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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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schnappte Jette sich ein paar herumliegende Geschirrtücher und hängte sie an die dafür vorgesehenen Haken. »Hier sieht’s wild aus. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen aufzuräumen. Ich hab die halbe Nacht an dem Manuskript für mein Kochbuch gesessen.«
    »Kein Problem, ich bin Schlimmeres gewohnt.«
    Und das war nicht nur einfach so dahingesagt. Am vergangenen Tag hatten Lukas und Finn zur Abwechslung mal nicht Power Rangers oder Piraten, sondern Hänsel und Gretel gespielt. Zumindest nahm ich das an, denn zusätzlich zu dem üblichen Chaos hatte anstelle von Brotkrumen eine Spur Kekskrümel quer durch das ganze Haus geführt.
    »Setz dich doch noch einen Moment, während ich hier Platz schaffe.« Jette lachte. »Ach so, können vor Lachen.« Sie begann, für mich einen Stuhl, auf dem jede Menge Zeug lag, frei zu räumen.
    »Lass nur, ich mach das schon.« Ich griff nach einem dunkelblauen Pullover, der über der Stuhllehne hing, und stutzte. Irgendwo hatte ich dieses Teil schon mal gesehen, und zwar definitiv nicht an Jette. Die hätte da locker zweimal hineingepasst. »Sag mal, ist das nicht Daniels Pullover?«, fragte ich so ruhig wie möglich und versuchte dabei, das leise Summen in meinem Kopf zu überhören.
    Überrascht sah Jette auf. »Stimmt, du hast recht. Der gehört Daniel. Bist du so lieb und nimmst ihm den nachher mit? Sicher vermisst er das gute Stück schon.«
    Daniels Pullover – hier in Jettes Haus? Wie sollte ich mit diesem überraschenden Fund umgehen? Um Zeit zu gewinnen, zupfte ich ein paar imaginäre Flusen von dem Pullover. Ob es mir nun gefiel oder nicht: Ich musste Jette ganz einfach fragen, wie sie in den Besitz des Pullovers gelangt war. »Was macht Daniels Pullover denn hier in deiner Küche?«
    »Ich schätze, er hat ihn wohl hier vergessen, als er neulich abends vorbeigekommen ist, um mir zu sagen, dass das Licht an meinem Auto an war.« Jette räumte, ohne mich anzusehen, geschäftig ein paar Töpfe zur Seite. »Das war echt nett, denn sonst wäre meine Batterie am nächsten Morgen garantiert leer gewesen.«
    »Und an der Haustür hat er plötzlich Hitzewallungen bekommen und sich seinen Pullover vom Leib gerissen?«, versuchte ich mit einem schiefen Grinsen zu scherzen.
    Jette kicherte. »Ich wusste gar nicht, dass Männer in den Wechseljahren auch Hitzewallungen bekommen. Natürlich hat er den Pullover nicht vor der Tür ausgezogen, sondern hier drinnen. Ich hab ihn eingeladen, ein Stück von meiner Tarte au Chocolat zu probieren. Ich brauchte nämlich gerade ein Versuchskaninchen und da ...« Mitten im Satz brach sie ab, binnen Sekunden färbte sich ihr Gesicht puterrot. »Du denkst doch nicht etwa, Daniel und ich ...?!«
    »Sag du mir, was ich denken soll.«
    »Spinnst du?! Ich würde nie im Leben etwas mit einem verheirateten Mann anfangen. Außerdem hat Daniel drei Kinder! Ich würde nicht nur eine Ehe, sondern eine ganze Familie zerstören. Traust du mir so etwas zu?!« Jettes zierlicher Körper bebte vor Empörung. »Glaubst du wirklich, dass ich dir so dreist ins Gesicht lügen könnte? Wenn das so ist, haben wir uns nichts mehr zu sagen. Du weißt ja, wo die Tür ist.«
    »Entschuldige bitte«, murmelte ich zerknirscht. »Ich weiß auch nicht, was da gerade in mich gefahren ist.«
    Jettes Stimme klang verletzt. »Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber irgendwie dachte ich, wir seien mittlerweile so etwas wie Freundinnen.«
    Als ich sah, wie sehr Jette mein Misstrauen getroffen hatte, schämte ich mich in Grund und Boden. Ich hätte es ihr nicht verdenken können, wenn sie mich zum Teufel gejagt und nie wieder auch nur eine Silbe mit mir gesprochen hätte. Mir war wirklich nicht mehr zu helfen. Total paranoid. Dass ich ausgerechnet Jette unterstellt hatte, es auf meinen Schwager abgesehen zu haben, war schon echt krank. Andererseits ... Ach was!
    »Es tut mir so leid. Verzeihst du mir?«, fragte ich flehend und versuchte, den dicken Kloß in meinem Hals herunterzuwürgen. Doch das Biest bewegte sich nicht von der Stelle. Die Vorstellung, in Zukunft auf Jette verzichten zu müssen, machte mir schwer zu schaffen. »Nimmst du meine Entschuldigung an?«
    Jette sah mich durchdringend an. »Na schön, aber schalte in Zukunft erst mal dein Gehirn ein, bevor du solche Verdächtigungen von dir gibst, hörst du?!«
    Ich nickte stumm.
    Jette zog ein scharfes Messer aus dem Holzblock, der auf der Arbeitsplatte stand. Zum Glück hatte sie sich wieder ein bisschen

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