Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Kollegin wird vermutlich Ihre Freundin gerade um Ähnliches bitten. Erst wenn wir beide Aussagen verglichen haben, kann ich mehr sagen.«
Manfred Pabst nickt, dann holt er tief Luft und beginnt zu reden.
Donnerstag, 23. Juni, 15.33 Uhr,
Zwischen den Hedigen,
Westerland
»Du hast sie umgebracht, gib es endlich zu«, brüllt Hubert Mönchinger, während er sich auf die Schwester wirft.
Christa Mönchinger kippt nach hinten, wobei ihr Margas Handy aus der Hand rutscht. Sofort greift Hubert danach.
»Dass du das hier hast, ist der beste Beweis dafür. Niemals hätte Marga dir ihr Telefon freiwillig gegeben!«
»Hat sie auch nicht. Ich hab’s ihr heimlich aus der Tasche genommen, als sie gegangen ist.« Christa Mönchinger richtet sich auf und sieht ihrem Bruder eindringlich in die Augen. »Und wenn du mir nur ein paar Sekunden Zeit gibst, dann kann ich dir etwas zeigen, was dein Bild von Marga im Nu ändern wird.«
Für einen Moment ist es still im Raum. Ein Sonnenstrahl liegt auf Christas Schulter, als wolle er sie streicheln. Ein weiterer läuft quer über Huberts Hosenbein. Mönchinger spürt die Wärme durch den Stoff und erinnert sich plötzlich überdeutlich an die Wärme, die Margas Hand auf seinem Glied erzeugen konnte. Es war eine Wärme, die sich in wenigen Augenblicken zur Hitze steigern und in eine in seinem bisherigen Leben nie gekannte Lust münden konnte. Es war eine Wärme, die er nie wieder spüren wird. Und wer ist schuld daran?
Mit einem kräftigen Stoß gegen die Brust schleudert Hubert Mönchinger seine Schwester erneut zu Boden.
»Ein paar Sekunden Zeit willst du haben? Um schamlos das Andenken meiner Frau zu schänden. Das könnte dir so passen! Nichts will ich von dir hören, nichts! Niemals! Hast du verstanden?«
Mit voller Wucht tritt Hubert seiner Schwester gegen die Hüfte. Christa Mönchinger stöhnt auf, dann rollt sie sich zur Seite und legt schützend die Hände über den Kopf. Doch Hubert Mönchinger ist schon an der Tür. Er zieht erst den Schlüssel von innen aus dem Schloss und dann die Tür hinter sich zu. Ein schabendes Geräusch verrät Christa, dass ihr eigener Bruder sie gerade in ihrem Zimmer eingeschlossen hat. Fassungslos hört sie, wie sich seine Schritte entfernen. Das Handy seiner Frau hat er mitgenommen.
Donnerstag, 23. Juni, 16.12 Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
»Wenn ich gewusst hätte, dass Manfred Pabst schon bei der Rückfahrt im Auto zusammenklappt, hätte ich mir die mühsame Kleinarbeit mit dieser Marleen Anding ja wohl sparen können«, schimpft Silja, während sie vom geöffneten Fenster aus verfolgt, wie der Analytiker mit seiner Freundin in einen Streifenwagen steigt, der beide zurück nach List bringen wird.
»Silja, der Typ hat ganz plötzlich begonnen auszupacken, da wollte ich ihn auf keinen Fall allein lassen, um dir Bescheid zu sagen. Du weißt ebenso gut wie ich, dass Verdächtige es sich jederzeit anders überlegen können, und wie wichtig es ist, sie in dieser Phase der Vernehmung gar nicht erst zum Nachdenken kommen zu lassen.«
Silja wendet sich vom Fenster ab und lässt sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen. »Hast ja recht. Ich ärgere mich nur über die Zeitverschwendung. Nach dem Alibi für die Nacht des ersten Mordes hätte ich diese Anding eigentlich gar nicht mehr fragen müssen. Nur nach der zweiten Mordnacht.«
»Ganz so sehe ich das nicht. Immerhin hat Marleen Anding im ersten Fall ziemlich schnell die Nerven verloren und zugegeben, dass das Alibi abgesprochen war. Für die Nacht des zweiten Mordes haben wir dagegen erstaunlich übereinstimmende Aussagen von ihr und dem Analytiker. Es gibt zwar hin und wieder kleinere Abweichungen und Ungenauigkeiten, aber wir wissen schließlich beide, dass das eher ein Zeichen dafür ist, dass hier die Wahrheit gesagt worden ist.«
Silja nickt. »Mit allen Erinnerungslücken und Widersprüchen, die man in so einem Fall erwarten muss. Ganz genau.« Sie zögert kurz, dann redet sie weiter. »Entschuldige bitte, dass ich dich so angefahren habe, aber irgendwie macht es mich fertig, dass wir einfach nicht weiterkommen. Es kann doch nicht sein, dass direkt vor unserer Nase ein Typ die Frauen reihenweise umbringt und wir ihn nicht zu fassen kriegen.«
»Silja?«, Bastian erschrickt fast über seinen eigenen Tonfall. Es ist deutlich zu hören, dass er gerade dabei ist, das Gespräch auf ein privates Thema zu bringen. Eine Aktion, die Silja in den vergangenen Monaten immer sofort
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