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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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über die Schulter zu sehen. Es dauert nur wenige Sekunden, dann zeigt Siljas Bildschirm die Liste aller Sylter Bankfilialen an. Deutsche Bank, HypoVereins- und Commerzbank in Westerland, außerdem die Sparkasse in List. Sogar die Öffnungszeiten der Filialen stehen dabei.
    »Die Mönchinger hat in Westerland gewohnt, da wird sie wohl kaum einen Safe in List gemietet haben, oder?«, murmelt Silja, während sie zum Telefon greift.
    »Vielleicht gerade. Kann ja sein, dass man sie und ihren Mann in Westerland kennt«, gibt Bastian zu bedenken.
    »In allen drei Banken?« Silja zieht zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Außerdem ist die Deutsche Bank in Westerland sowieso die einzige, die jetzt noch geöffnet hat.«
    Während Silja den dortigen Filialleiter um Rückruf bittet und dann ein sehr knappes Gespräch mit ihm führt, ziehen sich Sven und Bastian ans Fenster zurück.
    »Was glaubst du, ist in dem Safe?«, fragt Sven.
    »Wahrscheinlich nichts, was uns weiterhilft.« Bastian zuckt resigniert die Schultern. »Geld, Schmuck, Papiere, was weiß ich. Wahrscheinlich hatte Marga Mönchinger weit mehr Gründe, etwas vor ihrem Ehemann zu verstecken als vor ihrem Mörder.« Dann senkt er seine Stimme zu einem Flüstern und fügt mit einem Seitenblick auf die telefonierende Kollegin an: »Und wenn du mich fragst: Die These mit einer Frau als Mörderin ist doch Quatsch. Frauen misshandeln keine Frauen. Und wenn, dann nehmen sie keine Rasierklingen dazu. Das sind typische Männerinstrumente.«
    »Das habe ich gehört, Bastian«, kommt vom Schreibtisch jetzt die Stimme Siljas. »Ich will mich nicht wieder mit dir streiten, aber ich möchte dich doch daran erinnern, dass wir uns im letzten Sommer genau darüber in die Haare gekriegt haben.«
    »Glaubst du, das könnte ich vergessen haben?«, setzt Bastian versöhnlich an, wird aber sofort von ihr unterbrochen.
    »Und nur damit das schon mal klar ist: Ich bin auch nicht sicher, ob wir wirklich nach einer Frau suchen sollten, obwohl diese Christa Mönchinger ja durchaus ein Motiv gehabt hätte. Übrigens: Die Deutsche Bank können wir schon mal streichen. Das entsprechende Schließfach gehört einem Mann, der dem Filialleiter persönlich bekannt ist.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragt Sven mutlos.
    »Wir fahren zu Christa Mönchinger«, erklärt Bastian entschieden und ignoriert die überraschten Blicke seiner beiden Kollegen. »Sicher ist sicher.«

Donnerstag, 23. Juni, 16.26 Uhr,
Zwischen den Hedigen,
Westerland
    Zitternd liegt Christa Mönchinger am Boden ihres Zimmers. Immer noch schmerzt die Hüfte, aber schlimmer, viel schlimmer als der körperliche ist der seelische Schmerz. Hubert hat sie gestoßen, Hubert hat sie getreten. Christa kann es einfach nicht fassen. Ihr Bruder, ihr einziger leiblicher Verwandter, der Mann, für den sie alles getan hätte und so vieles getan hat, ist ihr gegenüber gewalttätig geworden. Jetzt, wo doch endlich alles gut werden soll, jetzt, wo die verhasste Schwägerin endlich tot ist und es nur noch darum geht, Hubert aus dem Fokus der Polizei herauszuhalten, ausgerechnet jetzt wendet sich der Bruder gegen sie.
    Warum kann, warum will er nicht begreifen, dass Marga eine Schlampe war, dass es ein fataler Fehler war, sie zu heiraten, und dass Margas Tod das Beste war, was ihm, Hubert, passieren konnte?
    Christa Mönchinger dreht sich stöhnend auf die Seite und richtet sich langsam auf. Wenn nur die Hüfte nicht gebrochen ist, denkt sie bangend, aber darum kann sie sich jetzt nicht kümmern. Und sie kann auch keine Rücksicht mehr auf den guten Leumund ihres Bruders nehmen. Dann sollen sich die Nachbarn eben über seine unmögliche Ehe und Margas zweifelhaftes Vorleben die Mäuler zerreißen. Das Wichtigste ist jetzt, den Bruder komplett aus der Schusslinie zu nehmen. Und darum sollte die Polizei von dieser merkwürdigen Handynummer erfahren, die Marga offenbar regelmäßig angerufen hat, zuletzt wenige Minuten, bevor sie das Mönchingersche Haus endgültig verlassen hat. Eine Nummer, die auch Christa schon mehrmals angeklingelt hat, ohne dass sich allerdings jemals jemand gemeldet hätte.
    Zwar hat Hubert seine Schwester eingeschlossen, in ihrem eigenen Zimmer, in ihrem eigenen Haus eingeschlossen – Christa gibt sich große Mühe, die Ungeheuerlichkeit dieses Vorgangs fürs Erste zu verdrängen –, aber er hat sie nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Der Bruder hat Margas Handy mitgenommen, doch an Christas eigenes Handy hat er

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