vorher mit Daniel abzusprechen! Typisch Erika. Trotzdem hatte ich Daniel gebeten, das sicherheitshalber noch einmal nachzuprüfen. Zu meiner großen Überraschung – und nicht minder großen Freude! – war Christopher nach unserer Auseinandersetzung von sich aus zu mir gekommen und hatte sich für sein trotziges Verhalten entschuldigt. Nun war zwischen uns alles wieder im Lot. Und die Zwillinge hätte ich sowieso den ganzen Tag nur knuddeln können. Als Mutterersatz auf Zeit machte ich mich also gar nicht mal so schlecht, aber als Männernanny war ich eine echte Lachnummer. Verdammt, ich konnte doch nicht in aller Seelenruhe hier rumsitzen, während Daniel zum Seitensprung ansetzte!
    Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Hannah und Daniel und mein Blick von der Mattscheibe zum Fenster. Seufzend schaltete ich die Glotze ab. Irgendwann, es musste so etwa zwischen Leiche vier und fünf gewesen sein, hatte ich ohnehin den Anschluss verpasst. Was sich da drüben auf der anderen Straßenseite wohl gerade abspielte? Im Gegensatz zu Vicky schien Hannah ihre Privatsphäre heilig zu sein. Die Vorhänge ihres Wohnzimmers waren zugezogen. Was mir nun auch wieder nicht passte. Ha, bestimmt hatte sie etwas zu verbergen! Was genau, darüber konnte ich nur spekulieren, und so steigerte ich mich immer weiter in wilde Fantasien hinein: Daniel und Hannah, die über den Esstisch hinweg tiefe Blicke austauschten und sich dabei gegenseitig mit Käsehäppchen fütterten, war noch eine der harmloseren, jugendfreien Varianten. Möglicherweise waren sie ja auch bereits mit dem Essen fertig und steckten sich anstelle von Nahrungsmitteln andere Dinge in den Mund ... Schockschwerenot – bei dieser Vorstellung wurde mir ganz schlecht. Dann schon lieber Käsewürfel! Doch sosehr ich mich auch bemühte, die Bilder in meinem Kopf ließen sich nicht so einfach abstellen. Wenn es sich wenigstens um einen Stummfilm gehandelt hätte! Aber mein Unterbewusstsein war gründlich, es sorgte sogar für die passende akustische Untermalung. Mir war, als könnte ich laute, ekstatische Jauchzer hören. Dann folgte ein wildes Rumoren und Poltern – an dieser Stelle musste bei der Vertonung etwas schiefgelaufen sein, denn Bild und Ton passten irgendwie nicht mehr zusammen.
    Hey, Moment mal! Die Geräusche hatte ich mir gar nicht eingebildet. Sie waren tatsächlich da und kamen von oben, aus der ersten Etage.
    So schnell mich meine Füße trugen, rannte ich die Treppe hinauf, um nachzuschauen, ob bei den Kindern alles in Ordnung war. Als ich die Tür zu Lukas’ und Finns Zimmer aufriss, traf mich ohne Vorwarnung ein Geschoss am Kopf, kurz darauf folgte das zweite.
    »Ihr Schlingel, na wartet!«
    Ich griff nach einem der Kissen, die zu meinen Füßen gelandet waren, und feuerte es auf die heftig kichernden Zwillinge. Angelockt durch den Tumult, kam auch Christopher angeflitzt. Natürlich ließ er sich nicht lange bitten und mischte munter mit. Meine Güte, wie lang war es her, dass ich das letzte Mal eine Kissenschlacht gemacht hatte? Aber ich kam erstaunlich

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