Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
im Keim erstickt hat. Angstvoll mustert Bastian seine Exfreundin. Als sie lächelt, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Er geht ein paar Schritte auf Silja zu, bis er ganz unverhofft den Duft ihres Shampoos in der Nase hat. Zimt und Rosmarin. Bastian Kreuzer hatte ganz vergessen, wie verrückt er nach diesem Duft einmal gewesen ist. Doch bevor er Silja endlich um ein privates Date bitten kann, öffnet sich die Tür.
»Seht mal, wer uns die Ehre eines persönlichen Besuches erweist …«
Mit diesen Worten betritt Sven Winterberg dicht gefolgt von Dr. Bernstein, dem Gerichtsmediziner, den Raum.
»Moin, Moin zusammen. Ich habe interessante Neuigkeiten und wollte es mir nicht nehmen lassen, Ihnen sofort davon zu berichten.«
Bastian Kreuzer schluckt die Enttäuschung herunter und weist auf einen der freien Stühle. Es fällt ihm schwer, einen leichten Tonfall anzuschlagen.
»Endlich! Um ehrlich zu sein, wir waren schon ziemlich verzweifelt. Gerade ist uns wieder ein Verdächtiger vom Haken gegangen, und das nächste Telefonat mit unserer leicht in Rage zu bringenden Staatsanwältin wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
Dr. Bernstein schmunzelt. »Na, dann will ich mal hoffen, dass sich meine Entdeckung auch als heiße Spur erweist. Jedenfalls kann ich Ihnen eines versichern: So ein Fund ist mir in meinen gesamten Dienstjahren noch nicht untergekommen.«
»Machen Sie’s nicht ganz so spannend, Bernstein.« Bastian legt die Hände bittend zusammen und deutet ironisch eine demütige Geste an. »Sie sehen doch, dass wir schon jetzt alle drei an Ihren Lippen hängen.«
Wieder lächelt Bernstein und legt das Protokoll der Leichenöffnung auf Bastians Schreibtisch. »Hier steht alles ausführlich drin. Wie immer. Etliche Laborergebnisse fehlen natürlich noch, hexen können die Kollegen auch nicht, aber das Entscheidende hat ohnehin nichts mit Tröpfchen und Zellen zu tun …«
»Bernstein, jetzt machen Sie schon!«
Der Gerichtsmediziner holt tief Luft. Erwartungsvoll blickt er von Bastian zu Silja und von dieser zu Sven. Dann sagt er leise: »Immer mit der Ruhe und ganz von vorn. Also. Marga Mönchinger ist erwürgt worden. Wie ihre Vorgängerin auch. Vorher wurde sie gefoltert. Die zahlreichen Schnitte am Körper waren ja nicht zu übersehen. Die Verletzungen sind ihr mit ziemlicher Sicherheit mit einer Rasierklinge zugefügt worden. Sie waren für sich genommen nicht allzu tief, trotzdem muss die Prozedur sehr schmerzhaft gewesen sein. Fast die gesamte Haut ist beschädigt worden, und überall sitzen feinste Nervenrezeptoren. Irgendwann hält das der stärkste Mann nicht mehr aus.«
»Bitte, Dr. Bernstein«, fällt ihm Silja ins Wort. »Ich glaube, wir können uns das alle bildlich vorstellen.«
Bernstein nickt und räuspert sich. »Na gut, ganz wie Sie meinen. Ich wollte nur anschaulich sein. Marga Mönchinger hat jedenfalls recht heftig versucht, sich zu wehren, aber da sie an Hand- und Fußgelenken gefesselt war, hatte sie keine Chance. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich denke, dass keine Ohnmacht sie von ihren Qualen erlöst hat. Das konnte erst ihr Tod. Er trat übrigens zwischen 01.30 und 02.30 Uhr am Dienstagmorgen ein.«
»Okay, danke für die Zusammenfassung. Aber so richtig neu war das für uns alle ja nicht, oder?« Bastian Kreuzer blickt fragend in die Runde.
Als Sven und Silja die Köpfe schütteln, reagiert der Rechtsmediziner mit einer beschwichtigenden Geste.
»Warten Sie ab, das Neue kommt schon noch. Aber zunächst zu den Gemeinsamkeiten beider Fälle. Ebenso wie die erste Leiche weist auch der Körper Marga Mönchingers keinerlei Fingerabdrücke auf. Er ist nach Eintritt des Todes gründlich gewaschen worden, diesmal allerdings nicht in Meerwasser, sondern in Leitungswasser. Der Bademantel, mit dem die Leiche anschließend bekleidet wurde, hilft uns leider nicht viel weiter. Es ist ein verbreitetes Fabrikat, also ziemlich unspezifisch. Ich tippe auf Hotelware, die Brusttasche war abgetrennt, wahrscheinlich, weil dort mal ein Logo drauf war.«
Als Bernstein sieht, dass der ungeduldige Hauptkommissar ihn schon wieder unterbrechen will, hebt er schnell die Hand. »Einen Moment noch, Kreuzer, Sie werden gleich erlöst, denn jetzt komme ich zum interessantesten Punkt: Natürlich habe ich den Körper nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich untersucht. Dazu gehört bei weiblichen Leichen, wie Sie wissen, eine genaue Prüfung der Vagina. Das Laborergebnis des Abstrichs steht
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