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Maenner in Freilandhaltung

Maenner in Freilandhaltung

Titel: Maenner in Freilandhaltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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beruhigt, sonst hätte ich aus Sorge um meine Gesundheit schleunigst das Weite gesucht.
    »Da!« Sie drückte mir das Messer in die Hand. »Du schneidest heute ganz allein die Zwiebeln. Ich habe gerade umdisponiert. Statt Reibekuchen steht Zwiebelkuchen auf dem Lehrplan. Strafe muss sein.«
    Die Wetterfrösche hatten recht behalten, an diesem Nachmittag schüttete es wie aus Eimern. Obwohl ich eine Abkühlung herbeigesehnt hatte, war Petrus’ Timing lausig. Musste es ausgerechnet regnen, wenn ich Christopher das erste Mal zum Fußball begleitete? Zudem hatte der Trainer für diesen Tag ein Freundschaftsspiel gegen die E-Junioren des Nachbarortes organisiert. Das würde eine schöne Schlammschlacht geben.
    Während Finn und Lukas, wasserdicht verpackt in Regenklamotten und Gummistiefeln, hinter dem Clubhaus in den Pfützen herumsprangen, gesellte ich mich zu den anderen Müttern, die mit Regenschirmen bewaffnet tapfer am Spielfeldrand ausharrten. Was tat man nicht alles für den Nachwuchs! Zu spät entdeckte ich, dass ich mich ausgerechnet neben Hannah gestellt hatte. Nach einer etwas unterkühlten Begrüßung wandten wir unsere Aufmerksamkeit den Geschehnissen auf dem Platz zu. Das Spiel wurde gerade angepfiffen. Bereits nach wenigen Minuten fragte ich mich, warum die Jungs sich so etwas in ihrer Freizeit antaten. Freiwillig! Während sie daheim die meisten Anweisungen geflissentlich ignorierten oder mit dem Jugendamt drohten, wenn man es wagte, die Stimme zu erheben, schienen sie den Befehlston des Trainers ganz normal zu finden. Ich zuckte jedes Mal erschrocken zusammen, wenn er seine Anweisungen wie ein Oberfeldwebel quer über den Platz brüllte. Auch bei der Wortwahl war der Trainer keineswegs zimperlich. »Leon, jetzt beweg doch mal endlich deinen Arsch nach vorne!«, schrie er beispielsweise mit hochrotem Kopf. Und was tat Leon? Er stolperte brav in den gegnerischen Strafraum, obwohl all seine Mannschaftskameraden längst wieder in die eigene Spielfeldhälfte zurückgelaufen waren ...
    Zu meiner großen Erleichterung zog Christopher nur selten den Unmut des Trainers auf sich. Obwohl ich bei einer Schwalbe automatisch an »macht noch keinen Sommer« dachte und die Abseitsregel für mich ein Buch mit sieben Siegeln war, erkannte sogar ich, dass Christopher ausgesprochen talentiert war und über viel Ballgefühl verfügte. Ich platzte fast vor Stolz.
    Hannahs Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihr mit Florian ähnlich, und für einen kurzen Moment vergaßen wir, dass wir uns nicht unbedingt freundlich gesinnt waren. In stillem Einvernehmen lächelten wir uns an.
    »Die Jungs haben es echt drauf, oder?«
    »Das kannst du wohl laut sagen.«
    Hannah warf schwungvoll ihre roten Haare in den Nacken. Trotz der feuchten Witterung saß ihre Frisur perfekt. Ich nahm an, dass sie bei Gaby eine Flasche Spezialhaarspray erstanden hatte. »Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Florian amtierender Torschützenkönig ist? Christopher spielt natürlich auch nicht übel. Bloß schade, dass er noch kein einziges Tor in dieser Saison geschossen hat.«
    »Ich bin kein Fußballexperte, aber wenn mich nicht alles täuscht, ist das auch nicht die Aufgabe eines Verteidigers«, konterte ich.
    Und in dieser Tour ging es nach der Halbzeitpause weiter. Hannah und ich beharkten uns mindestens genauso heftig wie die Spieler auf dem Platz. Endlich wurde die Partie abgepfiffen. Unsere Jungs hatten 3:2 gewonnen, und Hannah und ich trennten uns nach einigen Fouls auf beiden Seiten mit einem Unentschieden.
    Während die siegreichen Fußballer zum Duschen in den Umkleidekabinen verschwanden, bewunderte ich gemeinsam mit Lukas und Finn die Pokale, die in einer großen Vitrine im Clubhaus ausgestellt waren.
    »Ich will auch so einen Pokal haben«, erklärte Finn mit glänzenden Augen und zeigte auf eine besonders große goldene Trophäe mit verschnörkelten Griffen. »Genauso einen wünsche ich mir zu meinem nächsten Geburtstag.«
    Ich versuchte ihm zu erklären, dass ein Pokal eine Auszeichnung für besondere sportliche Leistungen war. Man ging nicht einfach ins nächste Geschäft, um einen zu kaufen. Man musste ihn sich erkämpfen. Aber Finn beharrte hartnäckig darauf, dass er genauso einen Pokal haben wollte. Ich seufzte. Wenn es eine Auszeichnung für den größten Sturkopf der Nation gäbe, hätte Finn sie verdient. Obwohl es sich der Gerechtigkeit halber um einen Wanderpokal handeln müsste, der zwischen ihm und seinem

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